Samstag, 27. August 2011

Back in the USA, Washington

Im Empress-Hotel, etwas falsch angezogen

Mt. Baker zeigt sein schneebedecktes Haupt - ein toller Ausblick

In Anacortes findet man überall diese auf Holz gemalten Menschen an den Häusern

Bei Boeing in Everett - einmal im Cockpit sitzen ist hier möglich

Die Space-Needle in Seattle

Eine Kaugummi-Wand am Pike Place Market

Downtown Seattle bei Nacht

Der Seattle Troll hat einen VW-Käfer in seiner Hand

Ich weiss gar nicht so genau, wo ich anfangen soll zu erzaehlen, denn seit meinem letzten Post habe ich so viel erlebt, dass ich ohne einen Blick in mein Tagebuch gar nicht mehr alles auf die Reihe bekomme.
Die letzten Tage auf Vancouver Island waren toll. Die grossen Staedte am Meer hatten alle einen tollen maritimen Flair. Ich habe in Campbell River Christian getroffen, einen franzoesischen Radler und wir sind dann zusammen runtergefahren in den Sueden der Insel nach Victoria. In Victoria haben wir mit unseren Radklamotten das teuerste Hotel der Stadt besucht - hier kann man einen Tee fuer 56$ trinken. Auch sonst war Victoria eine interessante Stadt und very british. Wir sind etwas durch die Einkaufsstrassen gebummelt und sind durch die tollen Vororte der Stadt gefahren. Von Victoria sind Christan und ich dann hoch nach Sidney und haben dort die Faehre nach Anacortes auf Fidalgo Island genommen. Dort angekommen waren wir wieder in den USA, im Bundesstaat Washington.
Ich habe lange lange ueberlegt, wie ich meine weitere Reise gestalten soll. Vancouver war dabei der Knackpunkt. Soll ich hinfahren oder nicht? Ich habe mich dann aber entschieden, diese grosse Stadt auszulassen und nur Seattle zu besuchen. Denn fahren in de Grossstadt mit dem Fahrrad ist nicht wirklich toll, auch wenn Vancouver eine der schoensten Staedte der Welt sein soll, so habe ich mich doch fuer eine andere Route entschieden.
Zurueck in den USA hat Christian sich verabschiedet, denn sein Flug ging von Seattle zurueck nach Europa und sein Urlaub war beendet. Ich bin noch einen Tag in Anacortes geblieben und habe die Stadt besichtigt. Dort gab es am Sonntag eine kleine Demo an einer Strassenkreuzung. Ich habe angehalten und nach dem Grund gefragt - es ging um politische Dinge. Dabei habe ich Tom und seine Frau kennengelernt und mich etwas mit ihnen unterhalten. Eine Stunde spaeter, auf meinem Weg zur Buecherrei, kamen die beiden von hinten mit dem Auto angefahren, hielten an und fragten mich, ob ich nicht mit zum Essen kommen moechte. Ich war ziemlich erstaunt ueber diese Einladung, habe diese aber sehr gerne angenommen. So gab es ein tolles Sonntagsessen im Garten mit Fisch, Salat, Bier und Wein. Nach einer weiteren Nacht in Anacortes bin ich dann einen Tag spaeter von Fidalgo Island nach Whidbey Island gefahren - ueber den Deception Pass - eine Bruecke, die beide Inseln verbindet. Leider war das seit langer Zeit ein regnerischer Tag und tolle Bilder konnte ich nicht machen. Trotzdem war es sehr spektakulär ueber diese Bruecke zu fahren. In Oak Harbor habe ich noch eine Nacht verbracht, bevor ich dann im Sueden der Insel die Faehre nach Mukilteo genommen habe. Und ab diesem Moment war ich in der Grossstadt. Campingplaetze oder freie Flaechen gab es nicht mehr. Ich habe ein Visitor Center besucht, und nach einem CG gefragt. Die nette Dame dort sagte nur, ich soll mir doch ein Hotel nehmen. Nachdem ich ihr aber erzaehlt hatte, dass ich mit dem Rad unterwegs bin, und das wohl auf Dauer etwas zu teuer ist, hat sie sich sofort an den PC gesetzt, und einen CG fuer mich ausfindig gemacht. Ich bin dann den Highway 99 - vorbei an den Boeing Werken - nach Everett gefahren und habe auf einem RV-Park in der hintersten Ecke eine Platz fuer mein Zelt gefunden. Keine 100 Meter vom sechsspurigen Highway 99. Dementsprechend laut war natürlich die Nacht. Am naechsten Tag habe ich dann erst mal eine Werksbesichtigung bei Boeing gemacht. Fuer 20$ konnte man eine Tour buchen. Kamera und Handy waren strengstens verboten. Es war Wahnsinn zu sehen, wie die Flugzeuge zusammengebaut werden. Die Halle ist die (vom Volumen her gesehen) groesste der Welt und unter der Halle verlaufen lange Versorgungstunnel. Viele interessante Infos ueber Boeing und die Flugzeuge gab es zu hoeren und zu sehen. Der Besuch hat sich auf jeden Fall gelohnt, auch wenn der Weg dorthin mit dem Rad etwas weniger schoen war, denn es ging ueber einen viel befahrenen Highway mit sehr viel Verkehr.
Ich habe schon seit laengerer Zeit versucht, mir ein Netbook zu kaufen, damit ich WIFI und das Internet entsprechend nutzen kann. In Everett war es dann soweit. Bei Fred Meyers habe ich mir einen kleinen PC zugelegt. Der war auch dringend nötig, da ich mich um eine Übernachtung in Seattle kümmern musste. In Alaska und Canada war das Problem, immer genug zu Essen dabei zu haben, und nicht der Zeltplatz. Jetzt, in der grossen Stadt, ist das genau umgekehrt. Essen ist überhaupt kein Problem mehr - nur wo uebernachten? Im Internet habe ich mehrere Hostels und Jugendherbergen gefunden. Nur diese mal eben schnell ein oder zwei Tage vorher zu buchen - zumal das Wochenende vor der Tuer stand - war nicht moeglich. Alles ausgebucht. Also habe ich es ueber Warmshowers.org versucht und habe mit Cathy meinen ersten Host gefunden, bei dem ich uebernachten konnte. Cathy ist 50, lebt in einem Vorort von Seattle und hat ein super tolles Haus. Ich habe dort ein eigenes Zimmer, ein eigenes Bad und Cathy ist die freundlichste Person, die man sich vorstellen kann. Sofort am ersten Abend war ich zu einem Picknick am Strand von Golden Garden mit Freunden eingeladen. Am nächsten Tag hat sie mich mit dem Auto nach Downtown gefahren, Abends waren wir noch was Essen. Heute morgen, nach einem guten Fruehstueck, gab es noch viele Infos ueber Seattle und fuer meinen weiteren Weg zum 101 - und ich kann morgen bei einer Freundin von ihr in Shelton in einem Haus am See uebernachten. Ich bin wirklich sprachlos, ueber so viel Gastfreundschaft.
Seattle ist eine tolle Stadt. Ich habe gestern den ganzen Tag die Stadt erkundet. Space Needle, Pike Place Market, Stadion, Pioneer Square, Chinatown - alles sehenswerte Dinge in der Stadt. Vorallem Pike Place Market war einen Besuch wert. Dieser bunte, uebervolle Markt hat mich fast vier Stunden in seinen Bann gezogen. Fisch, Obst, Blumen, Krimskrams, Musiker, viele Gerueche und Menschen haben eine bunte Mischung ergeben, der man sich nur schwer entziehen kann. Die GUM-Wall, eine Wand voller Kaugummis ist genau so sehenswert, wie der erste Starbucks-Laden der Welt. Und der Ausblick von der Space Needle bei herrlichstem Wetter war grandios. Die Skyline von Downtown Seattle in der Mitte, links der Mt. Baker und rechts der Mt. Rainier. Hinter einem die Range der Olympic Mountains - fantastisch. Leider muss ich eine Besteigung des Mt. Rainier ausfallen lassen, da dieser Berg auf Wochen ausgebucht ist und auch geldtechnisch nicht unbedingt in meinen Preisvorstellungen liegt - ueber 1.000$ fuer eine dreitägige Tour zum Gipfel sind dann doch etwas viel zu viel - schade.
Aber nun zu zwei nicht so schoenen Dingen: 1) ich habe meine Kreditkarte im Geldautomaten in Anacortes vergessen. Am naechsten Morgen habe ich die Bank besucht, um die Karte wieder zu bekommen. Ist aber leider nicht moeglich, da die ATM's von Fremdfirmen betreut werden, die alle Karten schraedern. TOLL!! Also Karte sperren und eine neue beantragen - hat mein Vater fuer mich von Deutschland aus geregelt. 2) Mein Hinterreifen hat einen Platten nach dem anderen. Ich kann keine Ursache finden und so habe ich heute ein Date im Radladen in der Naehe von  Cathy's Haus. Ausserdem muss eine  neue Kette und neue Bremsbacken her - nach ueber 4.000km ist es mal an der Zeit.
Und noch mal zurueck zum Netbook - ich kann jetzt endlich bloggen, mailen, skypen, wann immer ich will. WIFI gibt es hier an jeder Milchkanne. Vorallem habe ich nach ueber acht Wochen endlich meine Familie via Skype gesehen. Also fuer alle Radler - nehmt ein Netbook mit, es lohnt sich auf jeden Fall!
Ach so, und die Sonne scheint immer noch.....
   

Montag, 22. August 2011

Hey, wir woll'n die Eisbaer'n seh'n - oh oh oh oh oh.....

Der war unter einer Bruecke....

....der sass mal eben so am Strassenrand....

...und der hatte auf jeden Fall Vorfahrt !!!


Da oben gibt es Baeren, und die laufen frei rum!!! So hatte man mir hier und da vor meiner Tour mal gesagt. OK, das habe ich gewusst. Aber so eine Baerenbegegnung in freier Wildbahn ist dann doch schon eine andere Hausnummer.
Die ersten Baeren habe ich weit weg von der Strasse im Denali Nationalpark gesehen. Und da die so weit weg waren, waren die auch irgendwie keine Gefahr. Anders wurde es dann in Canada. Hier habe ich die ersten Baeren aus naechster Naehe beobachten koennen. Aber auch hier war die Distanz so gross, dass ich mir keine grossen Sorgen gemacht habe.
Anders dann aber auf dem Cassier Highway. Alleine auf den ersten 20km habe ich einen Grizzly- und zwei Schwarzbaeren gesehen. Die sassen bzw. liefen einfach so an der Strasse entlang, keine 6m von mir weg.
Ich kann jetzt nicht sagen, dass mir dabei das Herz in die Hose gerutscht ist - nein, es ist mir sogar bis in die Radschuhe gerutscht.
Und so habe ich gerade auf diesem Highway viel an das gedacht, was man an allen Campingplaetzen, Visitor-Centern und Rangerstationen lesen kann - Regeln fuer die Begegnungen mit Baeren.
Mach Laerm, mach dich gross, lass niemals Essen am oder im Zelt, Kochen weit weg vom Zelt etc.... Ich habe meine Baerenglocke am Fahrrad befestigt, mein Baerenspray scharf gemacht und bin dann ueber den Cassier Highway geradelt. Doch das ewige gebimmel der Glocke ist mir nach einer Stunde so auf den Senkel gegangen, dass ich es wieder eingestellt habe. Zumal man durch den Gegenwind den Laerm sowieso keine 5m vor meinem Rad gehoert hat. Und so bin ich dann gerade hier dem einen oder anderen Baeren in einem Radius von 5m bis 50m begegnet.
An einem Sonntag - es war wenig Verkehr auf dem Highway - da kam ein Auto von vorne angefahren, hielt an und man sagte mir, dass da vorne zwei Baeren an der Strasse sind. Ein kleiner, der nur frisst, und ein grosser, der etwas agressiv zu sein scheint. Sie hatten noch nicht ganz ausgesprochen und mir ein Bild von dem grossen Baeren gezeigt, da waren sie auch schon wieder verschwunden und Andre stand da, mitten auf dem Highway. Ich habe erst mal das naechste Auto angehalten, und um Geleitschutz gebeten, den man mir auch sofort gewaehrt hat. So haben wir den kleinen Baeren passiert, der Grosse war nicht mehr zu sehen. Dann habe ich meine Begleiter weitergeschickt und bin den Berg weiter hoch geradelt. Als ich oben war, sah ich das Auto wenige Meter weiter stehen - denn da war auch der grosse Baer. So wurde mir nochmal Geleitschutz gewaehrt und wir haben dieses etwas groessere Exemplar seine Gattung passiert.
Auch auf dem Fahrrad muss man mal anhalten fuer eine Pinkelpause. Bevor ich immer vom Rad gestiegen bin, habe ich irgendwas laut in den Wald gerufen, meine Baerenglocke gelaeutet und meine Trillerpfeife benutzt, dann bin ich abgestiegen. Nach einer Pinkelpause habe ich mich umgedreht und wollte wieder auf mein Rad steigen, als ich gegenueber im Gruen nur ein Barengesicht - neugierig zu mir blickend - entdeckt habe. Keine Ahnung, wie langer der da schon war und geschaut hat, es waere aber das Bild meiner Reise geworden, wenn ich den fotografiert haette. Aber ich habe dieses Verlangen - wie bei fast allen Baerenbegegnungen - unterdrueckt und habe nur gesehen, dass ich Abstand gewinne.
Das mag sich jetzt alles dramatisch anhoeren, aber ich muss dazu sagen, dass KEINE der Begegungen gefaehrlich war. Ich bin den Tieren immer mit einem gehoerigen Respekt begegnet und meistens hatten die Baeren wohl auch etwas Angst, und sind stellenweise schnell im Wald verschwunden.
Meinen wahrscheinlich vorerst letzten Baeren habe ich dann vor vier oder fuenf Tagen in der Mitte von Vancourver Island gesehen - ca. 40m weit weg von der Strasse hat der einfach nur dumm in die Gegend geschaut.
Von den Einheimischen wurde die Baerenglocke immer nur belaechelt und scherzhaft "Dinnerbell for Bears" genannt. Und der Schlafsack war dann das "Sandwitch Bag".
Aber man darf nicht vergessen, dass man hier im Baerenland ist - und die Tieren gehoeren nunmal dazu und eigentlich ist es ja der Mensch, der in ihr Revier eindringt und durch falsches Verhalten (z.B. fuettern) gefaehrliche Situationen foerdert.
  

1.000km zum 4.


Canada, British Columbia - Vancouver Island in Duncan City, Highway Nr. 1
19.08.2011, 13:40 Uhr
     

Donnerstag, 18. August 2011

Inside Passage und Vancouver Island

Die Inside Passage - trotz Regen ein Erlebnis

Ein Wal winkt kurz vor Sonnenuntergang
 
Der 50. Breitengrad ist "ueberfahren" (ca. Hoehe von Mainz)


Oscar aus der Sesamstrasse ist auch auf Vancouver Island

Alena und Hardy - auch auf dem Weg nach Sueden

Von Terrace waren es 150km nach Prince Rupert. Der Highway verlief 120km entlang dem "Skeena River". War super zu fahren. Der Fluss, anfangs noch ein kleiner Bach, wurde immer breiter, bis er hinterher ca. 2km Breit war. Kurz vor Prince Rupert ging die Strasse dann hoch in den Norden, weg vom Fluss. Dort angekommen habe ich im Visitor Information Center erfahren, dass die Faehre nach Port Hardy bereits morgen faehrt (die verkehrt naemlich nur alle zwei Tage). So bin ich gegen 20:00 Uhr am CG, ca. 2km vom Faehrhafen entfernt, angekommen, habe mein Zelt aufgestellt, bin noch was essen gegangen und habe mich dann frueh schlafen gelegt. Doch vor dem Einschlafen musste ich noch was erledigen, was ich in den letzten Wochen gar nicht mehr gemacht habe - den Wecker stellen. Klingeln sollte das Ding um 4:50 Uhr. Doch ich war bereits vorher wach, da starker Regen auf mein Zelt prasselte. So habe ich morgens sofort meine Regensachen angezogen, kurze Katzenwaesche, alles nass zusammengepackt und ab zum Hafen. Gegen 5:45 Uhr war ich dort und habe mein Ticket fuer die Passage gekauft. In diesem Moment wuenscht man sich, ein Fahrrad zu sein, denn das hat nur 5$ gekostet. Der Fahrer oben drauf musste 180$ bezahlen.
Puenktlich um 07:30 Uhr wurden dann die Anker gelichtet und es ging los auf eine 15stuendige Fahrt durch die Inside Passage.
Trotz des Dauerregens auf der Fahrt fand ich das schon ein beeindruckendes Erlebnis. Das 2009 in Deutschland gebaute Schiff schipperte gemuetlich durch die Inselwelt Canadas. Stellenweise waren die Inseln zum greifen nahe. Auf dem Schiff war es halbwegs ruhig, so dass man in aller Ruhe schlafen, essen, weitere Tour planen etc... konnte. Es war eine richtig entspannende Schiffspassage.
Ich habe an Board auch Patrick wiedergetroffen (Radler vom Cassiar Highway). Er hat mir viel ueber die Tour auf Vancouver Island berichtet und mir viele gute Tipps und Infos gegeben.
Gegen Abend kam dann die Sonne doch noch raus und der Sonnenuntergang war super.
In Port Hardy sind wir dann mit einer halben Stunde Verspaetung angekommen - es war dann 23:00 Uhr.
Im dunkeln dann zum naechsten CG und Zelt mit Stirnlampe aufgestellt und schlafen gelegt.
Am naechsten Morgen bin ich dann auch erst gegen 09:15 Uhr aufgestanden. Habe mein irgendwie immer noch nasses Zelt und den klammen Schlafsack gepackt, bin zum Supermarkt einkaufen, und dann an den Strand runtergefahren um zu fruehstuecken. Dort angekommen traf ich auf Alena und Hardy, zwei Radler aus Berlin, die auch auf dem Weg nach Suedamerika sind - jedoch zwei Jahre Zeit fuer den Trip eingeplant haben.
Bei einem Regenschauer haben wir unter einer blauen Plane gesessen und uns unterhalten.
Nach dem Fruehstueck bin ich dann weiter gefahren nach Port McNeil (56km). Eine gemuetliche Tagesetappe. Nach einer Nacht dort war mein naechstes geplantes Tagesziel "Woss". Doch dort war ich bereits um 15:00 Uhr - und da dort nichts los war, bin ich dann noch weiter gefahren bis "Sayward". Hier habe ich am "Elk CG" ubernachtet und hatte den ganzen CG fuer mich alleine. Der Platz war voll mit 20 - 25 Meter hohen Tannen, der Boden war super weich und am Rande des CG floss der Elk-River. Ich war erst gegen 20:30 Uhr dort, habe erst mal ein Feuer angemacht, Zelt aufgestellt und zu Abend gegessen. Nach 138km war ich auch etwas muede und bin bei einem knisternden Lagerfeuer dann auch schnell eingeschlafen. Und am naechsten Morgen war der Sommer da. Zwar war es im Tannenwald noch sehr kalt, doch sobald man in die Sonne kam, war es wunderbar. Und so habe ich dann eine gemuetliche Tagesetappe nach Campbell River eingelegt. Vom Meer hat man leider bis Campbell River wenig gesehen, da der Highway 19 sehr weit weg von der Kueste verlaeuft. Doch ab Campbell River war das Wasser dann da. Jetzt bin ich in Courtenay, werde aber gleich noch 15km weiter fahren zu einem CG am Meer - wurde mir hier im Visitor Information Center empfohlen.
Die Landschaft hat sich in den letzten Tagen meiner Tour sehr gewandelt. Es ist alles viel gruener geworden, Fahne wachsen im Wald, Blumen bluehen in allen Farben und aus dem langweiligen Tannenwald ist ein Mischwald mit vielen Laubbaeumen geworden. Ich habe die ersten Anzeichen von Landwirtschaft entdeckt und seit Campbell River hat einen die Zivilisation auch wieder. Es gibt alle km einen Store oder eine Tankstelle. Man kann jederzeit etwas kaufen. Ist schon komisch nach all den Tagen vorher in der Weite von Alaska und dem Yukon. Der Preis hierfuer ist viel mehr Verkehr auf der Strasse, keine ruhigen Plaetze mehr und viele geschaeftige Menschen auf den Strassen. Je weite es jetzt in den Sueden der Insel geht, desto mehr wird es werden.
Uebrigens ist die Strecke auf der Insel auf keinen Fall so huegelig, wie man mir vorher erzaehlt hat. Der Cassiar war da schon eine ganz andere Hausnummer.
Mir gefaellt die Tour ueber die Insel bis jetzt auf jeden Fall, da man Meer, Waelder und schneebedeckte Berge zur gleichen Zeit sehen kann. Wenn jetzt der Verkehr nicht waere, dann waere es perfekt....
  

Donnerstag, 11. August 2011

1.000km zum 3.


Canada, British Columbia - Stewart Cassiar Highway ca. 20km suedlich von "Bell II"
08.08.2011, 11:29 Uhr

Stewart Cassiar Highway - der Highway der freundlichen Menschen

724 bis zum Cassiar RV Park - das ist schon eine Ansage

Ein Friedhof mitten im Nichts des Cassiar Highways

Kinaskan Lake Campground - hier war es wirklich wunder, wunder schön

Holzlaster waren einige auf der Strasse, ansonsten ging es mit dem Verkehr


Muesliriegel, frisches Brot und Wasser - einfach mal so am Strassenrand geschenkt bekommen


Ich melde mich heute aus Terrace, einer kleinen Stadt am Yellowhead Highway Nr. 16. Hinter mir liegen 724km Cassiar Highway und 100km Yellowhead Highway.
Die ersten 100km des Cassiar waren absolut langweilig. Es gab nur Tannenwald zu sehen - mehr nicht. Man konnte nicht mal erkennen, woher die Strasse verläuft, das einzige was es zu sehen gab, waren ganz weit weit weg einige Berge. Und so bin ich etwas gelangweilt die ersten 100km gefahren. Dann, nach einer Kurve am Boya Lake waren die Berge endlich da, die Landschaft wurde übersichtlicher und schöner. Meinen ersten Radtag habe ich dann nach 151km in "Jade City" abgeschlossen. Dort gab es einen kleinen Jadeshop und Cola und Tee - hatten aber bei meiner Ankunft um 22:00 Uhr schon geschlossen. Am nächsten Morgen durfte ich mich dort aber eben kurz waschen, Tee gab es umsonst und Cola habe ich gekauft und bin weiter gefahren nach "Dease Lake". 118km später gab es einen guten Supermarkt, ein Restaurant und einen RV-Park zum zelten.
Meinen schönsten Zeltplatz der Reise habe ich dann am nächsten Tag am "Kinaskan Lake" erreicht. Hier habe ich auch einen US-Radler getroffen, der Richtung Norden gefahren ist. Wir haben uns einen Campplatz geteilt um Geld zu sparen - wäre aber nicht nötig gewesen, denn als Radfahrer durften wir hier umsonst zelten.
Dann ging es weiter nach "Bell II". Ein CG mit Sauna!! Die habe ich auch sofort genutzt - und das war eine absolute Oase in der Wildnis des Highways. Super Duschen, Handtücher - was man als Radfahrer halt immer sehr gerne sieht.
Von "Bell II" ging es zur einzigen offiziellen Kreuzung auf dem Highway nach "Meziadin Junction" und nach einer weiteren Nacht dann zum Ende des Cassiar Highways nach "Kitwanga".
Der Highway war landschaftlich - bis auf die ersten 100km - sehr schön. Es gab viele Berge, Flüsse, Bäche und Seen, die Sonne hat mich über vier Tage lang gebräunt und die Verkehrsdichte war sehr gering.
Es ist schon beeindruckend, wenn man einen 724km langen Highway befährt, wo es nur sehr wenige Versorgungsmoeglichkeiten gibt (das ist dann auch wohl de Grund, warum ich das Ding dann doch letztendlich in 6 Tagen gemacht habe....), man nur eine Kreuzung hat und links und rechts von einem nur Natur ist. Da wird einem die Weite des Landes erst mal richtig bewusst.
Außerdem trifft man auf diesen einsamen Highways auch immer freundliche Menschen. Fast jeder gruesst auf der Strasse und ich bin keinen Morgen vor 10:00 Uhr losgekommen. Nicht, weil ich so spaet aufgestanden bin, sondern weil ich wirklich jeden Morgen lange und nette Gespräche mit anderen Campern geführt habe, die alle sehr interessiert waren, was ein Radfahrer denn hier auf dem Highway macht. Und so gab es auch jeden Tag etwas von den Campern geschenkt: Wasserflaschen, Muesliriegel, frischen warmen Rosinenkuchen zum Fruehstueck, frisches selbstgebackenes Brot, und eine Einladung zum Lachs-Essen. Aber die musste ich leider ablehnen, da ich schon zu Abend gegessen hatte und nach zwei Tüten Nudeln und einer Dose Bohnen mehr als satt war. Aber die Einladung wurde dann umgewandelt in eine Einladung zum Bier trinken. Und das habe ich natürlich gerne angenommen. Und so gab es in einem Luxus-RV zwei eiskalte Flaschen Bier und zum Nachtisch Blaubeeren mit Sahne. Lecker !!
So viele freundliche Menschen auf dem Highway, dass war wirklich ein tolles Erlebnis.
Als ich nach sechs Tagen dann am Ende des Highways in "Kitwanga" angekommen war, war ich schon sehr geschafft, denn die Strecke war alles andere als muensterlaender Flachland - es ging ganz schon rauf und runter. Ein Ruhetag war angesagt. Aber nicht in Kitwanga, da hier nichts los war. Und so bin ich noch 100km nach Terrace gefahren. Man hatte mir gesagt, die Strecke dorthin ist sehr flach, und in einem Nebensatz, dass der Wind immer vom Meer in's Land weht. Also bin ich am nächsten Tag los nach Terrace - es war sehr flach und der Wind kam wirklich vom Meer in's Land, d.h. ich hatte den ganzen Tag richtig schönen, starken Gegenwind.
Aber es hat sich gelohnt, denn hier in Terrace übernachte ich für zwei Nächte im Studentenwohnheim mit allen Annehmlichkeiten. Da zur Zeit Semesterferien sind, werden die Zimmer für 25$ je Nacht vermietet. Inkl. Dusche, Wäscherei, Küche, WIFI und freier Internetnutzung im Computerlabor der Uni. Hier kann man es sehr gut aushalten.
Morgen geht es dann weiter in Richtung Prince Rupert und von dort mit der Fähre durch die "Inside Passage" nach Vancouver Island.

Donnerstag, 4. August 2011

Sign Post Forest

Ich habe noch einen kleinen Nachtrag zum Thema "Schilderwald".

Ich bin heute noch mal fuer ca. 2 Stunden durch diesen Wald gegangen und habe Schilder aus Bielefeld und Muenster gefunden. Doch der absolute Hammer: Es gibt sogar ein Schild aus Harsewinkel !!!!
Und nun die Preisfrage: Wer hat das nach Watson Lake gebracht? Und wie lange haengt das da schon? Wuerde mich ja mal brennend interessieren. Also, wenn sich jemand meldet, ich behalte es auch fuer mich!
Und sollte ich nochmal hierher kommen, dann werde ich auf jeden Fall ein Ortsschild von Greffen mitnehmen, welches die Stadt Harsewinkel hoffentlich zur Verfuegung stellt.


Mittwoch, 3. August 2011

Watson Lake - letzte Station auf dem Alcan


Die Nisutlin Bay Bridge in Teslin - mit Gitterrosten statt Asphalt

Nur 56 Milen - fuer Autos kein Problem, fuer Radfahrer schon mal eine Tagestour

Und nach 56 Milen dann dieses Bild - seit Jahren geschlossen und verfallen. Leider kein Einzelfall.

KM-"Stein" 1.000 auf dem Alaska Highway
 
Der Schilderwald von Watson Lake - ueber 71.700 Schilder aus der ganzen Welt findet man hier

Gestern bin ich in Watson Lake angekommen, meinem letzten Ort auf dem Alcan. Insgesamt ist der Alcan 2.288km lang und wuerde noch bis Dawson Creek gehen. Ich werde diese Strasse aber nun nach 1.336 geradelten Kilometern verlassen und endlich mal meine Reiserichtung nach Sueden einschlagen.
Nachdem ich Whitehorse verlassen habe, wurde nach 30km der Verkehr weniger - was nur mehr unterwegs war, das waren LKW's. Und die duerfen hier genau so schnell fahren wie die Autos und rauschen mit voller Wucht an einem vorbei. Wenn man schon von hinten ein lautes Brummen vernimmt, dann faehrt man auf dem Seitenstreifen freiwillig so weit rechts, wie nur moeglich, denn den LKW's scheint die Strasse zu gehoeren.
Ausserdem wurde der Alcan mal wieder richtig schoen huegelig - meine Radtage zwei und drei nach Whitehorse waren daher schon ganz schoen anstrengend.
Ich habe uebrigens an einer Tankstelle / Motel angehalten namens "Continental Divide". Der Besitzer, ein aeltere Herr, war sehr nett. Und auf meine Frage, was denn hier geteilt wird, erklaerte er mir, dass hier die Wasserscheide verlaeuft und die Fluesse ab hier irgendwann in den Pazific fliessen. Ich habe mit ihm auch ueber die vielen geschlossenen Versorgungsstationen auf dem Alcan gesprochen. Seine Erklaerung hierfuer war sehr einfach: Die meisten Tankstellen / Motels etc. werden von aelteren Leuten betrieben. Wenn diese dann sterben, macht von den jungen Leuten keiner weiter, da es diese vorallem in die grossen Staedte zieht.  Somit schliessen die Laeden und verfallen mit der Zeit. Er hat mir auch ueber die Probleme der hohen Arbeitslosigkeit berichtet und dass das Geschaeft hier nur ein Saisongeschaeft ist, da die Touristen nur von Mai bis September hier sind - und in dieser Zeit laesst sich Geld verdienen. Die anderen Monate fahren meistens nur die Einheimischen ueber die Strassen, und die brauchen kein Motel oder anderen Schnikschnak.
Nun ja, ein Gespraech ueber ernste Probleme - die es aber wohl ueberall gibt.
Am vierten Tag bin ich dann nach 127 Tageskilometern in Watson Lake angekommen. Und wenn man in den Ort reinfaehrt, dann faellt einem sofort das Infocenter auf, denn hier befindet sich der sog. "Sign-Post-Forest" - der Schilderwald. Seit 1940 werden hier Schilder aus der ganzen Welt gesammelt und ausgestellt. Ueber 71.725 Schilder kann man hier bestaunen. Ist wirklich super interessant. Vorallem frage ich mich, woher die ganzen deutschen Ortsschilder kommen. Die sind a) ziemlich gross und b) auch wohl mal nicht eben so zu bekommen und c) im Handgepaeck hier rueber zu bringen. Aber das haben so einige Deutsche geschafft. Ein Schild von "Greffen, statt Harsewinkel" wuerde sich hier auch noch sehr gut machen.
Ich habe heute noch einen Ruhetag eingelegt, werde im Supermarkt etwas Proviant fuer die naechsten Tage kaufen und morgen dann zum Steward Cassiar Highway fahren - und auf diesem Highway sind es dann 725km bis Kitwanga. Die Strasse hat stellenweise Schotterbelag und geht wohl auch gut rauf und runter.
In "Rancheria" habe ich einen Radfahrer getroffen, der von dort gekommen ist und die Strecke in !!6Tagen!! gefahren ist. Ich habe ihm dafuer meinen Respekt gezollt, denn ich habe 8-10 Tagen fuer diesen Weg geplant. Aber er meinte nur, wenn ich erst mal 5 Monate auf der Strasse bin wie er, dann duerfte das fuer mich auch kein Problem sein. Also JW - deine Worte in meinen Ohren.
Ansonsten geht es mir nachwievor sehr gut, alles laeuft rund - und wer mir bei der "Kurz-Statistik" einen Platten wuenscht, dem sei gesagt, dass die Sache mit dem Frontgepaecktraeger wohl fuer 5 Platte zaehlt.
Also, ab in den Sueden....
  

Dienstag, 2. August 2011