Freitag, 30. September 2011

Pleiten, Pech und Pannen

Nach 7.500km hatte die Hinterrad-Decke es geschafft....

..und die neue Decke machte nach 4 Tagen Bekanntschaft mit einem Stück Cutter-Messer-Klinke und war darauf hin auch nicht mehr zu gebrauchen.

Meine 6 Jahre alte Isomatte löst sich auch auf.

Angefressene Radtaschen - angefressener Radfahrer :-(

Marc aus Canada, Vreny aus der Schweiz und Andre aus Deutschland.
Wir hatten uns hier und da auf den CG getroffen .

Radeln zwischen Palmen und Meer - als kleiner Trost für die Pannen.

Am Morgen, an dem ich Monterey verlassen habe, hatte ich mir Nachts irgendwie den Hals etwas verrenkt und mein Kopf war nur noch eingeschränkt drehbar. Draußen hörte ich bereits den leichten Nieselregen auf mein Zelt prasseln und dicke Nebelschwaden waberten über den Campingplatz. Nach einem kurzen Fruehstueck schnell alles zusammengepackt und dann konnte es losgehen. Ich hatte im letzten Blogeintrag ja erwähnt, dass der CG auf dem höchsten Hügel der Stadt liegt – da lag ich etwas falsch, denn als ich losgefahren bin, ging es nochmals für 2,5km richtig gut hoch – und das sofort am frühen Morgen! Nach den 2,5km Steigung kam dann Tageskilometer 2,6 – und da gab es einen leisen Knall und mein Hinterreifen war mal wieder platt. Nass geschwitzt von innen, nass geregnet von außen habe ich erst mal laut geflucht, dann mein Rad an die Seite geschoben um den Reifen zu flicken. Doch das war kein normaler platter Reifen. Ich musste feststellen, dass in der Reifendecke ein Loch klaffte, der Schlauch ein Loch hatte und eine Speiche gebrochen war. Na super! Nach kurzem überlegen habe ich mich dann entschlossen, meine Ersatzdecke auf den Hinterreifen aufzuziehen. Schnell den Schlauch geflickt, Speiche gewechselt und dann kam die neue Schwalbe Marathon Extrem auf den Hinterreifen. Die alte Decke (hatte jetzt ca. 7.500km runter) habe ich an einen Zaunpfahl an der Straße gehängt.
Vor mir lag nun Big Sur – das schönste Stück Küstenstrecke, dass man sich nur vorstellen kann. So sagen es alle Radfahrer und Radbücher einhellig. Das Problem war aber nur der Nebel an diesem Tag. Der hat mir nämlich komplett die Sicht genommen, stellenweise konnte man keine 15 Meter weit sehen, es war kalt, hügelig und ab und zu konnte man das Meer rauschen hören. Am Abend bin ich dann etwas abgekämpft auf einem tollen CG angekommen. Der Nebel lichtete sich und ich konnte noch einen kurzen Blick auf das Meer werfen. Auf eine Dusche hatte ich mich an diesem Tag riesig gefreut, doch das war einer der wenigen CG, auf dem es keine Dusche gab. Zu meiner weiteren Freude hat meine Isomatte an diesem Abend angefangen, sich von innen her irgendwie aufzulösen und hat jetzt jedes mal nach dem aufblasen einen riesigen Ball in der Mitte der Liegefläche. Hier muss schnellstens eine neue her.
Am nächsten Tag war alles wieder gut, die Sonne schien vom strahlen blauen Himmel und ich war in dem Californien angekommen, wie man es sich vorstellt. Sonne, Meer, weiße Strände, Surfer, Palmen etc... Auch die Landschaft hat sich stark verändert. Braunes Grasland soweit das Auge reicht und Schatten spendende Bäume findet man nur noch selten am Straßenrand. So bin ich dann die Tage dahin geradelt. Die Landschaft war angenehm wellig, das Hearst Castle war vom Highway aus zu sehen, dicke See-Elefanten lagen am Strand in der Sonne und alles war gut – für genau vier Tage. Denn genau vier Tage nachdem ich meine neue Reifendecke aufgezogen hatte, befuhr ich bei herrlichstem Sommerwetter den Highway 1. Ca. 2 Meilen vor Lompoc dann der Super-GAU – binnen nicht mal einer halben Sekunde war mein Hinterreifen wieder platt. Ich habe diesmal noch lauter geflucht und wäre fast verzweifelt, da ich mir eigentlich für die nächsten 1.000 bis 3.000km mal keinen Platten gewünscht habe. Die Ursache war schnell gefunden – ein ziemlich großes Stück von einer Cuttter-Messer-Klinge lag auf der Straße und hatte sich von unten durch den Reifen gebohrt und war an der Seite wieder raus gekommen. Der Schlauch hatte somit zwei riesige Löcher, die nicht mehr zu flicken waren und es musste ein neuer Schlauch her. Aber auch die Decke war arg in Mitleidenschaft gezogen worden und der neue Schlauch kam an den zwei Stellen, die die Cutter-Messer-Klinge in die Decke gehauen hatte, raus. Ganz vorsichtig bin ich dann bis Lompoc gefahren und habe es bis zum dortigen Radladen geschafft. Dort habe ich mir dann eine neue Decke gekauft, die gerade mal vier Tage alte neue Schwalbe Decke in den Mülleimer geworfen, mir noch einen neuen Schlauch gekauft und bin dann völlig genervt zum CG gefahren, habe geduscht und bin einfach nur früh schlafen gegangen.
Hier könnte die Story eigentlich zu ende sein, aber es geht noch besser!!!
Zwei Tage später bin ich morgens um 05:00 Uhr durch ein komisches Geräusch aufgewacht. Irgendetwas war in meinem Vorzelt. Nach etwas rütteln an der Zeltplane verschwand das Tier und ich habe erst mal nachgesehen, was los war. Meine kleine Satteltasche und meine Gepaecktraegertasche waren angefressen und hatten Löcher. Um es mal deutlich zu sagen: Scheiß Waschbären!!! Ich habe die Taschen dann alle ins Zelt genommen. Der Waschbär ist noch zweimal wiedergekommen, hat aber nichts mehr gefunden und dann war Ruhe.
Morgens bin ich dann um 06:45 Uhr auf und musste feststellen, dass mein Vorderreifen zu allem Übel auch noch platt war, da die Vorderraddecke nach 7.500km auch ein Loch hatte. Also auch noch eben schnell flicken und schnell irgendwoher eine neue Decke besorgen. Bis zum Radladen in Santa Barbara hatte ich dann noch zwei platte Hinterreifen, der Vorderreifen hat aber gehalten. Im Radladen habe ich dann eine neue Decke erstanden und diese gewechselt. Danach ist dem verdammte Hinterreifen mit der neuen, wenige Tage alten Decke, noch mal die Luft ausgegangen.
Somit habe ich an einem Tag 2x den Vorderreifen und 3x den Hinterreifen zum reparieren in der Hand gehabt und angefressene Satteltaschen dabei. Über meinen Gemütszustand am Abend möchte ich hier nicht weiter berichten.....aber angefressen wäre etwas untertrieben.
Diese Woche hat es echt in sich gehabt und hat mir die Freude am Radfahren ganz schön vermiest.
Ach übrigens, meine kleine Digitalkamera fängt auch an komische Geräusche zu machen – ich glaube nicht, dass die es noch lange macht.
Das wäre dann aber auch alles, was mir an Pleiten, Pech und Pannen so in den letzten Tagen passiert ist.
Radgefahren bin ich wie gesagt auch etwas und werde am Samstag oder Sonntag wohl in Los Angeles sein.

PS: Ich habe einige Bilder auf Flickr hochgeladen – wen es interessiert, einfach mal auf die wechselnden Bilder rechts klicken, dann kommt ihr direkt auf mein Flickr-Album.

PS2: Hatte heute morgen nach 7km wieder einene Platten und als ich fluchend auf der Strasse stand hielt Joe neben mir an, lud meinen ganzen Krempel auf seinen Truck und brachte mich und mein Rad zu einem Radladen. Hier habe ich dann einen neuen Schlauch und eine neue Decke erstanden. Irgendwie war die alte (eigentlich ja neue) Decke nicht so das Richtige und der Schlauch passte wohl auch nicht dazu. Jetzt sollte es eigentlich ohne Probleme wieder rund laufen. Ich bin gespannt.....
  
    

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Eine Runde Mitleid - ist ja echt blöd gelaufen.

Mario Fritsche hat gesagt…

Willkommen auf André´s-Abenteuer-Reisen...

Wir drücken dir die Daumen, dass das Rad jetzt für die nächsten 7.500km hält und die Reifen den Ritt auch mitmachen.

Viele Grüße
Melanie & Mario

Anonym hat gesagt…

Moin Andre,

wie siehts aus? Hier ist endlich der Sommer angekommen. Und das Ende September.

Hol Dir doch mal nen "Pannensicheren Fahrradreifen" ;-)

"Radlers Traum wird Wirklichkeit: Mit dem neuen „unkaputtbaren“ Reifen von Schwalbe wird ein Platter auf der Radtour bald Seltenheitswert haben."

http://www.test.de/themen/freizeit-reise/schnelltest/Pannensicherer-Fahrradreifen-Der-Platte-ist-passee-1107034-2107034/

VG aus D´dorf
Martin

Anonym hat gesagt…

Unglaublich, es gibt ja ein von wiki-"pedalia" für Radfahrer. kennst du vermutlich schon.

http://www.wikipedalia.com/index.php?title=Hauptseite

vg martin

Anonym hat gesagt…

Also nun mal nicht so negativ....Du musst ja nochn paar Kilometer. Wir haben es in Deutschland ja gerade gehört:
„Wo Gott ist, da ist Zukunft!“ Wo Gott zugegen ist, da ist Hoffnung und da eröffnen sich neue, oft ungeahnte Perspektiven, die über den Tag und das nur Kurzlebige hinausreichen. (Papst Benedikt XVI 25.09.2011)