Strassen drunter und drueber in San Diego |
Harsewinkel oder Ensenada?? |
Kleine Taco-Restaurants an der Strasse in Ensenada |
Auch sonst gibt es viel an der Strasse zu entdecken.... |
Im "Casa del Ciclista" - vorne Don, hinten Nen und Gery |
So wie mein erster Radtag in den USA begonnen hat, so hat der letzte Radtag auch geendet: im Regen. Nur mit dem kleinen Unterschied das es diesmal wie aus Eimern geschüttet hat – und das den ganzen Tag lang.
Nach drei erholsamen Tagen bei Lesley und Brian in San Diego und einer Generalüberholung meines Rades ging es am Freitag morgen endlich wieder los. Ich war bereits um 06:00 Uhr wach und etwas aufgeregt, denn heute sollte es ja über die Grenze nach Mexiko gehen. So bin ich um 08:00 Uhr bereits los. Es waren 35km bis ich endlich den Großstadtbereich von San Diego hinter mich gebracht hatte und nichts mehr von Freeways und Interstates gesehen habe. Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits durch und durch nass und es war verdammt kalt. Über den Highway 94 ging es etwas hügelig der mexikanischen Grenze entgegen. Meine mehr als drei Wochen Pause habe ich deutlich gespürt und hatte an der einen oder anderen Steigung doch etwas zu kämpfen. Vielleicht lag es aber auch nur am Regen....
Nach 75km dann endlich die Grenze. Ich wollte mich ordentlich bei Uncle Sam verabschieden und mein weißes Stück Papier im Reisepass zurückgeben, wusste aber nicht genau wohin. So bin ich mit meinem Rad zu einem großen schwarzen Zaun geschoben und habe drei Schritte hinter diesen Zaun gemacht. Als ich auch dort nichts entdeckt habe, bin ich zurück geschoben. Sofort stürmten zwei Grenzbeamten auf mich zu und drohten mir mit einer Strafe von 5.000$, machten ein riesengroßes Theater und waren alles andere als freundlich. Mein Verbrechen: ich hatte bereits die Grenze zu Mexiko überschritten (sage und schreibe drei Schritte !!!) und ich durfte nicht mehr zurück. Für mich war da nur ein Zaun – und als Grenzübergang war das nicht zu erkennen, nicht einmal ein Schild habe ich gesehen. Ich dachte, die Grenze sei an der Schranke, weit hinter dem Zaun. Also musste ich offiziell wieder in die USA einreisen. Der ziemlich sture Grenzbeamter bei der Wiedereinreise, dem ich erklärt habe, dass ich eigentlich nur ausreisen wollte, fing dann an, meinen ganzen Pass und jedes Visum zu kontrollieren und fragte mich, was ich in all den Ländern gemacht habe. Er wollte mir nicht mal glauben, dass ich in Russland den Elbrus bestiegen habe, da der seiner Meinung nach nicht in Russland steht.... Ich wurde langsam etwas nervös, zum einen wegen dem Theater an der Grenze, zum anderen wegen meinem Rad das irgendwo angekettet zwischen den USA und Mexiko stand. Nach endlosen Minuten und vielen strafenden Blicken hat er dann meinen Pass gescannt, das weiße Stück Papier raus genommen und ich durfte wieder in die USA, um das Gebäude herum und dann wieder nach Mexiko rein.Die Einreise in Mexiko verlief dagegen völlig unproblematisch. Der nette Grenzbeamter hat mir eine Touristenkarte für sechs Monate ausgestellt, obwohl ich mit meinem doch fast gar nicht vorhandenen Spanischkenntnissen nur um vier Monate gebeten hatte. Fünf Minuten später war ich dann hinter der Schranke, die ich für die Grenze gehalten hatte, und war in Tecate, Mexiko.
Das erste, was ich hoch über der Stadt sah, war ein riesen großes gelbes „M“ - zu wem das gehört, brauche ich wohl nicht erklären. Ich war heilfroh, dass mein erster Couchsurfing Host Nico nur wenige Meter von der Grenze entfernt wohnte. Völlig durchgeweicht und ziemlich unterkühlt bin ich bei ihm angekommen, habe erst mal einen heißen Tee und eine heiße Dusche genossen. Dann gab es gute Infos über Mexiko und die Baja California und ich war abends heilfroh, als ich endlich in meinen Schlafsack kriechen konnte. Am nächsten Morgen bin ich auch erst um 09:00 Uhr aufgestanden und war wieder halbwegs auf dem Damm. Nico wollte mit einem anderen Radler (Andreas aus Schweden) in seinem Auto in Richtung Süden der Baja fahren und hat mir angeboten, mich bis Ensenada mitzunehmen. Ein Angebot, dass ich gerne angenommen habe, da ich die Strecke an einem Tag sonst wohl nicht geschafft hätte. So wurde sein Auto gepackt, die Räder hinten drauf und es ging in Richtung Ensenada. Kurz vor der Stadt hat er mich dann abgesetzt und ich bin die letzten Kilometer im mexikanischen Stadtverkehr gefahren. Ziel an diesem Tag war mein erstes „Casa del Ciclista“ - ein Haus, dass Radfahrern eine Unterkunft bietet. Das Casa del Ciclista in Ensenada gehört Gerardo. Es ist ein kleines Apartment, in dem nur Radfahrer unterkommen. Gerardo selbst lebt in den USA. Dort angekommen traf ich auf Don und wenig später kamen noch Nan und Gary dort an. Alles Langzeit-Radler, die auf dem Weg nach Südamerika und weiter sind. Wir haben lange zusammengesessen, zwei Bier getrunken und uns über alles (vor allem natürlich über das Radfahren) unterhalten.
Mit dem Grenzübertritt nach Mexiko hat sich vieles geändert. Nicht nur die Sprache, auch das Bild der Landschaft auf der Baja, das Bild der Städte, die Währung und die Kultur. Wasser aus dem Wasserhahn ist nicht mehr trinkbar (auf jeden Fall nicht ohne Spätfolgen wie Durchfall), Zähneputzen sollte man auch nur noch mit gekauftem Wasser und neben den Toiletten findet man kleine Eimer in die das Toilettenpapier kommt, damit die Toiletten nicht verstopfen. Ferner hat hier jetzt auch die Winterzeit begonnen und es ist um kurz nach 17:00 Uhr dunkel – nicht gerade toll für Radfahrer.
Ensenada ist eine tolle Stadt. Ich bin hier die Straßen rauf und runter geschlendert und gefahren, habe meine ersten Tacos in einem kleinen Straßenrestaurant genossen, war in kleinen Supermärkten einkaufen und habe Mexiko erst mal etwas auf mich wirken lassen. Ensenada und vor allem das Casa del Ciclista sind dafür ein idealer Ort. Heute werde ich hier die zweite Nacht verbringen, bevor es wahrscheinlich morgen endlich wieder richtig auf das Rad geht, weiter in Richtung Süden.
Neben dem Radfahren wird nun das spanisch Lernen eine Herausforderung werden. Ein paar Brocken bekomme ich hin. Sehr zum Vergnügen der Einheimischen......aber erfreulicher Weise geht es den anderen nicht viel anders.
1 Kommentar:
Hallo Andre, viele gute Erfahrungen in Mexico wünsche ich dir. Unter Kälte wirst du bald nicht mehr zu leiden haben. Eher wird es ordentlich einheizen - und ein kühles Bad im Pazifik wird erfrischend sein...
Buon viaje
Wim Wigger
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