Freitag, 30. September 2011

Pleiten, Pech und Pannen

Nach 7.500km hatte die Hinterrad-Decke es geschafft....

..und die neue Decke machte nach 4 Tagen Bekanntschaft mit einem Stück Cutter-Messer-Klinke und war darauf hin auch nicht mehr zu gebrauchen.

Meine 6 Jahre alte Isomatte löst sich auch auf.

Angefressene Radtaschen - angefressener Radfahrer :-(

Marc aus Canada, Vreny aus der Schweiz und Andre aus Deutschland.
Wir hatten uns hier und da auf den CG getroffen .

Radeln zwischen Palmen und Meer - als kleiner Trost für die Pannen.

Am Morgen, an dem ich Monterey verlassen habe, hatte ich mir Nachts irgendwie den Hals etwas verrenkt und mein Kopf war nur noch eingeschränkt drehbar. Draußen hörte ich bereits den leichten Nieselregen auf mein Zelt prasseln und dicke Nebelschwaden waberten über den Campingplatz. Nach einem kurzen Fruehstueck schnell alles zusammengepackt und dann konnte es losgehen. Ich hatte im letzten Blogeintrag ja erwähnt, dass der CG auf dem höchsten Hügel der Stadt liegt – da lag ich etwas falsch, denn als ich losgefahren bin, ging es nochmals für 2,5km richtig gut hoch – und das sofort am frühen Morgen! Nach den 2,5km Steigung kam dann Tageskilometer 2,6 – und da gab es einen leisen Knall und mein Hinterreifen war mal wieder platt. Nass geschwitzt von innen, nass geregnet von außen habe ich erst mal laut geflucht, dann mein Rad an die Seite geschoben um den Reifen zu flicken. Doch das war kein normaler platter Reifen. Ich musste feststellen, dass in der Reifendecke ein Loch klaffte, der Schlauch ein Loch hatte und eine Speiche gebrochen war. Na super! Nach kurzem überlegen habe ich mich dann entschlossen, meine Ersatzdecke auf den Hinterreifen aufzuziehen. Schnell den Schlauch geflickt, Speiche gewechselt und dann kam die neue Schwalbe Marathon Extrem auf den Hinterreifen. Die alte Decke (hatte jetzt ca. 7.500km runter) habe ich an einen Zaunpfahl an der Straße gehängt.
Vor mir lag nun Big Sur – das schönste Stück Küstenstrecke, dass man sich nur vorstellen kann. So sagen es alle Radfahrer und Radbücher einhellig. Das Problem war aber nur der Nebel an diesem Tag. Der hat mir nämlich komplett die Sicht genommen, stellenweise konnte man keine 15 Meter weit sehen, es war kalt, hügelig und ab und zu konnte man das Meer rauschen hören. Am Abend bin ich dann etwas abgekämpft auf einem tollen CG angekommen. Der Nebel lichtete sich und ich konnte noch einen kurzen Blick auf das Meer werfen. Auf eine Dusche hatte ich mich an diesem Tag riesig gefreut, doch das war einer der wenigen CG, auf dem es keine Dusche gab. Zu meiner weiteren Freude hat meine Isomatte an diesem Abend angefangen, sich von innen her irgendwie aufzulösen und hat jetzt jedes mal nach dem aufblasen einen riesigen Ball in der Mitte der Liegefläche. Hier muss schnellstens eine neue her.
Am nächsten Tag war alles wieder gut, die Sonne schien vom strahlen blauen Himmel und ich war in dem Californien angekommen, wie man es sich vorstellt. Sonne, Meer, weiße Strände, Surfer, Palmen etc... Auch die Landschaft hat sich stark verändert. Braunes Grasland soweit das Auge reicht und Schatten spendende Bäume findet man nur noch selten am Straßenrand. So bin ich dann die Tage dahin geradelt. Die Landschaft war angenehm wellig, das Hearst Castle war vom Highway aus zu sehen, dicke See-Elefanten lagen am Strand in der Sonne und alles war gut – für genau vier Tage. Denn genau vier Tage nachdem ich meine neue Reifendecke aufgezogen hatte, befuhr ich bei herrlichstem Sommerwetter den Highway 1. Ca. 2 Meilen vor Lompoc dann der Super-GAU – binnen nicht mal einer halben Sekunde war mein Hinterreifen wieder platt. Ich habe diesmal noch lauter geflucht und wäre fast verzweifelt, da ich mir eigentlich für die nächsten 1.000 bis 3.000km mal keinen Platten gewünscht habe. Die Ursache war schnell gefunden – ein ziemlich großes Stück von einer Cuttter-Messer-Klinge lag auf der Straße und hatte sich von unten durch den Reifen gebohrt und war an der Seite wieder raus gekommen. Der Schlauch hatte somit zwei riesige Löcher, die nicht mehr zu flicken waren und es musste ein neuer Schlauch her. Aber auch die Decke war arg in Mitleidenschaft gezogen worden und der neue Schlauch kam an den zwei Stellen, die die Cutter-Messer-Klinge in die Decke gehauen hatte, raus. Ganz vorsichtig bin ich dann bis Lompoc gefahren und habe es bis zum dortigen Radladen geschafft. Dort habe ich mir dann eine neue Decke gekauft, die gerade mal vier Tage alte neue Schwalbe Decke in den Mülleimer geworfen, mir noch einen neuen Schlauch gekauft und bin dann völlig genervt zum CG gefahren, habe geduscht und bin einfach nur früh schlafen gegangen.
Hier könnte die Story eigentlich zu ende sein, aber es geht noch besser!!!
Zwei Tage später bin ich morgens um 05:00 Uhr durch ein komisches Geräusch aufgewacht. Irgendetwas war in meinem Vorzelt. Nach etwas rütteln an der Zeltplane verschwand das Tier und ich habe erst mal nachgesehen, was los war. Meine kleine Satteltasche und meine Gepaecktraegertasche waren angefressen und hatten Löcher. Um es mal deutlich zu sagen: Scheiß Waschbären!!! Ich habe die Taschen dann alle ins Zelt genommen. Der Waschbär ist noch zweimal wiedergekommen, hat aber nichts mehr gefunden und dann war Ruhe.
Morgens bin ich dann um 06:45 Uhr auf und musste feststellen, dass mein Vorderreifen zu allem Übel auch noch platt war, da die Vorderraddecke nach 7.500km auch ein Loch hatte. Also auch noch eben schnell flicken und schnell irgendwoher eine neue Decke besorgen. Bis zum Radladen in Santa Barbara hatte ich dann noch zwei platte Hinterreifen, der Vorderreifen hat aber gehalten. Im Radladen habe ich dann eine neue Decke erstanden und diese gewechselt. Danach ist dem verdammte Hinterreifen mit der neuen, wenige Tage alten Decke, noch mal die Luft ausgegangen.
Somit habe ich an einem Tag 2x den Vorderreifen und 3x den Hinterreifen zum reparieren in der Hand gehabt und angefressene Satteltaschen dabei. Über meinen Gemütszustand am Abend möchte ich hier nicht weiter berichten.....aber angefressen wäre etwas untertrieben.
Diese Woche hat es echt in sich gehabt und hat mir die Freude am Radfahren ganz schön vermiest.
Ach übrigens, meine kleine Digitalkamera fängt auch an komische Geräusche zu machen – ich glaube nicht, dass die es noch lange macht.
Das wäre dann aber auch alles, was mir an Pleiten, Pech und Pannen so in den letzten Tagen passiert ist.
Radgefahren bin ich wie gesagt auch etwas und werde am Samstag oder Sonntag wohl in Los Angeles sein.

PS: Ich habe einige Bilder auf Flickr hochgeladen – wen es interessiert, einfach mal auf die wechselnden Bilder rechts klicken, dann kommt ihr direkt auf mein Flickr-Album.

PS2: Hatte heute morgen nach 7km wieder einene Platten und als ich fluchend auf der Strasse stand hielt Joe neben mir an, lud meinen ganzen Krempel auf seinen Truck und brachte mich und mein Rad zu einem Radladen. Hier habe ich dann einen neuen Schlauch und eine neue Decke erstanden. Irgendwie war die alte (eigentlich ja neue) Decke nicht so das Richtige und der Schlauch passte wohl auch nicht dazu. Jetzt sollte es eigentlich ohne Probleme wieder rund laufen. Ich bin gespannt.....
  
    

Samstag, 24. September 2011

San Francisco bis Monterey

Steile Strassen sind in San Francisco mehr als genug vorhanden.

Alte und neue Architektur findet man überall in der Stadt.

Spencer mit seinem Doppeldecker - Rad, Marke "Eigenbau"

Seehunde sieht und hört man überall am Meer

Monterey Bay Aquarium - leuchtende Quallen

Und weil's so schön ist - nochmal ein Sonnenuntergang am Meer

Den Morgen, an dem es nach San Francisco ging, war ich schon frueh wach und bin zeitig losgefahren - die Vorfreude auf die Golden Gate Bridge war riesig. Bei bestem Wetter ging es dann durch die bekannten Vororte von San Francisco mit Namen wie Fairfax, Sausalito oder San Anselmo. Es war Sonntag und ueberall auf den Strassen herrschte buntes Treiben. In den Parks und auf Sportplätzen wurde Football, Soccer oder Baseball gespielt. Viele Jogger und hunderte von Renradfahrern waren auf den Wegen unterwegs. Eine tolle Atmospaehre, die ich gerne laenger genossen hätte. Nach einer grossen Steigung dann der erste Blick auf die Skyline von San Francisco und auf eine Bruecke - ich dachte zu Anfang, dass waere die Golden Gate Bridge, obwohl die Lage nicht so ganz in mein Ortsverstaendnis passte. Und genau so war es dann auch - ich hatte die Bay-Bridge entdeckt, die zweite grosse Bruecke der Stadt. Die Golden Gate erschien dann ploetzlich und aus dem Nichts nachdem ich um eine Kurve gefahren bin. Zuerst ein Pfeiler, dann noch ein Pfeiler und dann war die Bruecke in ihrer vollen Laenge zu sehen. Das war fuer mich ein grossartiger Moment, zumal diese Bruecke irgendwie fuer mich DAS Wahrzeichen der Westkueste ist. Ich habe dann auch ueber eine Stunde gebraucht, um ueber diese Bruecke zu fahren. Nicht weil die so lang ist, sondern weil ich den Moment genossen habe, viele Bilder gemacht habe und immer wieder angehalten bin, um diesen Moment zu geniessen. Fuer mich war das ein absolutes Highlight meiner Reise. Nach der Bruecke ging es dann zu meinen Warmshower-Hosts fuer zwei Naechte, Heidi und Martin. Nach einer Dusche bin ich dann noch etwas im Viertel rumgelaufen bevor es in's Bett ging.
Am naechsten Morgen war dann Downtown angesagt. Aber mal nicht das uebliche Touristenprogramm, sonder Stadtbesichtigung ohne all die bekannten Orte. Die wollte ich mir aufsparen, wenn mein Vater mich besuchen kommt - dann koennen wir uns all die bekannten Sachen der Stadt ansehen. Ich bin an diesem Tag vielmehr einfach nur durch die Strassen gelaufen, ohne grossen Plan oder Ziel. Ich war auf dem Telegraph Hill, hier hatte man eine tolle Aussicht ueber die gesamte Stadt, bin durch Chinatown gelaufen, habe viele Kirchen besucht und einfach nur den Menschen auf der Strasse zugeschaut. Viele Obdachlose, die ihr Hab und Gut in Einkaufswagen durch die Strassen schieben, Schachspieler die ihre Bretter auf Tischen mitten auf dem Gehweg aufgebaut haben, kuriose Menschen die einfach nur eine Show auf der Strasse geboten haben. Und auch die Architektur hat mich begeistert - alte Bauten neben neuen Hochhaeusern, mal modern, mal total runtergekommen. San Francisco ist eine tolle Stadt und auf jeden Fall einen Besuch wert. Zurueck bei meinen Gastgebern gab es Abends noch ein tolles Abendessen - inzwischen waren auch zwei Englaenderinnen zu Gast - und ich bin dann bei Zeiten muede eingeschlafen.
Martin hatte mir noch einen guten Weg aus der Stadt aufgezeigt, und so bin ich ohne grosse Probleme aus der Stadt rausgekommen und in den heißesten Tag meiner Reise geradelt. Leider hatte ich eine Kreuzung verpasst und musste so einen laengeren Umweg ueber den schrecklichen Highway 92 fahren um nach Half Moon Bay zu kommen. Dort gab es einen CG direkt am Meer. Ich wollte eigentlich nur schnell duschen und mir dann einen weiteren Sonnenuntergang ansehen, aber dazu ist es nicht mehr gekommen. Die Dusche hat 10min gedauert. Als ich rein bin hat die Sonne noch geschienen, als ich rauskam war es total nebelig und kalt - und dass innerhalb von 10min. Am naechsten Morgen war der Nebel immer noch da, hat sich aber schnell verzogen. Entlang dem Meer ging es dann nach Santa Cruz. Die Strecke war zwar etwas wellig, aber bei weitem nicht mehr so huegelig wie vor San Francisco. Mit Sonne und Nebel habe ich uebrigens die letzten Tage immer wieder wechselweise leben muessen. Der CG in Santa Cruz lag auch direkt am Meer, aber hier hatten die Camper nachts Besuch von netten Waschbaeren. Die Mistviecher haben meinen Zeltreisverschluss aufbekommen, einen Schuh rausgeschleppt und wollten sich an meiner Essenstasche zu schaffen machen. Lautes Rufen hat die Tiere nicht davon abgehalten, weiterzumachen. Ich musste erst mal mein Innenzelt aufmachen und mit einer Stirnlampe die Randalierer anleuchten. Dann habe ich meine Tasche mit in's Innenzelt genommen. Aber die Waschbaeren kamen nochmal wieder und haben sich an meinen Aussenzelt zu schaffen gemacht. Bei anderen Radlern haben sie die Taschen am Fahrrad aufbekommen und essbares aus den Taschen genommen. Bisher hatte ich diese Tiere eigentlich immer nur tot am Strassenrand liegen sehen - genervt hatten die mich bis dato noch nicht....
Die Strecke von Santa Cruz nach Monterey war ziemlich oede. Es ging an endlosen Gemuesefeldern entlang, mal ueber den Highway, mal ueber Seitenstrassen. Die Beschilderung des Pacific Coast Highways ist sehr spärlich, da ist man als Radler froh, wenn man auf dem Asphalt die kleinen gelben Pfeile entdeckt, die von Radorganisationen auf die Strasse gepinselt worden sind, um Radfahrern wie mir den Weg zu zeigen. Sehr hilfreich vorallem in den Staedten.
Nun bin ich in Monterey und da ich soviel Zeit habe, habe ich einfach mal einen Ruhetag eingelegt. Heute Morgen habe ich das Monterey Bay Aquarium besucht - absolut sehenswert, wenn auch mit 29,95$ etwas teuer. Die Sensation war ein kleiner weißer Hai. Ich fand den irgendwie total uninteressant. Sehenswert waren die 20.000 Sardinen, die einen riesigen Schwarm in Form eines Fisches gebildet haben um Fressfeinde loszuwerden oder aber die leuchtenden Quallen. Danach bin ich einfach nur durch die Stadt gelaufen und habe das maritime Flair genossen.  Gleich werde ich noch etwas Lebensmittel einkaufen und dann zurueck zum CG fahren, den man genialer Weise auf dem höchsten Berg der Stadt angelegt hat. Die 2km Steigungsstrecke sind der Hammer - und man hat da oben nicht mal eine tolle Aussicht auf die Stadt, da lauter Baeume die Sicht nehmen. Morgen geht es dann weiter nach "Big Sur" - soll das schoenste Stueck Strecke an der gesamten Kueste sein. Ich bin gespannt und hoffe, dass keine Nebelschwaden mir die Sicht nehmen.

Sonntag, 18. September 2011

1.000km zum 6. und die "Golden Gate Bridge"


1.000km zum 6. (+4km, da ich nicht aufgepasst habe...)
USA, California - Highway CA 1 in Tomala
17.09.2011, 12:30 Uhr
     
           
                 
       

Ich bin heute in San Francisco angekommen und mit dem Rad bei bestem Sommerwetter über die "Golden Gate Bridge" gefahren. Weitere Berichte über San Francisco folgen dann in den nächsten Tagen...
            

Samstag, 17. September 2011

California - Sommer, Sonne, Meer??



Ich bin in California angekommen

Paul und der blaue Oxe - Märchenfiguren

Die Redwoodbaeume sind einfach nur gigantisch.

Pizza bis zum abwinken - Camping mit einer amerikanischen Radlergruppe

Durch diesen 2.400 Jahre alten Baum kann man sogar durchfahren.

Noch mal etwas Landschaft zum träumen...

Endlich in Californien - aber wo sind die endlosen weissen Sandstrände, nette Rettungsschwimmerinnen in roten Badeanzuegen oder gar das schoene Wetter?? Californien begruesste mich mit einer Grenzkontrolle, damit man kein Obst einfuehrt und etwas bedeckten, aber angenehmen Tagen. Der 1o1 wurde zunehmend zur Horrorstrecke, denn der Seitenstreifen war mal Meterbreit und manchmal gar nicht mehr vorhanden. Und wenn er gar nicht mehr vorhanden war, dann haben manche Autofahrer oder LKW's keine Rücksicht genommen und ziemlich knapp ueberholt. Ich haette vielleicht manches mal nicht deutsche Schimpfwörter hinterherrufen sollen sondern englische, damit auch mal jemand merkt, dass Radfahrer auch Rechte im Strassenverkehr haben.
Nun ja, auf meinem Weg in den Sueden kam dann irgendwann mal Cresent City - und nach dieser Stadt kam er erste berüchtigte Berg, von dem mir alle Radfahrer erzählt haben und der im Hoehenprofil einen richtigen Ausschlag nach oben verursacht. Also in der Stadt noch mal staerken, und dann los. Der Berg kam dann auch und ich habe mich hochgekaempft und gar nicht mitbekommen, was um mich herum geschehen ist. Ganz unmerklich haben sich riesige Baeume rechts und links der Strasse in's Bild geschoben - ich war in den Redwoods angekommen. Diese Baeume sind wirklich gigantisch und haben ein Durchschnittsalter von 800 - 1000 Jahren. Einige sind sogar aelter als 2000 Jahre - also weit vor unserer Zeitrechnung gewachsen. Ich habe die Gelegenheit genutzt und in einem Statepark zwei Naechte uebernachtet und einen Ruhetag zum Wandern durch diese Waelder genutzt. Die Wanderung war 11 Milen lang und fuehrte mich zum "Fern Canyon", wo Szenen fuer Jurrasic Park II gedreht wurden. Im Redwoodwald war es absolut still, man hoerte weder Tiere noch sonst was und die Baumriesen waren fototechnisch leider nur sehr schwer in Szene zu setzen. Mehr als beeindruckt bin ich dann am spaeten Nachmittag wieder am CG angekommen.
Auf meinem Weg nach Eureka habe ich während der Mittagspause drei Rennradfahrer getroffen. Sie haben angehalten und nach einem etwas laengeren Gespraech haben sie mich dann eingeladen, doch einfach mit der Radgruppe eine Nacht auf dem CG in Eureka zu verbringen. Am CG in Eureka angekommen, war ich der erste der dort war. Ich traf auf Jerry, den Leiter der organisierten Gruppe. Nach und nach trafen die 14 Radler der Gruppe ein und zum Abendessen gab es dann acht riesengroße Pizzen, die wir nicht geschafft haben. Nach dem Abendessen ging es dann mit dem Mannschaftsbulli nach Arcata, einer schoenen Unistadt vor Eureka. Dort haben wir im Kino Football geschauft und TJ hat mir einige Regeln des Spiels erklaert. Im Anschluss ging es noch in eine Bar wo wir zu guter Musik einige Bier getrunken haben und etwas getanzt haben. Gegen 24:00 Uhr waren wir dann wieder am CG und alle sind muede in die Zelte gekrochen. Als ich die Gruppe am naechsten Morgen verlassen habe, gab es nach einem guten Fruehstueck noch Pizza als Wegzehrung mit auf den Weg. Ich wollte eigentlich was in die Gruppenkasse bezahlen, aber das wurde von allen kategorisch abgelehnt, denn ich war eingeladen. Die Amerikaner sind wirklich super gastfreundlich.
Auf dem weiteren Weg in den Sueden kam dann irgendwann der Ort Leggett. Hier gibt es den Redwoodbaum zum durchfahren - 2.400 Jahre alt. Und in Leggett habe ich auch den 1o1 verlassen und bin auf den CA1 gefahren. Und hier kam dann die super Steigung, die das Hoehenprofil fast "gesprengt" hat (ich hatte von Jerry eine Karte mit allen wichtigen Infos geschenkt bekommen, daher hatte ich jetzt auch ein Hoehenprofil). Laute Musik aus dem MP3-Player, vorher ein Snickers und dann ging es ohne Probleme hoch. Nach der Steigung erreichte der CA1 wieder den Ozean und ist bis heute fast die ganze Zeit am Meer entlang verlaufen.
Es ging durch viele kleine, urspruengliche Orte. Orte wie Mendocino oder Bodega Bay (hier wurde der Film "Die Voegel" von A. Hitchcock gedreht). Orte, die mich begeistert haben und wo ich immer mal wieder gerne angehalten habe.
Am Ende eines langen Radtages wollte ich eigentlich in einem Statepark uebernachten, dieser hatte aber fuer die Saison geschlossen. So musste ich auf einen KOA ausweichen - Kamping of America. Eigentlich sind diese CG als sehr teuer verrufen, aber es hat mich nur 9$ fuer eine Nacht gekostet. Und das tolle daran war, die hatten da einen Hot Tup - einen Whirpool. Mit einem kalten Bier bin ich dann erst mal 30min in den Pool - das war Entspannung pur. Zum Abendessen gab es dann noch eine Tasse Wein von Brian, den ich hier wiedergetroffen habe.
Ansonsten ist die Sonne da (nachdem der Morgennebel sich verzogen hat) und der CA1 ist fuer mich mit eine der spektakulärsten Strecken, die man sich vorstellen kann. Die Strasse ist eng und kurvenreich, der Verkehr ist zu ertragen und die Aussichten auf das Meer und die Landschaft sind einmalig!!! Die Strasse kennt nur zwei Zustaende - rauf oder runter, aber das ist voellig egal, denn hier entlang zu fahren ist ein Erlebnis. Die Strasse fuehrt hoch auf Klippen, die wenige Meter von der Strasse steil zum Meer abfallen, sie fuehrt runter zum Meer, wo Felsen aus dem Wasser ragen - es ist unbeschreiblich schoen....
Bis San Francisco sind es jetzt nur noch etwas ueber 50 Milen - und ich werde wohl morgen ueber die Golden Gate Bridge fahren. Da mein Vater mich erst am 20. Oktober in San Francisco besuchen kommt, werde ich jetzt ein oder zwei Tage dort bleiben, dann weiter fahren und mir weiter unten einen Mietwagen nehmen und wieder hochfahren um passend zum 20.10. dort zu sein.
Uebrigens habe ich vom 10. Jahrestag des 11. Septembers hier sehr wenig mitbekommen. Liegt wohl daran, dass ich mit dem Rad unterwegs bin. Es war hier in den Medien (TV und Zeitung) wohl auch ein grosses Thema. Vorallem auch wohl deswegen, weil an diesem Tag die neue Football-Saison gestartet ist und so konnte ich am Montag im Kino bei einer kurzen Rueckschau auf die Eroeffnung der Saison viele Flaggen, Traenen und einen G.W. Bush im Kino ansehen...Und die Nationalhymne wurde zelebriert - mir fehlen da etwas die Worte.
Also, auf nach San Francisco und als Lied fuer die Golden Gate Bridge habe ich schon den Song "If your're going, to San Francisco" auf meinem MP3-Player parat.
    
  

Freitag, 9. September 2011

Der Nebel des Grauens...

Kalter Nebel - stellenweise hat man das Meer nicht mehr gesehen.

Als die Sonne wieder da war, musste man Aussichten wie diese ertragen...:-)

...oder Sonnenuntergänge wie diesen...
...oder diesen - an endlos langen Sandstränden.

Der 6. platte Reifen musste geflickt werden

Vor Einfahrt in den Tunnel als Radfahrer bitte den Knopf drücken.

Auf meinem Weg ueber den 1o1 in Oregon hatte ich die ersten Tage wirklich super Wetter. Die Sonne brannte vom Himmel, es kam ein schöner Strand nach dem anderen, eine schöne kleine Ortschaft nach der anderen und die Aussichten auf das Meer waren super. Als ich vor einigen Tage dann Lincoln City gegen Mittag erreicht habe, bin ich mitten in der Stadt in eine Nebelwand gefahren, die in den naechsten Tagen fuer mich wetterbestimmend war. Aufgrund von Hitze im Inland bildet sich am Meer in einem Streifen von 1-5km Nebel. Der Nebel war kalt, nass und hat einem total die Sicht auf den Pacific und alles rundherum genommen.  Es hat wirklich keinen Spass gemacht zu fahren. Die Wellen oder Seehunde konnte man nur hören und alles war mal wieder irgendwie nur klamm.
Gestern morgen bin ich dann noch im Nebel mit allen warmen Sachen vom Campingplatz gestartet. Nach einem Fruehstuecksstop in einem Dinner kam dann aber endlich die Sonne wieder raus und ich musste all die schoenen Aussichten auf das Meer wieder ertragen - das Radfahrerleben ist schon hart.
Ich habe in den letzten Tagen die Kaese- und Eisfabrik der USA in Tillamook besucht. Tillamook Kaese gibt es hier in jedem Supermarkt zu kaufen, schmeckt mir aber nicht besonders. Ferner habe ich ueber Cathy's Bruder John eine weitere Uebernachtungsmoeglichkeit in Coos Bay bekommen. Dave hat mich mit dem Auto vor der berüchtigten Bruecke von Coos Bay abgeholt, alles in sein Auto verstaut und wir sind dann zu seinem Haus gefahren. Dort angekommen habe ich auch seine Frau Pam kennen gelernt. Nach einer Dusche gab es ein super Abendessen, ich habe wunderbar geschlafen und morgens gab es dann noch ein super Fruehstueck und viele Plätzchen (selbstgebacken von Dave's Schwester) mit auf den Weg. Außerdem konnte ich mal wieder alles an Waesche waschen, was angefallen war.
Hier an der "Oregon Ocean Bike Route" gibt es - wie bereits erwähnt - die so genannten Hiker & Biker - Sites. Campingplaetze extra fuer Radfahrer und Wanderer. Preislich muss ich mich da etwas korrigieren, denn die kosten hier zur Zeit nur noch 5$ inkl. super Duschen. Und das tolle daran ist, dass man auf jedem CG anderer Radfahrer trifft und es immer etwas zu erzählen gibt. So habe ich gestern zwei Urlaubsradler aus den USA getroffen. Wir haben bis spät in den Abend zusammen gesessen, ein Bier getrunken und uns gut ueber alles mögliche unterhalten.
So schoen die Kueste von Oregon auch ist, so toll die Aussichten auch sind, man muss sich das stellenweise hart erarbeiten. Denn halbwegs flach geradeaus ist hier nicht wirklich angesagt. Es geht meistens rauf oder runter. Aber mit lauter Musik in den Ohren laeuft das radeln bergauf gleich viel besser.
Heute habe ich einen Ruhetag eingelegt, war heute morgen beim Frisör um wieder etwas normaler auszusehen, dann bin ich zu Fred Meyers um hier WIFI zu nutzen  und meinen Blog schreiben zu koennen. Morgen geht es dann weiter auf dem 1o1 - ich werde dann uebrigens Oregon verlassen und in Californien einradeln.
    

Dienstag, 6. September 2011

1.000km zum 5.


USA, Oregon - Highway 1o1 in Waldport
05.09.2011, 14:30 Uhr

Gestern habe ich die 5.000km geschafft. Ich hätte nie gedacht, dass es so gut läuft und dass ich in zwei Monaten eine solche große Strecke auf meinem Rad zurücklegen kann. Nach einem kurzen Jubelschrei gab es dann an Ort und Stelle erst mal ein Snickers und im Anschluss ein Essen im nächsten Dinner mit viel Kalorien und Cola.
Bis heute ist wirklich alles super gelaufen, ich habe viel von Amerika und Canada gesehen, viele nette Menschen auf und an der Strasse getroffen und die Landschaft ist einmalig. Jeder Tag war bis heute ein Abendeuer, da man nie so genau weiss, was einen erwartet, wen man trifft oder wo man sein Zelt aufschlägt. Jeder Tag war anders, jeder Tag war wunderschoen.

Ich bin jetzt mal gespannt, was mich auf den nächsten 5.000km alles erwartet und hoffe mal, dass auch hier alles gut laufen wird.

Danke auch an alle eifrigen Blogleser - die Zugriffszahlen nähern sich den 20.000....und da macht das Blog schreiben auch richtig Spass.

Freitag, 2. September 2011

Highway 1o1 South und Oregon

Seattle habe ich im Morgennebel verlassen

Schwimmen im Spencer-Lake

Endlich am 1o1 - diese Strasse wird mich bis an die mexikanische Grenze fuehren

Blick zurueck auf die Astoria-Bruecke, 4,1 Milen lang

Die Bruecke steigt zum Schluss ganz schoen an...

Das Wrack der Peter Iredale am Pacific - 1906 gesunken
    
Aus den USA alles Gute zum 100jaehrigen Jubilaeum der  Freiwilligen Feuerwehr - Loeschzug Greffen
Ich wuensche euch ein tolles Jubilaeumsfest

Seattle habe ich im Morgennebel verlassen. Cathy hat mich mit dem Rad noch zur Faehre nach Bremerton begleitet - ueber schoene Radwege nach Downtown Seattle, die ich alleine wohl nicht gefunden haette. Mit der Faehre bin ich dann in einer Stunde rueber nach Bremerton und konnte so dem Stadtverkehr von Seattle entgehen. Mein Tagesziel fuer diesen Tag lag kurz vor Shelton - das Haus von Laurie am Spencer Lake, eine Freundin von Cathy. Dort angekommen habe ich nicht schlecht gestaunt, denn das Haus lag wirklich direkt am See, hatte einen langen Bootsanleger und ein Motorboot. Mit zwei Bier ging es dann auch gleich auf das Motorboot und ich habe eine Rundfahrt ueber den See mit Badestop bekommen. Abends ging es dann noch in den oertlichen Dinner zum Essen. Zurueck am Haus habe wir ein kleines Lagerfeuer angezuendet, die Nachbarn kamen dazu und ich habe zum ersten mal in meinem Leben Marshmallows ueber dem Feuer geroestet - super suess aber verdammt lecker die Dinger. Am naechsten Morgen waren wir dann bei den Nachbarn zum Fruehstueck eingeladen. Typisch amerikanisch gab es Blaubeerpfannkuchen, Speck und Spiegeleier. Danach habe ich einige Bilder meiner bisherigen Reise gezeigt und wir haben einen kleinen Spaziergang um den nahegelegenen Philipslake gemacht. Laurie musste zurueck in ihr Stadthaus nach Seattle und hat mir angeboten, doch einfach noch eine Nacht am See zu bleiben. Der Kuehlschrank sei voll und wenn ich fahre, sollte ich den Schluessel einfach in den Blumentopf vor dem Haus legen. Dann hat sie ihr Auto gepackt und ist gefahren. Ich war also fuer einige Stunden Hausbesitzer eines Hauses am See - so was ist in Deutschland glaube ich unvorstellbar. Ich habe die Zeit genutzt um noch mal im See zu baden, meinen PC etwas einzurichten, Waesche zu waschen und endlich die Ursache fuer meinen fuenften Platten Reifen rauszufinden - ein winziger Metallsplitter der sich fast nicht sichtbar und spuerbar in die Decke gebohrt hat. Mit Brille und Pinzette bin ich dem Ding zu Leibe gerueckt und habe ihn entfernt. Seit dem habe ich mit platten Reifen auch keine Probleme mehr. Den Sonnenuntergang habe ich dann mit einem kuehlen Bier auf der Terrasse am See genossen, habe Abends noch ein Video angesehen und bin schlafen gegangen. Nach dem Fruehstueck am naechsten Morgen dann alles gepackt, den Schluessel in den Blumentopf gelegt und bin losgefahren.
In Shelton angekommen habe ich erstmal bei Saveways eingekauft - einer grossen Supermarktkette in den USA und Canada. Und seit dem 30.08.2011 bin ich nun auch stolzes Mitglied der Supermarktkette und habe meine Mitgliedsvorteile genutzt - ich habe naemlich schon meine ersten 0,99$ gespart - bei einem Einkauf von ca. 8,00$. Bei Aberdeen habe ich dann endlich den 1o1 - den Pacific-Coast-Highway erreicht. DIE Radstrecke schlechthin entlang dem Pacific von Norden nach Sueden. Es roch nach Meer, die Moewen kreischen und es hat wieder richtig Spass gemacht nach fuenf ruhigen Tagen wieder in die Pedale zu treten. Auf dem 1o1 habe ich Marko aus Berlin getroffen. Er ist der Webmaster von www.Zzing.de - meinem Fahrradkraftwerk, dass ich mir in Berlin extra fuer meine Reise bestellt hatte. Gemeinsam sind wir dann weitergeradelt in Richtung Astoria. Gestern ging es ueber die 4,1 Milen (etwas ueber 6km) lange Astoria-Bruecke ueber den Columbia-River. Eine spektakuläre Fahrt, und wegen Bauarbeiten auf der Bruecke war der Verkehr auch sehr ertraeglich. Und mit der Ueberquerung der Bruecke hatten wir dann auch Washington verlassen und waren im Bundesstaat Oregon angekommen.
Hier am 1o1 gibt es die sog. "Hiker+Biker" Sites - Campingplaetze fuer Radfahrer und Wanderer. Die sind bis dato echt super und mit 12$ und freier Dusche preislich gesehen echt ok.
Das einzige, was ich etwas schade finde ist, dass die Sonne jetzt bereits um 20:00 Uhr untergeht und es sehr schnell dunkel wird. Die Tage sind also merklich kuerzer geworden. Aber das Wetter ist nach wie vor TOP! Die Sonne scheint und es ist nicht zu heiss - also bestes Wetter zum Radfahren....