Montag, 28. Mai 2012

Durch die Wüste nach Trujillo

Pause an einem Restaurant

Lange Strassen durch die Wüste. Links und Rechts Sand.

Gut und voll beladen geht es über die Strassen.

Brennenden Müllkippen vor und nach den Städten - und mitten drin leben Menschen.

Vor lauter Sand habe ich die 17.000 km etwas verpasst.

Vor der Casa de Ciclista in Trujillo. Jons, Pedro, Martina, Jenn und Dave.

In der Adobe-Stadt "Chan Chan". Die Überreste sind auf einem riesigen Areal verteilt.

Mauern aus Lehm mitten in der Wüste.
Um 1460 a.D. haben die Inkas die Zivilisation der Chimu untergehen lassen.

Sand, Wind, Sand, Wind, Sand, Wind und Sand und Wind – das waren die aufregenden Radlererlebnisse auf meinem Weg nach Trujillo. Bevor ich aber dort angekommen bin, habe ich mich einige Tage zuvor erst mal in einem riesigen Ölfeld am Meer verfahren und für 23 km auf übelster Piste über drei Stunden gebraucht, um einen Weg heraus zu finden. Wieder auf der Panamericana ging es nach Sullana. Die Stadt war einfach nur laut und all die Motortaxis haben ein einziges Verkehrschaos verursacht. Wohl gefühlt habe ich mich hier nicht. Das Gleiche einen Tag später in Piura. Die Stadt war noch größerer, noch lauter und noch mehr Motortaxis. Es wurde Zeit, dass ich in die Wüste kam. Von Piura nach Chiclayo gibt es zwei Straßen – die eine hat auf der Landkarte einige Orte, die andere zeigt einfach nur über 200km Wüste und Nichts. Ich habe mich für die über 200km Einsamkeit entschieden. Mit gefüllter Lebensmitteltasche und viel Wasser ging es los. Entgegen der Landkarte waren die ersten 40km aber noch sehr dicht besiedelt und in der Wüste fand ich zu meiner Freude in passenden Abständen immer wieder ein kleines Restaurant, wo ich meinen Durst stillen konnte. Wasser und Cola waren zwar nicht immer kalt – aber das war egal. Nervig war jedoch der ganze Schwerlastverkehr, der über die Straße donnerte. Ich wollte in der Wüste eigentlich einen neuen Tages-Etappen-Rekord aufstellen und mal mehr als 160km an einem Tag radeln. Was morgens noch ganz gut aussah, gestaltete sich ab Mittag aber als sehr schwierig, denn starker Gegenwind – der an der peruanischen Küste für suedwaerts fahrende Radler normal ist - bremste mich völlig aus. 137km waren es letztendlich, als ich im Sand mein Zelt aufgestellt und einen tollen Sonnenuntergang in der Wüste genossen habe. Am nächsten Morgen blies mir der Wind dann von Anfang an ins Gesicht und die KM wurden nur langsam mehr – und das auf ebener Strecke. Nach 1,5 Tagen erreichte ich bereits Chiclayo und hatte die 200km Wüste hinter mich gebracht. In der großen Stadt wurden erst mal gut gegessen und eingekauft bevor es weiter ging. Noch eine Nacht in der Wüste stand an – mein Zelt stand hinter einer kleinen Düne, die etwas Windschutz bot, mitten auf einer unendlich erscheinenden Ebene aus Sand. Am nächsten Morgen dann weiterfahrt nach Pacasmajo, welches ich gegen Mittag erreichte. Und entgegen meiner Gewohnheiten bin ich von hier nach Trujillo auf den Bus umgestiegen. Nicht wegen dem Gegenwind oder weil mir die Wüste langweilig wurde – es lag vielmehr an der Stadt Pijan. Diesen Städtenamen hatte ich erstmalig in Mexiko gehört und seitdem hat er mich verfolgt wie ein riesiges Ausrufezeichen: Fahre nicht durch diese Stadt!!!! Denn hier werden regelmäßig Radfahrer überfallen und ausgeraubt. Mal nur Geld oder Kamera, mal das ganze Rad samt Ausrüstung. Die Warnung habe ich mir zu Herzen genommen und bin für 18 Soles bequeme 90 Minuten mit dem Bus in das Zentrum von Trujillo gefahren. In der Millionenstadt Trujillo gibt es eine Anlaufstelle für alle Radfahrer: Die Casa de Ciclista von Lucho. Seit 1985 beherbergen Lucho und seine Frau Aracelly hier Langzeitradler aus aller Welt. Das Gästebuch ist eine interessante Tageslektüre und ich durfte mich als der 1.667 Radler auch hier eintragen. Mit mir sind sieben (mal mehr, mal weniger) Radler/innen hier. Es ist eine tolle Gemeinschaft mit Gleichgesinnten. Neben Ausruhen habe ich mein Rad mal wieder gewartet (neue Kette, neue Bremsbacken, PUTZEN!!), mit anderen Radlern die um 1.000 a.D. erbaute Adobe Stadt „Chan Chan“ besucht, im gegenüberliegenden Markt gut und billig gegessen und habe die Großstadt mit ihren Annehmlichkeiten genossen. Morgen geht es dann weiter – weg von Küste und Wüste und wieder hinauf in die Berge nach Huaraz.
Ach so, dann ist da noch der zweite Eindruck von Peru:
An dem lauten und chaotischen Durcheinander in den Städten hat sich nicht viel geändert und der Müll ist auch nicht weniger geworden. Was mir jedoch aufgefallen ist, dass ich von einigen Menschen entlang der Straße einfach nur stumm angestarrt werde und in die finsteren Mienen kann man so einige Gedanken interpretieren. Ferner war es eigentlich immer so, dass die Menschen mich vor dem kommenden Land gewarnt haben. Hier in Peru warnen einen die Menschen vor den eigenen Städten und Gegenden. Trostlos war es schon entlang der Küste – die braunen Lehmhäuser in den verstaubten Orten hoben sich kaum von der Wüste ab. Peru ist ärmer und nicht so gut Entwickelt wie Ecuador – im Vergleich dazu kommt mir das Preisniveau (gerade für Übernachtungen) dann doch etwas hoch vor. Aber es ist alles interessant und die meisten Menschen entlang der Straße sind nach wie vor freundlich, nett und hilfsbereit. Wie zum Beispiel die Dame vom Restaurant, die sich darüber aufgeregt hat, dass der Rad-Gringo vor dem Restaurant auf dem Boden sitzt und am essen ist und nicht mit seinen EIGENEN Essenssachen IN das Restaurant gekommen ist, um sich ordentlich an den Tisch zu setzen....Lateinamerika :-)
   

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