Dienstag, 29. November 2011

Auf Abwegen zur Mission

Zelte im Sandsturm.

Ein platter Vorderreifen. Im Hintergrund Volcan Las Tres Virgenes.
Geier gibt es viele auf der Baja.
Die Bahia Conception. Hier konnte man endlich mal im Meer baden.
Kochen auf der Hotel-Terrasse mit 1-Liter-Flaschen Bier....
...im Schatten der Missionskirche von Loreto.
Nach Loreto ging es in die Sierra de la Gigante.
Gigante waren die Steigungen - im zick zack die Strasse rauf.

Nach 24km endete der Asphalt und die Piste fing an.

San Javier - die zweit älteste Missionskirche auf der Baja.

Pudersand - Wer sein Fahrrad liebt, der schiebt!!!
   

Christian - der Schweizer mit mehr als 37.000km
   

    Babs und Achim - mit Ziel Buenos Aires
   www.Freiheitsdurst.de
  
Von Mulege ging es in Richtung Bahia Conception mit tollen Sandstränden. Leider spielte an diesem Tag das Wetter nicht so ganz mit, es war bewölkt. Wir wollten eigentlich am letzten ausgewiesenen Campingplatz der Bahia campen, doch der war nicht wirklich schön. So sind wir einige km zurück gefahren, haben unsere Zelte an einem Restaurant aufgestellt, im Meer ein Bad genommen und den Abend dann bei strömendem Regen im Restaurant verbracht. Am nächsten Morgen schien wieder die Sonne vom stahlblauen Himmel und es ging in Richtung Loreto. Loreto ist eine sehr touristische Stadt, man versteht und spricht Englisch und es sind viele Amerikaner dort. Wir fahren lange durch die Stadt und suchen einen Campingplatz. Da wir aber keinen finden, entscheiden wir uns für ein Hotelzimmer zu viert. Die Räder müssen natürlich auch mit rein. Abends wird dann auf der Terrasse des Hotels gekocht und es gibt Pacifico - Bier aus 1-Liter-Flaschen. Hier fällen wir auch die Entscheidung, die MEX1 zu verlassen und auf Strasse und Piste zur Mission San Javier zu fahren. Am nächsten Morgen geht es los. Wir verpassen nur die Abfahrt und fahren 5km in die falsche Richtung. Diese geht es dann wieder zurück und dann beginnt die Sierra de la Gigante. Der Lonely Planet schreibt von "schönen Arroyos" auf der Strecke - ausgetrockneten Flussbetten. Die sind auch toll, nur für Radfahrer leider sehr anstrengend, da es immer wieder viele Höhenmeter runter geht und diese Meter dann mühsam wieder raufpedalt werden müssen. Trotzdem ist die Landschaft super und im zick zack geht es die eine oder andere etwas steilere Steigung herauf. Nach 24km endet dann der Asphalt und es geht auf einer guten Piste weiter. Die Mission San Javier ist die zweit älteste Mission der Baja und eine Oase. Es gibt hier ein Hotel, Läden und es ist mächtig was los - Walfahrt. Wir können direkt hinter der Kirche unser Nachtlager aufschlagen. Gegen 04:00 Uhr morgens wird es etwas windig, gegen 06:00 Uhr ist es schon ein Sturm mit Orkanboeen. Als ich meine Taschen aus dem Zelt räume, packt eine Windböe in mein Zelt, reisst alle Heringe raus und das Zelt fliegt gegen einen Baum. Mit vereinten Kräften gelingt es, dass Zelt abzubauen. Zu diesem Zeitpunkt ist ALLES voller Sand - Zelt, Schlafsack, Isomatte, Klamotten, Taschen etc.... Wir suchen Schutz in einer windgeschützten Ecke der Kirche, fruehstuecken und machen uns dann über die Piste mit ordentlich Rueckenwind auf den Weg in Richtung Santo Domingo. Stellenweise hat die Piste richtig tiefen Pudersand - fahren unmöglich - schieben ist angesagt. Die Sonne brennt vom Himmel und ich bin froh, vier Liter Wasser dabei zu haben. Nach 76 Pisten-Kilometern erreichen wir knapp 6 Stunden nach dem Start wieder den Asphalt von Santo Domingo. An der Colonia Purisima dann endlich ein Laden und eine eiskalte Cola mit Schokokeksen - was für ein Genuss. Nebenan gibt es ein Geisterhaus - hier können wir Zelten und haben sogar eine "Dusche" - ein einfacher Wasserschlauch wirkt an diesem Abend wahre Wunder. Zum Abendessen gibt es dann auch noch einige Dosen kühles Bier - wir haben es uns verdient. Da ja der erste Advent ist, brennt sogar eine Kerze beim Abendessen.
Heute sind wir dann wieder auf der MEX1 geradelt bis nach Ciudad Constitution - ereignislose 51km, schnurgerade Strasse, immer in Richtung SSE. Im Hotel Conchita habe wir uns dann noch mal ein Zimmer genommen, haben eine richtige Dusche genossen, ich habe Wäsche gewaschen und Abends gab es Taccos und ein großes Eis.
Bis La Paz sind es nun noch 200km - die in den nächsten zwei Tagen zu schaffen sein sollten. Dann ist die Baja California durchradelt und es geht auf das mexikanische Festland.
   

Donnerstag, 24. November 2011

In der Wueste - Baja California

Riesige Kakteen
Camping im Kakteenwald

Mein Freund, der Kaktus

Und noch mal Kakteen bei Nacht

Nationalfeiertag in Mexiko - Tag der Revolution.
Es gab einen grossen Umzug durch den kleinen Ort. Viel laut und viel bunt.

Camping unter Palmen in San Ignacio.
Achim, Babs, ein Deutscher und Christian.

Christian und ein Geier auf dem Kopf.
Die alte Missionskirche in San Ignacio

Die Baja California ist die zweit längste Halbinsel der Erde – mit 1.200km länger als der Stiefel Italiens. Und hier radle ich nun seit ein paar Tagen durch die Wüste. Nachdem mein Hinterreifen und mein Rad wieder zusammengefunden haben, habe ich die ersten fünf Tage richtig in die Pedalen getreten um etwas Frust abzubauen und endlich mal wieder km zu machen.
Nach El Rosario wurde der Verkehr noch mal deutlich weniger und die wunderschöne Wüste (Desierto Central) der Baja fing so richtig an. Kilometer lange Straßen gerade aus, Kakteen in allen Formen und Groessen, Steine, Felsen und Berge. Wer glaubt, dass das langweilig ist, hat sich geirrt – ich könnte wochenlang durch diese Landschaft fahren.
Da stören auch die vielen Arroyos nicht – ausgetrocknete Flusstäler - an denen die Straße richtig runter geht und danach mal mehr mal weniger steil wieder ansteigt. Auch mehr als zweieinhalb Tage Gegenwind habe mir nicht allzu viel ausgemacht. In Verbindung mit der Sonne trocknete das den Körper aber ganz gut aus, so dass ich viel getrunken habe. Es ging durch Orte mit Namen wie Catavina, Punta Prieta, Rosarito, Villa Jesus Maria, Guerrero Negro, San Ignacio bis nach Mulege. Viele Orte waren nur eine kleine Ansammlung von Häusern, staubig an der MEX1 gelegen. Andere Orte hingegen waren richtige Oasen in der Wüste. Aber überall gab es Wasser und essbares zu kaufen – also eine sehr gute Versorgungslage. Hotels hatte es hier und da in den Orten auch – aber es war viel schöner inmitten der Kakteen sein Zelt aufzustellen. Sobald kein Verkehr in Sicht war ist man einfach links oder rechts von der Straße gefahren, ca. 50 Meter Slalom durch die Kakteen und hatte einen wunderschönen Zeltplatz. Die Stille der Wüste (wenn nicht gerade ein LKW über die MEX donnert) und der Sternenhimmel sind echt ein Erlebnis.
In San Ignacio auf dem tollen Campingplatz am See und unter Palmen habe ich dann Babs & Achim(aus Bayern) und Christian (aus der Schweiz) wiedergetroffen. San Ignacio hat eine kleine Missionskirche, die 1786 aus Lavablöcken gebaut wurde. Außerdem beschatteten riesige Lorbeerbäume den Marktplatz. Hier war es richtig still und beschaulich – halt eine richtige Oase in der Wüste. Vorbei an den „Tres Virgenes“, einer vulkanischen Bergformation, ging es bei wirklich grausigem Gegenwind weiter in Richtung Santa Rosalita. Und hier hatte man dann den ersten Blick auf den Golfo de California. Santa Rosalita begrüßte uns mit Müllbergen vor der Stadt und dreckigen Industriebauten – nicht wirklich einladend. Ist man aber erst mal im Ort, ist dieser dann doch sehr schön. Hier gibt es dann mal wieder eine Kirche – diesmal nicht aus Lavasteinen, sondern aus Blech. Erbaut von Gustav Eifel.
Ich habe übrigens den 28. Breitengrad überquert und damit den zweiten Bundesstaat in Mexiko erreicht: Baja California Süd. Hier wurde die Uhr mal wieder umgestellt. Eine Stunde vor. Somit ist es jetzt wenigstens bis 18:00 Uhr hell, was etwas freundlicher für Radfahrer ist. Bis auf zwei platte Vorderreifen (ich bin da durch irgend etwas durchgefahren) ist aber mit dem Rad bis jetzt alles ok.
     

Samstag, 19. November 2011

1.000km zum 8.

Die 8.000km sind geschafft - und bis jetzt keine weiteren Probleme
Baja California Nord, MEX1
19.11.2011, 09:30 Uhr
    

Mittwoch, 16. November 2011

Eine kleine Reifengeschichte

Es war einmal ein Reifen, der ist viele Kilometer durch das grosse Nordamerika gefahren. Auf der langen Reise brach er sich drei Speichen. Diese Speichenbrueche wurden ohne grosse Probleme behoben. Jedoch wurden die Ersatzspeichen weniger und so bestellte der Reifen neue in Deutschland. Doch oh weh, aus Deutschland bekam er statt neuen Speichen eine Hiobs-Botschaft: Es ist unbedingt erforderlich, den Reifen komplett neu einzuspeichen. Anderweitig wuerden noch viel mehr Speichen brechen. Und das war nicht nur die Meinung von einem Fahrradladen.
Nun war der Reifen aber in Mexiko, knapp 400km von der Grenze zu den USA entfernt. Und da der Reifen spezielle Speichen brauchte, musste er zurueck in die USA. All dies von Mexiko aus zu organisieren hat viele Stunden gedauert und einiges an Kopfzerbrechen bereitet. Doch irgendwie hat es geklappt.
So machte sich der Reifen am Sonntag morgen mit dem Bus von El Rosario auf in Richtung Tijuana. Nach ueber sechs Stunden Busfahrt erreichte er dann die grosse Stadt. Nun musste er aber noch mit einem oertlichen Linienbus vom Busbahnhof bis zur Grenze fahren, was ein interessantes Abenteuer war. An der Grenze war sehr viel los. Viele hundert Menschen und Autos wollten rueber in die USA. Die Menschenschlange war bestimmt 500m lang. Der Reifen aber, gar nicht dumm, nahm einen Bus fuer 5 US $ und wurde direkt an die Grenze herangefahren. Jedoch hatte er ganz schoene Bauchschmerzen wegen der Einreise in die USA, da die Grenzbeamten ganz schoen unfreundlich sein koennen. Doch zu seiner grossen Freude klappte die Einreise fast problemlos. Er musste nur ein Formular ausfuellen, 6 US $ bezahlen und durfte dann wieder fuer sechs Monate in die USA. Und die Grenzbeamten waren sogar reserviert freundlich. Auf der anderen Seite der Grenze wurde er dann von Brian abgeholt und und konnte fuer zwei Naechte dort uebernachten.
Am Montag morgen ging es dann mit dem Bus durch San Diego zu Ron. Ron hat einen super Fahrradladen und hat den Reifen komplett neu eingespeicht. Mit guten Speichen, die er sogar dreimal gekreuzt hat. Also, wann immer ihr mal in San Diego seit, besucht Ron, er macht wirklich super Arbeit, ist super freundlich und hilfsbereit (Rose Canyon Cycles, 5555B Santa Fe Street).
     
(PS: Ron wartet auch Rohloff-Schaltungen und fuehrt den erforderlichen Oelwechsel durch. Ausserdem hat er eine Speichenmaschine und kann jede erdenkliche Speichenlaenge herstellen....)

Nachdem der Reifen neu eingespeicht war, ging es mit dem Bus zurueck. Ein Starbucks-Stop konnte sich der Reifen aber nicht entgehen lassen. Zurueck bei Brian kamen dann Abends noch ein Freund von Lesely und Brian vorbei und es gab ein tolles Abendessen und der Reifen musste einige Geschichten aus Mexiko erzaehlen. So neigte sich ein langer Tag dem Ende entgegen. Am naechsten Morgen ging es dann zurueck zur mexikanischen Grenze. Ausreise aus den USA (diesmal hat der Reifen seine weisse Touristenkarte behalten) und Einreise nach Mexiko waren ueberhaupt kein Problem. Am Busbahnhof musste der Reifen dann geschlagene vier Stunden warten, bis endlich der Bus zurueck nach El Rosario abfuhr. Nach weiteren langen 7,5 Stunden Busfahrt war der Reifen dann endlich wieder dort, wo er vor drei Tagen gestartert war. Jedoch konnt er noch nicht zurueck an sein Fahrrad, da dieses in einem Abstellraum des Hotels stand und niemand so spaet Abends mehr einen Schluessel hatte. Das Wort dafuer heisst: MANANA - Morgen....Nun ja, warten wir also morgen auch noch mal ab. Und wenn der Reifen dann endlich wieder am Rad ist, dann radelt er hoffentlich viele viele Kilometer ohne weitere Pannen.
    

Samstag, 12. November 2011

Speichenbrueche, 5kg Equipment und ein Paket nach Deutschland

Danke an alle eifrigen Leserinnen und Leser meines Blogs!
Da macht das Schreiben richtig Spass...

Starbucks auf mexikanisch - ohne WIFI und heisse Schokolade
Mit ihren Schuluniformen fallen die Kinder auf der Strasse richtig auf
Die Wueste auf der Baja California beginnt
Und ich habe den LKW ueberholt.....

Genau 385km bin ich nun von der Grenze in Tecate entfernt und auf meinem Weg ueber die MEX1 in Richtung Sueden.
Ensenada habe ich erst gegen Mittag verlassen, da ich bei einer Bank noch meine Einreisegebuehr (280M$) bezahlen musste. Mit viel Verkehr und auf schlechten Strassen ging es nach Santo Thomas. Ca. 7km vor dem Ort begann eine grosse Strassenbaustelle - und die Strasse war absolut uebel. Es ging durch kleine Orte, Weinanbau, Kakteenplantagen. Zeit zum links und rechts schauen hatte ich aber weniger, da ich mich wirklich auf den Verkehr und die Strasse konzentrieren musste.
Auf dem Weg nach Camalu sind mir dann am Hinterrad zwei Speichen gebrochen. Eine Morgens, eine Abends, direkt in Camalu. Als ich an der Strasse stand und mir viele Gedanken deswegen gemacht habe, kamen zwei Radler von hinten angefahren. Regular (Schweiz) und Rob (England). Sie hielten sofort an, fragten was los sei und entschieden dann ganz kurzfristig, mit mir in Camalu zu bleiben. Wir haben uns ein Hotelzimmer genommen, Rob hat mir geholfen meine Speiche zu wechseln und das Rad wieder zu zentrieren. Dann sind wir (nicht gerade mexikanisch) in eine kleine Pizzeria gegangen und haben Pizza bestellt. Geliefert wurden Wagenräder - die keiner von uns aufbekommen hat.
Am naechsten Morgen bin ich dann nur 35km bis San Quintin gefahren. Bin dort im Hotel Uruapan abgestiegen und habe in den naechsten vier Stunden meine gesamte Ausruestung auf den Kopf gestellt. Nach mehrmaligem ein- und auspacken hatte ich dann knapp 5kg Equipment aussortiert und das Gewicht etwas mehr auf die Fronttaschen verteilt. Das ich viel mithatte, war mir schon immer klar, aber ich musste das ja alles schleppen, und es hat mir nie viel ausgemacht. Nun musste aber wirklich was passieren, den die Strassen werden nicht besser und Pannen koennen mir wirklich erspart bleiben.
Am naechsten Morgen dann DIE Herausforderung - wo und wie kann ich ein Paket nach Deutschland schicken?? Ich bin dafuer ca. 20km durch San Quintin gefahren und habe eine Lektion am eigenen Leib erfahren, von der ich bereits in anderen Blogs gelesen hatte: Wenn man in Mittel- und Suedamerika Menschen fragt, bekommt man IMMER eine Antwort. Nur die meisten Antworten waren absoluter Unsinn. So hat man mir bei der Post erzaehlt, dass man keine Pakete nach Deutschland schicken kann. Bei einer Paketstation wurde mir erzaehlt, ich muss nach Tijuana fahren - hier absolout unmoeglich. Dann bekam ich den Tipp, zur Estafeta zu fahren - da wuerde es gehen. Nach langem suchen habe ich den Laden gefunden. Hier gab es Gott sei Dank einen Internetanschluss und so hat der Google-Translator den spanischen Teil uebernommen. Es hatte somit fast drei Stunden gedauert, bis ich wusste, von wo ich ein Paket verschicken kann. Nun fehlte noch ein Karton. Den gab es hier nicht - ich musste einfach mal suchen. Mit ca. 30min hatte ich dieses Problem sehr zuegig geloest. Zurueck bei Estafeta (inzwischen war auch eine Frau anwesend, die etwas englisch sprach und sehr geholfen hat) wurde dann alles verpackt, gemessen, gewogen und nach einer Stunde war dann das Paket erfasst und sollte in Richtung Deutschland gehen. Ich bin mal gespannt, ob das ankommt. Das war schon eine Herausforderung - ohne grosse Spanischkenntnisse hat es aber irgendwie geklappt und mein Langenscheidt hat mir grosse Dienste erwiesen.
Leider war es nun schon frueher Nachmittag und eine Weiterfahrt nach El Rosario kam nicht mehr in Frage. So blieb ich noch eine Nacht in San Quintin, bin bei der Bank gewesen zum Geld abheben, bin die Strassen rauf und runter gegangen und habe Abends um 18:00 Uhr eine Messe in der Kirche nebenan besucht. 17:00 Uhr Rosenkranz und 18:00 Uhr Messe - und fuer mitten in der Woche war die Kirche wirklich gut besucht - und  dass ab 17:00 Uhr!!.
Am naechsten Morgen (11.11.11) ging es dann ohne rote Pappnase endlich weiter. Hinter San Quintin nahm der Verkehr schlagartig ab, es gab sogar mal 10min ohne Verkehr. Der Pazifik war rechter Hand hier und da zu sehen, die Vegetation wechselte zur Wueste und die MEX1 ging leicht wellig durch das Land. Ich habe eine Militaerkontrolle passiert und war nach 72km dann in El Rosario.

Wenn man den Amerikaner glauben schenken wuerde, dann waere ich hier in Mexiko schon 8mal ausgeraubt worden, 2x entfuehrt und haette kein Fahrrad mehr. Nun ja, das alles ist etwas uebertrieben. Ich habe hier in Mexiko bis jetzt nur nette, freundlich Menschen getroffen. Es wird freundlich gegruesst, man versucht zu helfen und abends durch die Strassen zu gehen, hat bei mir bis jetzt kein Unbehagen ausgeloest. Ich fuehle mich sicher und gut - und hoffe, dass das auch genau so bleibt.
   

Montag, 7. November 2011

bienvenido en mexico

Strassen drunter und drueber in San Diego

Harsewinkel oder Ensenada??

Kleine Taco-Restaurants an der Strasse in Ensenada

Auch sonst gibt es viel an der Strasse zu entdecken....

Im "Casa del Ciclista" - vorne Don, hinten Nen und Gery


So wie mein erster Radtag in den USA begonnen hat, so hat der letzte Radtag auch geendet: im Regen. Nur mit dem kleinen Unterschied das es diesmal wie aus Eimern geschüttet hat – und das den ganzen Tag lang.
Nach drei erholsamen Tagen bei Lesley und Brian in San Diego und einer Generalüberholung meines Rades ging es am Freitag morgen endlich wieder los. Ich war bereits um 06:00 Uhr wach und etwas aufgeregt, denn heute sollte es ja über die Grenze nach Mexiko gehen. So bin ich um 08:00 Uhr bereits los. Es waren 35km bis ich endlich den Großstadtbereich von San Diego hinter mich gebracht hatte und nichts mehr von Freeways und Interstates gesehen habe. Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits durch und durch nass und es war verdammt kalt. Über den Highway 94 ging es etwas hügelig der mexikanischen Grenze entgegen. Meine mehr als drei Wochen Pause habe ich deutlich gespürt und hatte an der einen oder anderen Steigung doch etwas zu kämpfen. Vielleicht lag es aber auch nur am Regen....
Nach 75km dann endlich die Grenze. Ich wollte mich ordentlich bei Uncle Sam verabschieden und mein weißes Stück Papier im Reisepass zurückgeben, wusste aber nicht genau wohin. So bin ich mit meinem Rad zu einem großen schwarzen Zaun geschoben und habe drei Schritte hinter diesen Zaun gemacht. Als ich auch dort nichts entdeckt habe, bin ich zurück geschoben. Sofort stürmten zwei Grenzbeamten auf mich zu und drohten mir mit einer Strafe von 5.000$, machten ein riesengroßes Theater und waren alles andere als freundlich. Mein Verbrechen: ich hatte bereits die Grenze zu Mexiko überschritten (sage und schreibe drei Schritte !!!) und ich durfte nicht mehr zurück. Für mich war da nur ein Zaun – und als Grenzübergang war das nicht zu erkennen, nicht einmal ein Schild habe ich gesehen. Ich dachte, die Grenze sei an der Schranke, weit hinter dem Zaun. Also musste ich offiziell wieder in die USA einreisen. Der ziemlich sture Grenzbeamter bei der Wiedereinreise, dem ich erklärt habe, dass ich eigentlich nur ausreisen wollte, fing dann an, meinen ganzen Pass und jedes Visum zu kontrollieren und fragte mich, was ich in all den Ländern gemacht habe. Er wollte mir nicht mal glauben, dass ich in Russland den Elbrus bestiegen habe, da der seiner Meinung nach nicht in Russland steht.... Ich wurde langsam etwas nervös, zum einen wegen dem Theater an der Grenze, zum anderen wegen meinem Rad das irgendwo angekettet zwischen den USA und Mexiko stand. Nach endlosen Minuten und vielen strafenden Blicken hat er dann meinen Pass gescannt, das weiße Stück Papier raus genommen und ich durfte wieder in die USA, um das Gebäude herum und dann wieder nach Mexiko rein.
Die Einreise in Mexiko verlief dagegen völlig unproblematisch. Der nette Grenzbeamter hat mir eine Touristenkarte für sechs Monate ausgestellt, obwohl ich mit meinem doch fast gar nicht vorhandenen Spanischkenntnissen nur um vier Monate gebeten hatte. Fünf Minuten später war ich dann hinter der Schranke, die ich für die Grenze gehalten hatte, und war in Tecate, Mexiko.
Das erste, was ich hoch über der Stadt sah, war ein riesen großes gelbes „M“ - zu wem das gehört, brauche ich wohl nicht erklären. Ich war heilfroh, dass mein erster Couchsurfing Host Nico nur wenige Meter von der Grenze entfernt wohnte. Völlig durchgeweicht und ziemlich unterkühlt bin ich bei ihm angekommen, habe erst mal einen heißen Tee und eine heiße Dusche genossen. Dann gab es gute Infos über Mexiko und die Baja California und ich war abends heilfroh, als ich endlich in meinen Schlafsack kriechen konnte. Am nächsten Morgen bin ich auch erst um 09:00 Uhr aufgestanden und war wieder halbwegs auf dem Damm. Nico wollte mit einem anderen Radler (Andreas aus Schweden) in seinem Auto in Richtung Süden der Baja fahren und hat mir angeboten, mich bis Ensenada mitzunehmen. Ein Angebot, dass ich gerne angenommen habe, da ich die Strecke an einem Tag sonst wohl nicht geschafft hätte. So wurde sein Auto gepackt, die Räder hinten drauf und es ging in Richtung Ensenada. Kurz vor der Stadt hat er mich dann abgesetzt und ich bin die letzten Kilometer im mexikanischen Stadtverkehr gefahren. Ziel an diesem Tag war mein erstes „Casa del Ciclista“ - ein Haus, dass Radfahrern eine Unterkunft bietet. Das Casa del Ciclista in Ensenada gehört Gerardo. Es ist ein kleines Apartment, in dem nur Radfahrer unterkommen. Gerardo selbst lebt in den USA. Dort angekommen traf ich auf Don und wenig später kamen noch Nan und Gary dort an. Alles Langzeit-Radler, die auf dem Weg nach Südamerika und weiter sind. Wir haben lange zusammengesessen, zwei Bier getrunken und uns über alles (vor allem natürlich über das Radfahren) unterhalten.
Mit dem Grenzübertritt nach Mexiko hat sich vieles geändert. Nicht nur die Sprache, auch das Bild der Landschaft auf der Baja, das Bild der Städte, die Währung und die Kultur. Wasser aus dem Wasserhahn ist nicht mehr trinkbar (auf jeden Fall nicht ohne Spätfolgen wie Durchfall), Zähneputzen sollte man auch nur noch mit gekauftem Wasser und neben den Toiletten findet man kleine Eimer in die das Toilettenpapier kommt, damit die Toiletten nicht verstopfen. Ferner hat hier jetzt auch die Winterzeit begonnen und es ist um kurz nach 17:00 Uhr dunkel – nicht gerade toll für Radfahrer.

Ensenada ist eine tolle Stadt. Ich bin hier die Straßen rauf und runter geschlendert und gefahren, habe meine ersten Tacos in einem kleinen Straßenrestaurant genossen, war in kleinen Supermärkten einkaufen und habe Mexiko erst mal etwas auf mich wirken lassen. Ensenada und vor allem das Casa del Ciclista sind dafür ein idealer Ort. Heute werde ich hier die zweite Nacht verbringen, bevor es wahrscheinlich morgen endlich wieder richtig auf das Rad geht, weiter in Richtung Süden.
Neben dem Radfahren wird nun das spanisch Lernen eine Herausforderung werden. Ein paar Brocken bekomme ich hin. Sehr zum Vergnügen der Einheimischen......aber erfreulicher Weise geht es den anderen nicht viel anders.