2007 gab es ein großes Erdbeben in Pisco, dass fast 80% der Stadt zerstört hat. In der grossen Kirche starben während einer Messe allein über 250 Menschen, als der Bau in sich zusammenbrach. Als ich in Pisco angekommen bin, hat die Stadt auf mich einen “anderen” Eindruck gemacht, als die Städte zuvor. Es gab nur wenige hohe Bauten, die meisten Gebäude sind nur einstöckig. Die Hotels wurden schnellsten wieder aufgebaut und das alte Rathaus mit seinem zerstörten Turm steht mahnend im Zentrum. Aber die Stadt mit der grossen Plaza de Armas hat einen netten Eindruck hinterlassen. Pisco ist übrigens nicht nur der Name der Stadt, sondern so heisst auch das alkoholische Nationalgetränkt – welches ich in Form von “Pisco Sour” mit einem guten Bier probiert habe. Ferner habe ich von Pisco aus eine Tagestour zu den “Islas Ballestas” gemacht. Auf und um die Inseln sieht man tausende von Vögeln, die dort den Naturdünger “Guano” produzieren, Robben und Humboldtpinguine. Außerdem bekommt man mit dem “Candelabra” schon mal einen Vorgeschmack auf Nazca. Die Tagestour schloss mit einer Fahrt über die “Paracas Insel” ab – eine Wüsteninsel mit viel Sand – war für mich nicht so interessant, da ich die Kuestenwueste Perus bereits mehr als genug gefahren bin.
Entlang der Panamericana ging es in Richtung Nazca – einer der Hauptgründe, warum ich wieder an die Küste gefahren bin. Die Wüste war heiss, staubig, ich hatte viel Gegenwind und es wurde vor Nazca gut hügelig. Einige Kilometer vor Nazca findet man an der Strasse das “Maria Reich Museum”. Maria Reich wurde in Dresden geboren und hat fast ihr ganzes Leben den Linien von Nazca gewidmet. Bis heute ist es aber noch keinem Wissenschaftler gelungen, zu ergründen, was die 2000 Jahr alten Linien, Formen und Geoglyphen genau zu bedeuten haben.
Die Linien erstrecken sich auf einer Wuestenflaeche von 500 qkm, sie sind bis zu 20km lang und die Figuren mehrere hundert Meter groß. Die Panamericana wurde mitten durch die Linien gebaut und man merkt ueberhaupt nicht, dass man mitten durch die Geschichte fährt. Bis man einen Turm aus Stahl an der Strasse findet. Diesen habe ich erklommen und einen ersten Eindruck der Linien bekommen, die man nur aus der Luft sehen kann. Ich wollte aber noch etwas mehr sehen und habe darum einen 30minuetigen Rundflug über die Linien gemacht. Aus der kleinen Chessna hatte man einen faszinierenden Blick auf die Figuren im Wüstensand. Der Pilot hat das Flugzeug über jeder Figur in schräglage gebracht, damit man einen guten Blick auf die Figuren hat. Der Nachteil dieser akrobatischen Fliegerkunst: Mit war soooooooowas von übel, dass ich heilfroh war, als die Maschine wieder auf dem Boden stand.
Auf den Bildern oben sind zu sehen: der Kolibrie (97 Meter groß), der Astronaut (35 Meter groß), der Affe (90 Meter groß) und Condor (135 Meter groß).
Am Nachmittag habe ich dann im Hotel die Niederlage der Deutschen gegen Italien mit ansehen müssen und das war am nächsten Tag durchaus ein großes Thema in den hiesigen Zeitungen. Die Peruaner sind sehr begeisterte Fußballfans und seit dem ich in Peru bin, weiss ich auch, dass Claudio Pizarro bei Werder Bremen spielt…(perdon: spielte !!)
In der Nähe von Nazca gibt es noch den Friedhof “Chauchilla”. Hier findet man mumifizierte Leichen, die um ca. 200 n. Chr. hier begraben wurden. Die Toten wurden sitzend und mit Blick nach Osten begraben (da hier die Sonne aufgeht). Ferner wurde den Toten wertvolle Grabbeigaben mitgegeben, damit sie im Jenseits etwas hatten. Neben Essen und Tonarbeiten war das auch Gold. Und dieses Gold hat Grabräuber angezogen, die die Gräber geplündert und die Mumien zerstört haben. Durch Sonne und Wind sind die mumifizierten Leichen in den offenen Gräbern dann zu Skeletten mit Kleidung geworden.
Nächstes Ziel war dann die zweit größte Stadt Perus – Arequipa. Die Millionenmetropole wird auch als die “weisse Stadt” bezeichnet, da viele Bauten im Stadtzentrum aus weißem Vulkanstein erbaut sind. Mittelpunkt der Stadt ist die “Plaza de Armas” mit der grossen Kathedrale. Wenn man durch die Fußgängerzone schlendert, dann könnte man meinen, in einer deutschen Großstadt zu sein. Viele Geschäfte, Restaurants und Banken reihen sich aneinander. Ich habe auch ein Starbucks-Cafe entdeckt, in dem ich einige Stunden verbracht habe. Uebergluecklich war ich auch, als ich in einem Outdoor-Laden endlich eine neue Isomatte erstanden habe, in einem Radladen zwei “durchgedrehte Schrauben” an meinem Rad fachmännisch ersetzt wurden und ich eine neue Tasche für meine kleine Kamera in den Händen hielt. Arequipa ist auch der Ausgangspunkt für Touren zum Colca-Canyon, dem zweittiefste Canyon der Welt. Bei einer zweitägigen Trekking-Tour habe ich zusammen mit Lucy, Allan und Alex einen Eindruck von diesem gewaltigen Canyon bekommen. Wir haben Kondore gesehen, die majestaetisch durch die Luefte flogen und die “Terrassen der Incas” bestaunt. Eine lohnenswerte Tour, auch wenn ich am Tag darauf ganz schoen Muskelkater in den Beinen hatte – wandern ist halt doch was anderes als radfahren.
Arequipa wird umringt von zwei Vulkanen. Dem Misti (5.825m), einem wunderschoenen Vulkankegel, und dem Chachani (6.075m). Letzterem wollte ich auf das Dach steigen, aber die Tour wurde abgesagt, da meine beiden Mitstreiter ploetzlich erkrankt sind. Wenn ich allein auf Tour gegangen waere, dann haette das mal eben 175 US $ mehr gekostet und das war mir dann doch zu viel. Das die Tour abgesagt wurde, war für mich Glueck im Unglueck, denn auch ich wurde ploetzlich krank und Montesumas Rache hat mich voellig aus der Bahn geworfen. Doch dank der Pharmacia, die ein paar gute Pillen für mich hatte, und der Fuersorge meines Herbergsvaters war das nur eine eintaegige Angelegenheit. Mein Herbergsvater Nino hat mir geraten, Tee zu trinken. Und wenn man hier Tee trinkt, dann ist das meistens Koka-Tee. Mit heissem Wasser werden Koka-Blaetter aufgekocht, die man hier ueberall legal kaufen kann. Wenn mir dann noch einer verraet, wie man daraus Koks macht, könnte das eine lukrative Nebenbeschaeftigung werden (grins).
Nun geht es morgen – nach einem nicht geplanten Tag Zwangspause – weiter in Richtung Titicacasee und der Grenze zu Bolivien. Ich reise nun schon seit über sechs Wochen durch Peru und mir gefällt das Land sehr gut. Die Landschaft ist atemberaubend schoen und abwechslungsreich, es gibt viel zu entdecken und sehen. Auch wenn die Anden ganz schoen anstrengend sind, sind sie jeden Kilometer wert. Das einzige was ich an dem Land nicht mag, sind die Hunde und die nervtötenden hupenden Autos.
(Noch was in eigener Sache: Ich bin der deutschen Rechtschreibung noch mächtig, jedoch hat mein PC eine US-Tastatur und somit kein ae, oe, ue, oder ss - und die Rechtschreibepruefung bei Google macht heute mal wieder was sie will - aber nicht das, was ich will......)
1 Kommentar:
Hi, ich bin jetzt bereits einige Zeit fazinierter Leser dieser Seite und wünsche alles Gute für die Weiterfahrt!
Wenn es nach mir geht und meine Frau mitmacht, werden wir die Strecke einmal mit dem Wohnmobil wiederholen. Viele Grüße
aus Neustadt in der Pfalz.
Frank Wittmann
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