Freitag, 15. Juni 2012

Mit einem Pfund Steine in der Tasche von Huaraz nach Huanuco

Hier wird alles verwertet - Einlage für eine gute Suppe.

Gewürze gleich Sackweise.

Für einen Schwatz auf der Strasse haben die Menschen hier immer Zeit.

Ein letzter Blick auf die Cordilliera Blanca.

Warnung: Es geht in die Höhe - und damit sind Gefahren verbunden.

Wie ein Wurm schlängelt sich die Strasse in unendlichen Kurven hoch.

Am "Abra Yana Shalla" auf 4.540 Metern - Höhenrekord !!!

Die Krone der Incas.
   
Hier leben die Menschen in den Bergdörfern Perus - kleine Lehmhütten.


Huaraz hat mich nicht so schnell gehen lassen, wie ich wollte. Die Medikamente haben meinem Rücken nicht geholfen - und darum habe ich drei Tage in folge einen Chiropraktiker besucht. Er hat es wieder hinbekommen. Ferner musste ich mal wieder zum Zahnarzt - dass kommt davon, wenn man zum Cola-Yunke wird. Die vergebliche Suche nach einer neuen Isomatte hat dann die restliche Zeit in Anspruch genommen. Kein Trekking und keine Ahnenforschung (Pater Leopoldo - ein Onkel von Ludger Twehues - war hier fast 30 Jahre als Pater tätig und unter seiner Regie wurde eine Kirche und Schulen errichtet). Dafür habe ich aber Babs und Achim am letzten Tag wieder gesehen.
Nachdem alles wieder ok war, ging es nach über einer Woche Auszeit endlich weiter. Der erste Tag führte mich auf über 4.000 Meter mit tollen Blicken auf die Cordilliera Blanca und einer tollen Landschaft. Gegen Abend stand dann Camping auf über 4.000 Metern an - das war verdammt eisig und meinen Schlafsack habe ich am nächsten Tag erst verlassen, nachdem die ersten Sonnenstrahlen wärmend auf mein Zelt gefallen sind. Es ging rauf auf 4.200 Meter, dann runter auf 3.400 Meter und dann wieder rauf. Berge und Gegenwind bin ich ja nun schon gewohnt - aber dann noch dünne Luft dazu, dass lässt einen ganz schön pusten. Und trotz Sonne ist es hier oben merklich kühl. Am zweiten Tag beende ich meine Tour bereits um 16:30 Uhr und baue schnell mein Zelt auf, da es mit Wind wieder empfindlich kalt wird. Wasser und Batterien müssen neben mir noch Platz im Schlafsack finden, damit ich am morgen wenigsten etwas trinken kann und meine Kamera noch funktioniert.
In endlosen Serpentinen schlängelt sich die Strasse dem "Abra Yana Shalla" entgegen - auf 4.540 Metern. Mein neuer Höhenrekord mit dem Rad! Oben kein Schild, keine tolle Aussicht - aber dafür geht die Strasse nun endlich wieder runter. Nun komme ich im wirklichen Peru an. Orte, die wohl nie ein Tourist besuchen würde finden sich entlang der Strasse. Die Menschen leben in kleinen Lehmhütten, vielfach ohne Fenster und nur mit einer Tür die etwas Licht herein lässt. Vor den Häusern hängen vertrocknete Maiskolben. Schweine, Ziegen und Kühe werden über die Strassen getrieben und zwingen mich hier und da zum bremsen. In einigen Dörfern hat die Regierung Toilettenhäuser gebaut - Türkis gestrichene Plumsklos mit der Aufschrift: "Wir arbeiten für die Gesundheit". Es gibt keinen Strom und fließend Wasser findet man an zentralen Wasserstellen irgendwo in den Orten. Die Menschen sitzen vor den Häusern, tanzen auf den Strassen und kleine Kinder schauen und winken mit grossen Augen - oder verstecken sich erst mal. Hier ist man Gringo - hier darf man's sein. "Hola Gringo" wird mir immer freundlich zugerufen. Und natürlich die Frage, aus welchem Land ich komme.
Außerdem habe ich eine neue Aufgabe bekommen, bevor ich morgens losfahre. Wenn alles gepackt ist und das Rad startklar darsteht. fange ich an, große Steine zu sammeln und in meine Hosentasche zu stecken. Denn damit gilt es, eine neue Tierart zu verscheuchen, die mich wirklich um den Verstand bringt und mir so manches mal ganz derbes Herzklopfen beschert hat. Die Rede ist vom "peruanischen Höllenhund". Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie aggressiv und angriffslustig diese Bestien hier oben sind. Und die meisten haben nicht nur einen Hund, sondern drei und mehr. Vor zwei Tagen bin ich gegen Tagesende von fünf Hunden attackiert worden. Die haben mich regelrecht umzingelt und wurden immer aggressiver. Mein Steinvorrat war fast aufgebraucht, aber sie liessen nicht von mir ab. Selbst der Besitzer der netten Tierchen, der sich mit einem Stock einmischte, konnte die Hunde nicht beruhigen. Irgendwann hat dann seine Frau zum Fressen gerufen - und von jetzt auf gleich waren sie verschwunden. Hier hatte ich wirklich Angst. Und so geht das jetzt seit vier Tagen - mehrere Hundeattacken am Tag. Und es wird wohl noch eine Weile so bleiben. Zum Glück gibt es hier in den Bergen Steine genug. Und was ist schon ein Pfund mehr oder weniger an Gewicht.
        

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