Mittwoch, 29. Februar 2012

Und schon bin ich in El Salvador

Und Herr Lanwehr, nach fast 13.000km immer noch Spass am Radfahren? CLARO !!

Chicken - Bus. Die heizen ganz schön in Guatemala.

Antigua. Eine tolle Stadt mit kolonialem Scham.

Nur das Kopfsteinpflaster war alles andere als radfahrtauglich.

Eine Betonstrasse wird gebaut. Viele Menschen, viele stehen einfach nur rum...
Arbeiten in Zentralamerika.

Im Park. Auch die Kinder lieben es, einfach nur rum zu sitzen.

Bei der Hitze währe diese Groesse genau passend.....

Die Strassenbedingungen könnten schlechter sein.

Viele Vulkane gibt es in Zentralamerika zu sehen.

An der heißen Balsamküste in El Salvador.

Das Rad passt immer mit in das Zimmer rein.

Vom Lago de Atitlan und San Pedro bin ich morgens früh um 07:00 bereits los. Mit einer Lancha (kleines Boot) ging es zum super, sonder Touristenpreis in 40 Minuten nach Santiago Atitlan. Der Preis war natürlich überzogen, aber mein Rad war angeblich sooooo teuer... Die Überfahrt war aber trotzdem ein Erlebnis und wunderschön. Mit mir im Boot viele Einheimische, die Tz'utuhil gesprochen haben. Eine Maya-Sprache. Unverständlich und unaussprechlich. Hörte sich an wie Klingonisch. Der nächste Ort war San Lucas Toliman - und bis dahin ging die Strasse gut rauf und runter. Doch nach dem Ort ging es richtig zur Sache und ich musste so manches mal den Schiebegang einlegen, da fahren bei einigen Steigungen nicht mehr möglich war. Auf ca. 2.200 Metern neigte sich die Strasse dann in einer steilen Schussfahrt runter nach Panajachel - einem sehr touristischem Ort auf der anderen Seite des Sees. Ich bin kurz auf den Markt, um etwas zum Abendessen zu kaufen und konnte noch etwas Karneval erleben. Kinder und Jugendliche sind hier in Gruppen durch die Strassen gelaufen und haben sich gegenseitig gejagt. Mit Eiern und Mehl bewaffnet wurden die anderen Gruppen verfolgt. Wen man zwischen zwei Gruppen kam, musste man aufpassen, damit man nicht in das Kreuzfeuer aus Mehl und Eiern gerät. Panajachel lag wieder unten am See und am nächsten Tag ging es wieder verdammt steil im Schiebegang hoch. Mir taten die Beine weh und ich war richtig geschafft. 17,5km in drei Stunden hoch auf knapp 2.500 Meter. Wieder zurück auf der Panamericana schraubte sich diese auch noch 200 Höhenmeter rauf. Ich habe gedacht, ich komme nie oben an. Aber der Lago de Atitlan ist einer der schönsten Orte, die ich bis jetzt auf meiner Reise besucht habe und es war jeden Höhenmeter und all die Anstrengung wert. Guatemala ist halt verdammt bergig.
Irgendwann war ich dann in Antigua angekommen. Eine Stadt, mit kolonialem Scham. Ich habe einige Backpacker im Hostal wiedergetroffen und mich von den Anstrengungen der letzten Tage erholt. Außerdem habe ich Richard aus Canada kennen gelernt. Er ist Rentner und verbringt die kalten Tage lieber irgendwo in der Sonne. Und außerdem ist für ihn das Leben hier billiger als in Canada. Wir haben zusammen ein Konzert besucht. Mittelalterliche Musik aus Guatemala - stimmgewaltig präsentiert von einer 13-koepfigen Kombo. War echt super. Antigua ist sehr touristisch, hat viele Sprachschulen und einen quirligen Markt. Viele alte Gebäude, die Vulkane rings herum und das Kopfsteinpflaster machen diese Stadt so wunderschön. Nach drei geruhsamen Naechten bin ich dann los in Richtung Grenze El Salvador. Für die Strecke hatte ich zwei Tage eingeplant - aber mal wieder hat ein Downhill alles zu Nichte gemacht. Die 150km bis zur Grenze sind nur so gelaufen. Es ging bergab, die Strasse war gerade. So etwas hatte ich schon einige tausend Kilometer nicht mehr. Darum lief und lief es auch so gut. Bereits um 15:30 war ich an der Grenze. Aber eine letzte Nacht wollte ich noch in Guatemala verbringen. Also in ein Hotel 200 Meter vor der Grenze. Der Grenzort war so anders als die Grenze von Mexiko nach Guatemala. Es war ruhig und beschaulich. Die Ausreise am nächsten Morgen war innerhalb von einer Minute erledigt. 500 Meter weiter, über den Grenzfluss war ich dann in El Salvador. Die Einreise währe schneller gegangen, wenn nicht vor mir ein halber Reisebus eingereist währe. Zwei Dinge haben mich etwas irritiert: Es gab keinen Stempel in den Pass (habe zwei mal nachgefragt) und die Währung ist wieder US-Dollar und nicht Colones. Nach Geldtausch war ich dann im fünften Land meiner Reise.
Die Menschen hier sind etwas zurückhaltender, aber auch freundlich. Die Strassen sind gut, der Verkehr war bis jetzt maessig. Der Müll an den Strassen ist etwas weniger geworden. Tolle Landschaften mit Vulkanen und viel Grün (Palmen, Bäume, bunte Blumen). Aus Gallo-Bier ist nun Pilsener-Bier geworden und die allgegenwaertige Pepsi-Werbung Guatemalas ist jetzt Coca-Cola Werbung. Die Brauereien und Cola-Konzerne haben hier wohl einen sehr grossen Einfluss und sponsern jeden kleinen Laden mit Plastikstuehlen, Kuehlschraenken, Fahnen und gepinselter Werbung an den Huetten.
Jedoch leben auch hier die Menschen stellenweise in erbärmlichen Bretter- oder Wellblechhütten.
Die Armut nach der Grenze Mexiko / Guatemala war viel beklemmender für mich, als in der Nähe vom Lago de Atitlan oder jetzt hier in El Salvador. Es ist etwas "besser" geworden. Aber ein Bild hat mich die letzten Tage nicht losgelassen: Ein ca. 14jaehriger Junge, der leicht geistig behindert war, stand mit völlig zerlumpten und dreckigen Kleidern an einem kleinen Laden. Er hatte wohl von der Ladenbesitzerin eine Banane und etwas Brot geschenkt bekommen. Nun stand er da und konnte gar nicht so schnell alles essen, wie er wohl hungrig gewesen sein muss. Er hat alles regelrecht verschlungen. Solche Momente machen einen dann schon nachdenklich.
Trugen in Guatemala die Menschen noch traditionelle Kleidung (gestickte Huipiles) so ist die Kleidung hier "normal". Mit dem US-Dollar ist alles auch ein bisschen teurer geworden - aber immer noch billig. Wenn man etwas besonderes kauft, also Käse, Jogurt oder Nutella, dann muss man aber schon ganz schön tief in die Tasche greifen, denn diese Dinge sind wirklich verdammt teuer hier. So habe ich für ein Glas Nutella umgerechnet 4,00 EUR bezahlt.
Mit dem Downhill nach Antigua bin ich nun wieder auf Meereshöhe angekommen - und es ist so verdammt warm hier, dass mich das mehr schafft, als alles andere. Der Schweiß läuft nur so und manchmal habe ich das Gefühl, ich kann gar nicht genug trinken. Wenn es dann auch noch - wie an der Balsamküste in El Salvador - über viele KM nur rauf und runter geht, dann schlaucht das unwahrscheinlich. Aber Kuehlschraenke mit kühlen Getränken gibt es fast überall.
Um durch das kleine Land El Salvador nicht innerhalb von drei Tagen zu rasen, habe ich außerdem auch einen Gang runtergeschaltet und lasse etwas langsamer gehen. So kann man es hier in La Libertad direkt am Meer ganz gut aushalten. Ich sitze gerade in einer Bar mit Meerblick und eine leichte Brise weht durch das Lokal. Morgen geht es aber weiter in Richtung Honduras und Nicaragua. Am 22.03. muss ich dann letztendlich in San Jose sein, da mein Cousin Martin mich besuchen kommt und wir 14 Tage etwas durch Costa Rica reisen wollen (ohne Rad, mit Bus).

PS:Habe meine kleine Kamera verloren, als ich aus einem Tuc-Tuc gestiegen bin. Muss mir wohl aus der Tasche gefallen sein. Hatte allerdings einen Tag vorher noch alle Bilder gesichert.
 

Dienstag, 21. Februar 2012

Bienvenidos a Guatemala

Willkommen in Guatemala

Spektakuläre Landschaften...

...und tolle Ausblicke bieten sich vom Rad.

Tankstelle in Guatemala. Diese Plastikkanister findet man überall.

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In Alaska. Mit 3.015 Metern ist das der höchste Punkt der Panamerikana in Guatemala.

Duschkopf-Konstruktion mit einem Ast - damit es hält.
Und die Kabel fuer den elektrischen Wassererhitzer werden mit Klebeband zusammengehalten.

Und hier noch ein paar Bilder vom Lago de Atitlan:






In San Cristobal de Las Casas bin ich am Mittwoch gegen 09:00 Uhr losgekommen. Der Abschied ist mir etwas schwer gefallen – aber andererseits habe ich mich auch wieder auf das Radeln gefreut. Die Ruhetage haben mir sichtlich gut getan und trotz vieler Hügel und 90km war ich bereits um 15:30 Uhr in Comitan. Dort wollte ich meine Pesos in Quetzales umtauschen, aber leider hatte die einzige Wechselstube nur 250 Quetzales (ca. 25 EUR). Mehr konnte ich nicht tauschen.
Am nächsten Morgen bin ich früh aufgestanden und wollte bis kurz vor die Grenze fahren und eine letzte Nacht in Mexiko verbringen. Jedoch hat ein langer Downhill meine Pläne zunichte gemacht und mich runter auf ca. 800 Meter gebracht und 80km waren geradelt – bereits um 13:00 Uhr war ich in Ciudad Cuauhtemoc. Ich habe etwas gegessen und bin dann in die Migration um mir meinen Ausreisestempel zu holen. Da viel los war, musste ich 5 Minuten anstehen, den Stempel gab es innerhalb von einer Minute. Mit brennender Mittagssonne durfte ich dann noch einen ca. 4km langen Anstieg vorbei an einer stinkenden Müllhalde bis zur Grenze hochkurbeln. Kurz vor der Grenze wurde die Straße zu einem riesigen Basar. Links und rechts der Straße kamen immer mehr Stände, die allen möglichen Krimskrams angeboten haben. Keine Grenzkontrolle, kein Schlagbaum, nur ein kleiner Topes auf der Straße markierte die Grenze zu Guatemala. Dahinter wurde der Basar noch heftiger, quirliger und voller. Rechts hinter dem Topes das „Willkommen in Guatemala“ Schild und die kleine Migration. Sofort stürmten Geldwechsler auf mich zu. Ich wollte nicht zu viel Geld hier wechseln, da man mich vor Falschgeld gewarnt hat. Einen habe ich mir ausgesucht und ihm gesagt, erst hole ich mir den Stempel, dann wird Geld getauscht. So hatte ich wenigsten jemanden, der ein Auge auf mein Rad hatte, während ich in der Migration war. Die Herren Grenzbeamter habe sich nicht wirklich für mich interessiert. Im Hintergrund lief ein Fernseher mit irgendeiner Seifenoper. Ohne wirklich die Augen vom TV zu nehmen wurde mein Pass eingescannt und ein weiterer Stempel kam rein. Das ganze geschah in einem unglaublichen Schneckentempo. Nach einigen Minuten war ich raus, habe etwas Geld getauscht und mein Rad durch den Basar geschoben. In der Grenzstadt La Mesilla wollte ich nicht bleiben, da mir diese Stadt überhaupt nicht gefallen hat. Ich bin noch ca. 10 km weiter zu einem guten Hotel wo ich für 10 EUR übernachten konnte. Nun war ich in Guatemala.
Mir viel sofort auf, dass das Land und die Menschen viel ärmer sind als in Mexiko. Erbärmliche Hütten, viel Müll überall an der Straße und in den Orten. Und auch die kleinen Läden waren schmaler bestückt. Hier gab es im Gegensatz zu Mexiko mal wieder freie Tankstellen. Aber das meiste Benzin wird direkt an der Straße aus Plastikkanistern verkauft. Die Autos sind älteren Baujahres und meistens gnadenlos überladen. Viele Pickups dienen hier auch als Taxi – die Ladefläche ist voll mit Menschen und irgendwelchen Dingen. Bunte Autobusse, mit einem religiösen Spruch auf der Windschutzscheibe, rasen über die Straßen und kündigen sich von hinten bereits mit einem lauten hupen an. Wenn sie überholen, steht man meistens in einer riesigen, schwarzen Wolke aus Auspuffgasen.
Jedoch sind die Menschen hier in Guatemala unwahrscheinlich freundlich. Ich habe auf meiner ganzen Reise noch nicht so viel gegrüßt und gewunken wie hier. Sie sind neugierig und als Radgringo falle ich hier richtig auf. Ganze Familien versammeln sich vor dem Haus, um den komischen Mann auf dem Rad zu sehen. Vor allem die Kinder haben sichtlich Spaß und stehen stellenweise mit großen Augen an der Straße Natürlich wird man auch angebettelt. So ist mir am ersten Abend ein kleiner Junge im Ort auf Schritt und Tritt gefolgt. Und immer wieder die Frage nach ein paar Quetzales. Ich habe ihm letztendlich einen Lutscher gekauft. Nicht viel, aber Geld gebe ich grundsätzlich nicht. Außerdem stellt sich da ja auch die Frage, wo fängt man an und wo hört man auf?
Die zweite Nacht habe ich in der Stadt Huehuetenago verbracht. Das zentrale Hotel hat mit 8 EUR zu Buche geschlagen und die Bank, wo ich meine letzten Pesos gewechselt habe, würde ich mal als Verbrecher einstufen, da der Wechselkurs unter aller Sau war. Weiter ging es nach Cuatro Caminos, einer wichtigen Kreuzung in Guatemala und nicht wirklich ein schöner Ort. Das Hotel hier hat nur noch 7 EUR gekostet. Bereits um 07:00 Uhr bin ich am nächsten Morgen los, da es nach Alaska und auf über 3.000 Meter rauf ging.....
Guatemala hat eine spektakuläre Landschaft. Natürlich ist die alles andere als flach. Bis heute noch kein einziger Meter auf gerader Fläche. Sehr schweißtreibend und anstrengend. Aber wie schon mal geschrieben: „Ohne Schweiß kein Preis“.
Gestern bin ich am Lago de Atitlan angekommen. Von über 3.000 Metern ging es runter auf 1.5000 Meter auf stellenweise abenteuerlicher Piste. Die Felgen haben geglüht, die Hände taten vom bremsen weh. Auf ca. 2.000 Metern hatte ich den ersten Blick auf den Lago de Atitlan. Grandios, auch wenn Wolken den Blick etwas getrübt haben. Weitere 500 Meter ging es runter an sein Ufer und nach San Pedro La Laguna. Ein Hotel für 4 EUR mit Blick auf den See war schnell gefunden.
Die Vulkane rund um den See konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen und habe heute einen „Ruhetag“ eingelegt. Bereits früh am Morgen bin ich los, um dem Gipfel des Nevado San Pedro meine Aufwartung zu erweisen. 3.020 Meter über dem Meeresspiegel liegt der Gipfel und bis runter zum See sind es 1.5000 Meter. Von hier oben hatte ich den besten Ausblick, den man sich nur vorstellen kann. Somit war der „Ruhetag“ dann auch schnell um. Morgen geht es mit dem Rad weiter rund um den See, und das wird mal wieder schön hügelig....
     

Dienstag, 14. Februar 2012

Auszeit in San Cristobal de Las Casas


Ein paar Eindrücke aus San Cristobal de Las Casas












Am Wasserfall Agua Azul

Blick in den Dschungel oberhalb des Wasserfalls

Die Pyramiden der Maya in Palenque


Die Stufen nach oben sind riesig und ganz schön steil



Seit letztem Sonntag bin ich nun schon in San Cristobal de Las Casas, im "el Hostalito" von Joaquin. Ein super ruhiges Hostal fast direkt im Stadtzentrum. Da Joaquin auch Warmshowers-Host ist, war die erste Nacht hier umsonst, die weiteren Nächte haben mich 50 Pesos - umgerechnet also keine 3,00 EURO gekostet. Was will man mehr.
Als ich am letzten Sonntag hier angekommen bin, waren Babs und Achim bereits hier und haben mich mit einem kühlen Bier und selbstgemachtem Kartoffelsalat empfangen. Dazu gab es das Schwarzbrot und die Milkaschokolade von meinen Eltern. Ein kulinarischer Hochgenuss. Aber auch sonst haben wir die letzten Tage öfter mal den Herd im Hostel genutzt und so leckere Sachen wie Kartoffelbrei oder Pfannekuchen gekocht. Nudeln standen auch auf dem Speiseplan. Und all die leckeren Sachen immer mit viel, viel Sahne. Dazu gab es die eine oder andere kleine (1,2 Liter, auf mexikanisch heissen die Caguama) Flasche Bier.
Am letzten Montag habe ich mich dann bei einer Sprachschule angemeldet. "El Puente" bietet 5 Tage Einzelunterricht - drei Stunden am Tag. Dienstag ging es los. Meine Lehrerin Edi sprach nur sehr wenig Englisch - eigentlich ja ganz gut, aber da ich mir viele grammatikalische Dinge auf Spanisch nicht erklären konnte, wäre es in Englisch schon besser gewesen. Ich wurde fünf Tage lang konfrontiert mit Grammatik - die ich in der Schule im Deutschunterricht schon nie so ganz verstanden habe. Futuro Idiomatico, Adjektivos Demonstrativos, Copreterito Progresivo und Conjugacion standen auf dem Programm. Mir hat regemlässig der Kopf geraucht und ich war jeden Tag froh, als die drei Stunden endlich rum waren. Gebracht hat das ganze schon was, aber viel mehr sprechen kann ich immer noch nicht. Jetzt heisst es wiederholen, ansehen, Verben lernen und sprechen.....
Desweiteren habe ich eine weitere Lektion in "Mañana" - Morgen bekommen. Meine Eltern haben mir eine neue Felge aus Deutschland hier nach San Cristobal geschickt. Das Postpaket war schon gute drei Wochen unterwegs und noch nicht angekommen. Am Montag bin ich zu DHL. Die hatten geschlossen, da ein Feiertag, der auf einen Sonntag gefallen ist, auf Montag verschoben wurde. Am Dienstag ging es dann los: die deutsche Paketnummer war hier nicht mehr gültig, ich brauchte eine internationale. Nachdem ich die rausgefunden hatte und wieder zurück zum DHL-Shop gelaufen bin, sagte man mir, dass es nun kein DHL mehr ist, sondern die normale mexikansiche Post. Also zur Post. Dort sagte man mir Mañana ist das Paket da. Am nächsten Tag hieß es dann wieder Mañana, am Tag darauf auch wieder Mañana. Ich glaube, ich bin in der zwischenzeit schon zu lange in Mexiko und habe das Mañana sehr gelassen hingekommen. Am Freitag war die Felge dann endlich da - und mir ihr noch eine große Ladung Schokolade aus Deutschland. Mit der neuen Felge und den Speichen "Made in Germany" und passend für die Rohloff bin ich dann los zu einem Radladen, um mein Rad neu einspeichen zu lassen, die Kette zu wechseln und neue Bremsbacken mussten her. Hier sagte man mir dann: Mañana ist alles fertig. Und tatsächlich war am nächsten Tag um 13:00 Uhr alles fertig. Für die Ersatzteile habe ich knappe 60 EURO bezahlt, das war ok. Und für die Arbeit (das Einspeichen, Kette wechseln etc...) musst ich 50 Pesos - also knapp 3 EURO - bezahlen. Wir haben die Arbeit mit drei Radfahrern begutachtet und für ok befunden. Ich hoffe jetzt nur, dass das Hinterrad hält.
Samstag Nachmittag haben Achim und ich dann noch die Hinterradritzel an unseren Räder gedreht und etwas Radpflege betrieben. Bis zu diesem Tag habe ich von San Cristobal so gut wie noch nichts gesehen, da ich keine Lust auf Stadtbesichtigung hatte und ziemlich langsam habe gehen lassen.
Am Sonntag bin ich dann aber mit der Kamera bewaffnet los und bin kreuz und quer durch die Stadt gezogen und habe eine tolle Stadt erlebt.
Ich habe mir in den letzten Tagen einige Gedanken über meine weitere Route durch Zentralamerika gemacht, und den Entschluss gefasst, in Richtung Lago de Atitlan und Antigua und dann weiter durch El Salvador zu fahren. Dass war keine einfache Entscheidung, denn so lasse ich Palenque und Tikal aus, die Maya-Ruinen schlecht hin.
Also habe ich für Montag noch eine Tour für 350 Pesos gebucht. Am Morgen um 06:00 Uhr wurde ich abgeholt und es ging (gefühlt) über die Strasse mit den meistens Topez in Mexiko 220km in Richtung Palenque. Gestoppt wurde an dem wunderschönen Wasserfall "Agua Azul", an einem weiteren Wasserfall "Misol-Ha" - der mir nicht so gut gefallen hat - und dann ging es weiter nach Palenque. Inmitten des grünen, schwülen Dschungels lagen die Maya-Ruinen. Erbaut um 700 n. Chr. sind es beeindruckende Monumente der grossen Maya-Kultur. Hohe, steile Stufen führten mich rauf auf die Tempel und von oben hatte mein einen großartigen Ausblick auf die Ruinen. Leider fuhr der Bus nach 1,5 Stunden Aufenthalt schon wieder zurück. Viel zu wenig Zeit - ein ganzer Tag wäre angebracht gewesen. Geschafft von der Busfahrt war ich Abends gegen 22:30 Uhr wieder im Hostal.
Die fast 1,5 Wochen Auszeit haben mir richtig gut getan. Ich habe mich hier im Hostal mal wieder heimisch gefühlt, ausgeruht, gut gegessen und einfach mal langsam gehen lassen. Super fand ich auch, dass die beiden Radler Babs und Achim so lange Zeit mit mir hier im Hostal waren.
Morgen geht es nun weiter in Richtung Grenze zu Guatemala - knappe 300km trennen mich noch von dort. Ich bin gespannt, was mich dort alles erwarten wird.....
So verlasse ich Mexiko in den nächsten Tagen nach über 3 Monaten, knapp 5.000km und ca. 45.000 Höhenmetern...
    
   

Montag, 6. Februar 2012

Mit Meer, Hitze, Sturm und Moskitos nach Chiapas

Mein erster Mezcal in Mexiko - schmeckte nicht so toll.
Babs und Achim habe ich in Oaxaca wiedergetroffen.

Runter zum Pazifik wurde es immer farbenfroher.

Kokospalmen und Bananenstauden fanden sich entlang der Strasse.

Guter Wellengang in Zipolite

Endlich mal wieder ein Sonnenuntergang am Pazifik.

Pelikane beim fischen - im Sturzflug.

Vormittags um 11:00 Uhr in Zipolite...
Das Radlerleben ist schon hart.

Cristian aus Rumänien - will auch runter nach Ushuaia.

Cristian und ich werden in der lokalen Presse erwähnt.

Ein verspätetes Weihnachtsgeschenk meiner Eltern ist in San Cristobal angekommen.
Schwarzbrot und gute Milka-Schokolade. Ein Hochgenuss !!!!

Eigentlich wollte ich in Oaxaca nur zwei Nächte bleiben und dann weiter. Aber ich hatte eine Mail von Babs und Achim bekommen, dass sie kurz vor Oaxaca sind - und so bin ich natürlich noch eine Nacht länger dort geblieben. Die Wiedersehensfreude war groß und es gab viel zu erzählen. Wir sind zum Markt zum Essen, haben ein paar Bier im Hostal getrunken und Abends mit einigen anderen Backpackern noch in eine Bar. Hier habe ich dann meinen ersten Mezcal getrunken - war aber nicht so mein Ding.
Am nächsten Morgen bin ich dann los in Richtung Pazifik, denn ich wollte das Meer mal wieder sehen. Über die MEX175 ging es in Richtung Ocotlan und Ejutta. Welliges Strassenprofil, aber gut zu fahren. Bei meiner Mittagspause in Ocotlan hat mich ein alter Herr ausgefragt, wohin, wieso, weshalb, warum. Die üblichen Fragen. Dann kamen die Fragen, die ich gar nicht mag: Wie teuer? Wie teuer ist das Rad, deine Uhr etc... Hier war tiefstapeln ohne Ende angesagt. So hat mein Rad nur 2.000 Pesos gekostet - was für den alten Herren schon eine wahnsinnig große Summe war. Mir wurde das ganze nach einer Zeit etwas zu bunt und ich habe meine Mittagspause abgebrochen und bin einfach weitergefahren. Ich habe kein Problem mit anderen Radfahrern oder Reisenden über diese Dinge zu sprechen, aber hier in Mexiko sind die europäischen Preise astronomisch hoch und viele Mexikaner können es sich nicht vorstellen, dass man 2.000 Pesos oder mehr für ein Rad ausgibt. Oder gar 500 EUR für einen Flug. Das ist hier in Mexiko soviel Geld, von dem sie eine Familie verdammt lange ernähren können.
Wellig ging es weiter bis in das Tal von Miahuatlan. Und hier wartete dann mal wieder eine Mega-Serpentine auf mich und es ging hoch auf 2.850 Meter. Den Lohn für die Kletterei gab es aber postwendende am nächsten Morgen: ein 20km Downhill und ab hier ging es dann mit einigen Gegenanstiegen runter an das Meer auf 0 Meter. Kokospalmen und Bananenstauden wuchsen links und rechts der Strasse, es wurde richtig grün und viele tolle Blumen waren zu sehen. Mit jeden 100 Höhenmetern die es runter ging, konnte man auch merken, dass es wärmer und wärmer wurde. Bei meiner Mittagspause im Schatten eines kleinen Dorfes lief der Schweiß bereits ohne grossen Fleiß. Mein Ziel war Zipolite - ein kleiner Ort mit ein paar Häusern, Hotels und Restaurants direkt am Strand. Dort angekommen habe ich mir eine Hängematte in einem Hotel gebucht und mehr wie Nichtstun konnte man hier nicht. Aus der Hängematte hatte man einen tollen Blick auf den Pazifik, konnten den Pelikanen beim fischen zusehen und das eine oder andere kühle Bier bei einer leichten Brise geniessen. Abkühlen im Ozean war nicht möglich, denn der war warm wie eine Badewanne. Abends ging es barfuss durch den warmen Sand zu einem Restaurant, dass seine Tische direkt am Strand im Sand aufgebaut hatte. Schlafen konnte man nur in kurzer Hose in der Hängematte mit einer ziemlich lauten Brandung. Das war schon Erholung pur - und auch der Grund, warum ich zwei Nächte hier geblieben bin.
Weiter ging es dann über die MEX200. Ein absolut ödes, dauerndes Auf- und Ab. Immer weit weg vom Ozean, den man am Tag keine fünf mal in der Ferne gesehen hat. Alles war braun und trist - und die Hitze hat mich fast Wahnsinning gemacht. Die Luft flimmerte gegen Mittag schon richtig. Wann immer ich einen Kühlschrank mit kalten Getränken gesehen habe, habe ich angehalten und Flüssigkeit nachgetankt. Nachts um 01:0 Uhr hatte ich im Zelt noch 27 Grad !! Schlafen ging da nicht so gut, erst gegen 04:00 Uhr wurde es etwas erträglicher. Am zweiten Tag auf der MEX200 habe ich gegen Mittag Cristian (ohne H) aus Rumänien getroffen. Er ist in Mexiko - City gestartet und auch auf dem Weg runter nach Argentinien und möchte dabei jedes Land südlich von Mexiko besuchen. Er ist einer der Radfahrer, die auf der gesamten Reise kein Geld für Übernachtungen ausgeben will. Wir haben eine große Cola getrunken und sind dann gemeinsam in die Hitze des Tages gestartet. Am Nachmittag kam der erste Wind auf - natürlich als Gegenwind - der aber für etwas Abkühlung gesorgt hat. Wir sind bis Salina Cruz gefahren und haben dort am direkt am Strand übernachtet. Ohne Zelt, einfach nur mit Isomatte im Sand. Der Strand nannte sich nämlich "Playa la Ventosa" - windiger Strand. Und windig war es hier ohne Ende. Zelt aufbauen im Pudersand konnte man vergessen und hinter eine kleinen Düne lagen wir gut geschützt vor dem Wind.
Am nächsten Morgen ging es dann weiter in Richtung Juchitan über die MEX185.  Der Wind wurde immer stärker und kräftige Boeen fegten über das Land. Abends haben wir einen Platz zum Zelten in einer Wiese gefunden - eigentlich ein toller Platz, wenn da nicht diese riesigen, mutierten Monster-Moskitos gewesen wären. Zelt aufstellen war kein Problem. Dann, von einer auf die andere Minute kamen die Monster angeflogen und stürzten sich auf uns. Mueckenspray half gar nichts, es blieb nur noch die Flucht in das Zelt. Im Zelt dann erst mal lustiges Moskitos klatschen, bis der letzte erledigt war.
Am nächsten Morgen hatte Cristian zwei platte Reifen und Probleme mit seiner Schaltung. Wir haben diesen Tag nur 26km geschafft. Beim Zelten abends dann das gleiche wie am Vortag: Monster-Moskitos. Meine Beine und Arme haben ausgesehen wie ein Streusselkuchen. Erschwerend kam noch hinzu, dass ich bei der Hitze seit vier Tagen keine Dusche mehr gesehen hatte.
Die nächste Stadt auf unserem Weg hieß "La Ventosa" - die Windige. Und aus den anfänglichen Sturmboeen wurden Orkanboeen, die uns von der Seite angriffen und versuchten, vom Rad zu blasen. Eine Boee hat Cristian voll erwischt und ihn in den Graben befördert.  Aber Sturm ist in dieser Gegend alltäglich und normal. Wir waren nämlich am Istmus von Tehuantepec - der kürzesten Landverbindung Mexikos zwischen Atlantik und Pazifik. Geografisch korrekt ist das auch die Grenze zu Zentralamerika. Windkrafträder und Starkstromleitungen prägten das Landschaftsbild und der Wind sorgte für Abkühlung.
Gegen Nachmittag waren wir aus dem gröbsten raus, der Wind wurde weniger, die Hitze kam wieder und am Horizont konnte man die Sierra Madre Chiapas erkennen. Unser Nachtlager hatte diesmal keine Moskitos und so konnten wir bei einem kühlen Bier noch etwas vor dem Zelt sitzen.
In Tapanatepec habe sich dann unsere Wege wieder getrennt. Cristian wollte noch weiter die Küste runter und ich rauf nach Chiapas und San Cristobal de las Casas.
Kurz hinter Tapanatepec fuhr ich in den Bundesstaat Chiapas ein, die Strassen wurde besser und die Sierra Madre bescherte mir wieder mal einige Hügel und ein ständiges auf und ab. Den Tag beschloss ich wieder zeltend in einer Wiese. Am nächsten Morgen dicker Nebel über den Hügeln und angenehme Temperaturen. Mein Tagsziel sollte Tuxtla werden - die Haupstadt von Chiapas. Nachdem der Nebel sich verzogen hatte, kam die Sonne wieder raus und es wurde wieder verdammt warm. Tuxtla habe ich bereits gegen 14:00 Uhr erreicht und bin dann noch weiter bis Chiapa de Corzo gefahren. Und dort habe ich mir nach sieben Tagen mal wieder ein Hotel gegönnt und eine Dusche. Nach sieben Tagen Hitze, schwitzen, Moskitos, Sturm und Sand bin ich mit allen Klamotten unter die Dusche - den die hatten es genau so nötig wie ich, mal wieder Wasser zu sehen.
Mit drei Bier, einem guten Essen und einer riesigen Packung Eis endete dieser Tag. Schlafen konnte ich aber nicht so gut, da es im Hotelzimmer auch mal wieder verdammt warm war.
Am nächsten Morgen dann die Königsetappe der letzten Tage - es ging nach San Cristobal. Ich befand mich auf 550 Metern - San Cristobal liegt auf 2.100 Metern. Über die Autopista, die 20km kürzer war als die normale Strasse, bin ich dann morgens um 07:30 Uhr gestartet. Essen und Getränke am Rad, MP3-Player in die Ohren und dann in einem stetigen, nicht enden wollenden bergauf pedalte ich mich 50km bis zu einem Pass auf 2.350 Metern. Und vor mir - 200 Meter tiefer - lag in einem Tal mein Ziel. Eine kurze, schnelle Schussfahrt und ich war endlich in San Cristobal.
Im Hostal von Joaquin warteten schon Babs und Achim und ein Paket von meinen Eltern mit Schwarzbrot, Milka-Schokolade und einigen anderen Sachen, die ich brauchte. Duschen, ein Bier und ein Pizza und ich bin völlig KO in meinem Schlafsack eingeschlafen.
 
Es gibt noch so eingies anderes zu erzaehlen, dass ich seit dem letzten Post erlebt habe (mit Vincent und Charles habe wir in Oaxaca im Hostal die Biervorraete geschafft, die Story mit dem Zeitungsartikel, habe meinen ersten fritierten Grashuepfer gegessen, Tamales probiert...) aber das wuerde den Rahmen etwas sprengen.
Hier im Hostal werde ich nun eine Woche Auszeit nehmen und mich um das eine oder andere kuemmern und einfach mal ausruhen. Darueber berichte ich dann am Ende der Woche. Gruss in das kalte Deutschland!
  
 

1.000km zum 12.


Chiapas, Mexiko
MEX 190 kurz hinter Chiapa de Corzo
05.02.2012, 08:22 Uhr