Montag, 6. Februar 2012

Mit Meer, Hitze, Sturm und Moskitos nach Chiapas

Mein erster Mezcal in Mexiko - schmeckte nicht so toll.
Babs und Achim habe ich in Oaxaca wiedergetroffen.

Runter zum Pazifik wurde es immer farbenfroher.

Kokospalmen und Bananenstauden fanden sich entlang der Strasse.

Guter Wellengang in Zipolite

Endlich mal wieder ein Sonnenuntergang am Pazifik.

Pelikane beim fischen - im Sturzflug.

Vormittags um 11:00 Uhr in Zipolite...
Das Radlerleben ist schon hart.

Cristian aus Rumänien - will auch runter nach Ushuaia.

Cristian und ich werden in der lokalen Presse erwähnt.

Ein verspätetes Weihnachtsgeschenk meiner Eltern ist in San Cristobal angekommen.
Schwarzbrot und gute Milka-Schokolade. Ein Hochgenuss !!!!

Eigentlich wollte ich in Oaxaca nur zwei Nächte bleiben und dann weiter. Aber ich hatte eine Mail von Babs und Achim bekommen, dass sie kurz vor Oaxaca sind - und so bin ich natürlich noch eine Nacht länger dort geblieben. Die Wiedersehensfreude war groß und es gab viel zu erzählen. Wir sind zum Markt zum Essen, haben ein paar Bier im Hostal getrunken und Abends mit einigen anderen Backpackern noch in eine Bar. Hier habe ich dann meinen ersten Mezcal getrunken - war aber nicht so mein Ding.
Am nächsten Morgen bin ich dann los in Richtung Pazifik, denn ich wollte das Meer mal wieder sehen. Über die MEX175 ging es in Richtung Ocotlan und Ejutta. Welliges Strassenprofil, aber gut zu fahren. Bei meiner Mittagspause in Ocotlan hat mich ein alter Herr ausgefragt, wohin, wieso, weshalb, warum. Die üblichen Fragen. Dann kamen die Fragen, die ich gar nicht mag: Wie teuer? Wie teuer ist das Rad, deine Uhr etc... Hier war tiefstapeln ohne Ende angesagt. So hat mein Rad nur 2.000 Pesos gekostet - was für den alten Herren schon eine wahnsinnig große Summe war. Mir wurde das ganze nach einer Zeit etwas zu bunt und ich habe meine Mittagspause abgebrochen und bin einfach weitergefahren. Ich habe kein Problem mit anderen Radfahrern oder Reisenden über diese Dinge zu sprechen, aber hier in Mexiko sind die europäischen Preise astronomisch hoch und viele Mexikaner können es sich nicht vorstellen, dass man 2.000 Pesos oder mehr für ein Rad ausgibt. Oder gar 500 EUR für einen Flug. Das ist hier in Mexiko soviel Geld, von dem sie eine Familie verdammt lange ernähren können.
Wellig ging es weiter bis in das Tal von Miahuatlan. Und hier wartete dann mal wieder eine Mega-Serpentine auf mich und es ging hoch auf 2.850 Meter. Den Lohn für die Kletterei gab es aber postwendende am nächsten Morgen: ein 20km Downhill und ab hier ging es dann mit einigen Gegenanstiegen runter an das Meer auf 0 Meter. Kokospalmen und Bananenstauden wuchsen links und rechts der Strasse, es wurde richtig grün und viele tolle Blumen waren zu sehen. Mit jeden 100 Höhenmetern die es runter ging, konnte man auch merken, dass es wärmer und wärmer wurde. Bei meiner Mittagspause im Schatten eines kleinen Dorfes lief der Schweiß bereits ohne grossen Fleiß. Mein Ziel war Zipolite - ein kleiner Ort mit ein paar Häusern, Hotels und Restaurants direkt am Strand. Dort angekommen habe ich mir eine Hängematte in einem Hotel gebucht und mehr wie Nichtstun konnte man hier nicht. Aus der Hängematte hatte man einen tollen Blick auf den Pazifik, konnten den Pelikanen beim fischen zusehen und das eine oder andere kühle Bier bei einer leichten Brise geniessen. Abkühlen im Ozean war nicht möglich, denn der war warm wie eine Badewanne. Abends ging es barfuss durch den warmen Sand zu einem Restaurant, dass seine Tische direkt am Strand im Sand aufgebaut hatte. Schlafen konnte man nur in kurzer Hose in der Hängematte mit einer ziemlich lauten Brandung. Das war schon Erholung pur - und auch der Grund, warum ich zwei Nächte hier geblieben bin.
Weiter ging es dann über die MEX200. Ein absolut ödes, dauerndes Auf- und Ab. Immer weit weg vom Ozean, den man am Tag keine fünf mal in der Ferne gesehen hat. Alles war braun und trist - und die Hitze hat mich fast Wahnsinning gemacht. Die Luft flimmerte gegen Mittag schon richtig. Wann immer ich einen Kühlschrank mit kalten Getränken gesehen habe, habe ich angehalten und Flüssigkeit nachgetankt. Nachts um 01:0 Uhr hatte ich im Zelt noch 27 Grad !! Schlafen ging da nicht so gut, erst gegen 04:00 Uhr wurde es etwas erträglicher. Am zweiten Tag auf der MEX200 habe ich gegen Mittag Cristian (ohne H) aus Rumänien getroffen. Er ist in Mexiko - City gestartet und auch auf dem Weg runter nach Argentinien und möchte dabei jedes Land südlich von Mexiko besuchen. Er ist einer der Radfahrer, die auf der gesamten Reise kein Geld für Übernachtungen ausgeben will. Wir haben eine große Cola getrunken und sind dann gemeinsam in die Hitze des Tages gestartet. Am Nachmittag kam der erste Wind auf - natürlich als Gegenwind - der aber für etwas Abkühlung gesorgt hat. Wir sind bis Salina Cruz gefahren und haben dort am direkt am Strand übernachtet. Ohne Zelt, einfach nur mit Isomatte im Sand. Der Strand nannte sich nämlich "Playa la Ventosa" - windiger Strand. Und windig war es hier ohne Ende. Zelt aufbauen im Pudersand konnte man vergessen und hinter eine kleinen Düne lagen wir gut geschützt vor dem Wind.
Am nächsten Morgen ging es dann weiter in Richtung Juchitan über die MEX185.  Der Wind wurde immer stärker und kräftige Boeen fegten über das Land. Abends haben wir einen Platz zum Zelten in einer Wiese gefunden - eigentlich ein toller Platz, wenn da nicht diese riesigen, mutierten Monster-Moskitos gewesen wären. Zelt aufstellen war kein Problem. Dann, von einer auf die andere Minute kamen die Monster angeflogen und stürzten sich auf uns. Mueckenspray half gar nichts, es blieb nur noch die Flucht in das Zelt. Im Zelt dann erst mal lustiges Moskitos klatschen, bis der letzte erledigt war.
Am nächsten Morgen hatte Cristian zwei platte Reifen und Probleme mit seiner Schaltung. Wir haben diesen Tag nur 26km geschafft. Beim Zelten abends dann das gleiche wie am Vortag: Monster-Moskitos. Meine Beine und Arme haben ausgesehen wie ein Streusselkuchen. Erschwerend kam noch hinzu, dass ich bei der Hitze seit vier Tagen keine Dusche mehr gesehen hatte.
Die nächste Stadt auf unserem Weg hieß "La Ventosa" - die Windige. Und aus den anfänglichen Sturmboeen wurden Orkanboeen, die uns von der Seite angriffen und versuchten, vom Rad zu blasen. Eine Boee hat Cristian voll erwischt und ihn in den Graben befördert.  Aber Sturm ist in dieser Gegend alltäglich und normal. Wir waren nämlich am Istmus von Tehuantepec - der kürzesten Landverbindung Mexikos zwischen Atlantik und Pazifik. Geografisch korrekt ist das auch die Grenze zu Zentralamerika. Windkrafträder und Starkstromleitungen prägten das Landschaftsbild und der Wind sorgte für Abkühlung.
Gegen Nachmittag waren wir aus dem gröbsten raus, der Wind wurde weniger, die Hitze kam wieder und am Horizont konnte man die Sierra Madre Chiapas erkennen. Unser Nachtlager hatte diesmal keine Moskitos und so konnten wir bei einem kühlen Bier noch etwas vor dem Zelt sitzen.
In Tapanatepec habe sich dann unsere Wege wieder getrennt. Cristian wollte noch weiter die Küste runter und ich rauf nach Chiapas und San Cristobal de las Casas.
Kurz hinter Tapanatepec fuhr ich in den Bundesstaat Chiapas ein, die Strassen wurde besser und die Sierra Madre bescherte mir wieder mal einige Hügel und ein ständiges auf und ab. Den Tag beschloss ich wieder zeltend in einer Wiese. Am nächsten Morgen dicker Nebel über den Hügeln und angenehme Temperaturen. Mein Tagsziel sollte Tuxtla werden - die Haupstadt von Chiapas. Nachdem der Nebel sich verzogen hatte, kam die Sonne wieder raus und es wurde wieder verdammt warm. Tuxtla habe ich bereits gegen 14:00 Uhr erreicht und bin dann noch weiter bis Chiapa de Corzo gefahren. Und dort habe ich mir nach sieben Tagen mal wieder ein Hotel gegönnt und eine Dusche. Nach sieben Tagen Hitze, schwitzen, Moskitos, Sturm und Sand bin ich mit allen Klamotten unter die Dusche - den die hatten es genau so nötig wie ich, mal wieder Wasser zu sehen.
Mit drei Bier, einem guten Essen und einer riesigen Packung Eis endete dieser Tag. Schlafen konnte ich aber nicht so gut, da es im Hotelzimmer auch mal wieder verdammt warm war.
Am nächsten Morgen dann die Königsetappe der letzten Tage - es ging nach San Cristobal. Ich befand mich auf 550 Metern - San Cristobal liegt auf 2.100 Metern. Über die Autopista, die 20km kürzer war als die normale Strasse, bin ich dann morgens um 07:30 Uhr gestartet. Essen und Getränke am Rad, MP3-Player in die Ohren und dann in einem stetigen, nicht enden wollenden bergauf pedalte ich mich 50km bis zu einem Pass auf 2.350 Metern. Und vor mir - 200 Meter tiefer - lag in einem Tal mein Ziel. Eine kurze, schnelle Schussfahrt und ich war endlich in San Cristobal.
Im Hostal von Joaquin warteten schon Babs und Achim und ein Paket von meinen Eltern mit Schwarzbrot, Milka-Schokolade und einigen anderen Sachen, die ich brauchte. Duschen, ein Bier und ein Pizza und ich bin völlig KO in meinem Schlafsack eingeschlafen.
 
Es gibt noch so eingies anderes zu erzaehlen, dass ich seit dem letzten Post erlebt habe (mit Vincent und Charles habe wir in Oaxaca im Hostal die Biervorraete geschafft, die Story mit dem Zeitungsartikel, habe meinen ersten fritierten Grashuepfer gegessen, Tamales probiert...) aber das wuerde den Rahmen etwas sprengen.
Hier im Hostal werde ich nun eine Woche Auszeit nehmen und mich um das eine oder andere kuemmern und einfach mal ausruhen. Darueber berichte ich dann am Ende der Woche. Gruss in das kalte Deutschland!
  
 

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