Mittwoch, 6. Juni 2012

Liebes Tagebuch…


29.05.2012 – Casa de Ciclista in Trujillo
Bin doch erst einen Tag spaeter als geplant losgekommen, da Lucho meine Laufräder zentriert hat – fast 1cm sass drin. Ich habe noch die Kette gewechselt und abends waren wir bei Lucho zu Hause zum Essen eingeladen. Jons hat einen leckeren Linseneintopf gekocht und zum Nachtisch gab es Tiramisu und Kuchen. Da habe ich es schnell vergessen, dass ich von einem Trickbetrüger heute verarscht worden bin und mir einen falschen 50er habe andrehen lassen.

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30.05.2012 – Von Trujillo zurück in die Wüste
Radtag 196 – 110km – Fahrtzeit 7:00 Stunden - Camping
Gib einem Buchhalter keinen Schraubenschlüssel in die Hand – das wird nichts. Und genau so war es auch mit meiner neuen Kette, die ich selber gewechselt hatte. Zwei mal ist das Mistding auf meinem Weg aus Trujillo gerissen. Nach dem zweiten mal bin ich die mehr als 10km zurück in die Stadt gefahren, habe am Radladen eine neue gekauft und diese von einem Fachmann montieren lassen. Montagelohn: Eine Runde Cola für die Belegschaft. Fazit: Sie hält.
Auf der Panamericana ging es dann zügig voran. Schnell war ich wieder in der Wüste und konnte einen letzten Blick auf den Pazifik werfen. 15km nach dem Ort Chao ging es links auf eine Privatstrasse. Ab hier hieß es erst mal Abschied nehmen vom Asphalt. Auf staubiger Piste ging es auf die Berge zu. Camping war einfach neben der Strasse möglich, da es keine Häuser und fast keinen Verkehr gab.

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31.05.2012 – Mein Schützenfest mit der Hexe, oder “Wenn die Hexe schiesst”
Radtag 197 – 83km – Fahrtzeit 8:04 Stunden – Camping am Rio Santa
Böses erwachen am Morgen – ich hatte einen Hexenschuss. Packen und Schuhe zubinden hat demnach etwas länger gedauert. Eine Schmerztablette hat mir auf das Rad geholfen. Die Strasse hatte ein ganz kurzes Stück Asphalt und verwandelte sich dann  in eine obereüble Piste. Sand, Steine, Schotter, Wellblech und Schlaglöcher wie Meteoritenkrater. Meine Radfahrgeschwindigkeit ging auf ca. 5 km/h zurück. Dafür wurde die Aussicht immer besser. Die Berge links und rechts der Strasse gewannen merklich an Groesse und erstrahlten in allen nur vorstellbaren Brauntoenen unter dem stahlblauen Himmel, die Strasse (wenn man sie denn nun so nennen kann) schlängelte sich entlang dem Rio Santa kaum spürbar in die Höhe. Der Schall des Rauschens des Flusses brach sich an den Felswänden und man meinte, der Fluss fließt links und rechts. So wenig Verkehr wie hier, war ich gar nicht mehr gewohnt. Mit Rueckenschmerzen stellte ich mein Zelt am Abend irgendwo im Nichts auf.

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01.06.2012 – Die Entenschlucht
Radtag 198 – 43km – Fahrtzeit 7:11 Stunden – Camping in der Entenschlucht
Heute scheint es mit dem Rücken etwas besser – auf eine Schmerztablette kann ich verzichten. Im Schneckentempo (nicht wegen dem Rücken, sondern wegen der sog. Strasse) geht es auf den Canon del Pato zu. Eine enge Schlucht mit meterhohen Felswänden links und rechts. Der Rio Santa fließt 50 Meter unter mir und damit die enge Strasse überhaupt durch die Berge führen kann, wurden über 35 Tunnel in die Felsen geschlagen. Mal nur 10 Meter lang, dann mal wieder 150 Meter lang und stockdunkel. Die Tunnel waren interessant. Nur wenn mir in den langen Tunneln Autos entgegen kamen, habe ich schon ein ungutes Gefühl gehabt. Meine Stirnlampe war die einzige Beleuchtung und hat mich sichbar gemacht. Die meisten Autofahrer sind stehen geblieben oder sind wirklich langsam an mir vorbeigefahren. Einige Idioten sind jedoch mit voller Geschwindigkeit an mir vorbei und haben in den Tunneln soviel Staub aufgewirbelt, dass man nichts mehr sehen konnte. Und das verdammte Hupen in den Tunneln war ohrenbetäubend laut. In der Dämmerung war ich mitten in der Entenschlucht und ein Campingplatz musste her. Ich habe mein Zelt einfach in einer der Ausweichbuchten aufgestellt – zwei Meter vom Abgrund zum Fluss und fast direkt neben der Strasse. Es war eine ruhige Nacht mit tollem Mondschein.

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02.06.2012 – Nichts geht mehr
Radtag 199 – 32km – Fahrtzeit 4:09 Stunden – Hotel “Alpamayo” in Caraz
Heute bringt mich mein Rücken fast um. Zwei Schmerztabletten helfen kaum – ich brauche eine Pause, es geht nicht mehr. Zum Glück kommt heute der geheiligte Asphalt wieder und es fährt sich etwas leichter. Am Horizont sehe ich die ersten Schneeriesen der Cordillera Blanca. Gegen Mittag erreiche ich Caraz und nehme mir ein Hotelzimmer, kurz duschen (es gibt sogar warmes Wasser, was hier keine Selbstverständlichkeit ist) und ab in’s Bett. Es wird eine unruhige Nacht, da nebenan die Dorfdisco bis 05:00 Uhr morgens laute Musik spielt und Betrunkene irgendwelche Lieder grölen. Zu allem Überfluss scheint mir das Abendessen im Restaurant nebenan nicht bekommen zu sein. Durchfall – hatte ich seit Mexiko nicht mehr. Schei…. im wahrsten Sinne des Wortes.

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03. + 04.06.2012 – Wirkliche Ruhetage, wenn auch erzwungen
IMG_0843Heute morgen geht früh der Wecker, aber da ich die Nacht fast nicht geschlafen habe, der Rücken immer noch schmerzt und Durchfall dazu gekommen ist, fällt die Entscheidung nicht sehr schwer – ich bleibe noch hier. Das Hotel ist für knapp 9,00 EUR echt super und hat auch WIFI, was mir den Tag erträglicher macht. Heute lege ich wirklich den Schongang ein. Bananen, trockenes Brot, Cola und ein paar Tabletten aus meiner guten Reiseapotheke stehen auf dem Speiseplan.

Es geht zwar am darauffolgenden Tag besser, aber als radfahrtauglich würde ich das noch nicht bezeichnen. Deswegen entscheide ich mich für noch einen Ruhetag. Das Unterhaltungsprogramm des heutigen Tages: Im Ort (ca. 50 vom Hotel) wird eine neue Tankstelle eingeweiht. Riesige Boxentuerme sorgen für die Beschallung und ab 10:00 Uhr ist von Ruhe nicht mehr viel zu hören. Musik und Gesabbel dröhnen bis in mein Zimmer. Alle Motortaxis des Ortes sind vor der Tanke versammelt und bestaunen die moderne Anlage.


05.06.2012 – Heute geht es nach Huaraz – auf 3.090 Meter uNN
Radtag 200 – 71km – Fahrtzeit 5:55 Stunden – Hostal (B&B) in Huaraz
Heute morgen fühlte ich mich gut, der Magen war ok und Schuhe zubinden ging auch wieder. Also stand ich um 07:00 Uhr startbereit auf der Strasse und bin losgeradelt. Die Strasse ging zwar tendenziell hoch, aber es gab auch kleine Downhills. Immer mehr und größere Schneeberge erschienen am Horizont – was für ein Anblick. Ich bin auch durch das Dorf Yungay geradelt – hier verloren 1970 ca. 18.000 Menschen ihr Leben, als eine riesige Schlammlawine alles zerstörte. In Huaraz war ich gegen 14:00 Uhr. Und meine Rücken hat mich mal wieder umgebracht. Nun reichte es. Ab in’s Krankenhaus. Ich musste eine Stunde warten, da der Doc gerade am operieren war. Nachdem ich meine “Eintrittsgebuehr” bezahlt hatte, wurde ich zum Facharzt vorgelassen. Nun auch noch medizinisches Spanisch (el Lumbago = der Hexenschuss) – mit Wörterbuch ging es aber. Eigentlich wollte der Doc mich zu einem Phsychater schicken, da er es nicht glauben konnte, dass ich mit dem Rad von Alaska nach Feuerland fahre und schon über 11 Monate unterwegs bin. Ich sollte doch den Bus nehmen, das wäre einfacher. Er hat den Rücken untersucht, Bandscheibe ausgeschlossen und mir Spritzen, Salbe und Tabletten verschrieben. Außerdem gab es für die kommenden zwei Tage ein Radfahrverbot. Mit dem Rezept ging es zur Krankenhausaphoteke, auch hier erst wieder zahlen und dann bekam ich  meine Medikamente und Spritzen. Ich wollte es anfangs gar nicht glauben, aber die Spritzen sollte ich mir selber in den Hintern jagen – DANKE Herr Doctor. Zurück im Hotel hat mich dass dann erst mal fünf Minuten Überwindung gekostet. Und noch schlimmer, in den nächsten zwei Tagen folgen noch zwei Spritzen. Ich hoffe mal, es hilft. Wenn nicht, dann soll ich wieder kommen…… Somit noch ein paar Tage zum Ausruhen.

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So sehen Radfahrertage in Peru aus….
    

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo Andre!
Hier meldet sich der König von Greffen!

Herzlichen Dank für deine nette Karte. Wir haben uns sehr darüber gefreut. Das "königliche Bier", das du dir abholen möchtest, ist bereits kalt gestellt und es wird sicherlich nicht bei nur einem Bier bleiben.

Liebe Grüße
"König" Alfred und "Königin Karin Thies