Montag, 28. Mai 2012

Durch die Wüste nach Trujillo

Pause an einem Restaurant

Lange Strassen durch die Wüste. Links und Rechts Sand.

Gut und voll beladen geht es über die Strassen.

Brennenden Müllkippen vor und nach den Städten - und mitten drin leben Menschen.

Vor lauter Sand habe ich die 17.000 km etwas verpasst.

Vor der Casa de Ciclista in Trujillo. Jons, Pedro, Martina, Jenn und Dave.

In der Adobe-Stadt "Chan Chan". Die Überreste sind auf einem riesigen Areal verteilt.

Mauern aus Lehm mitten in der Wüste.
Um 1460 a.D. haben die Inkas die Zivilisation der Chimu untergehen lassen.

Sand, Wind, Sand, Wind, Sand, Wind und Sand und Wind – das waren die aufregenden Radlererlebnisse auf meinem Weg nach Trujillo. Bevor ich aber dort angekommen bin, habe ich mich einige Tage zuvor erst mal in einem riesigen Ölfeld am Meer verfahren und für 23 km auf übelster Piste über drei Stunden gebraucht, um einen Weg heraus zu finden. Wieder auf der Panamericana ging es nach Sullana. Die Stadt war einfach nur laut und all die Motortaxis haben ein einziges Verkehrschaos verursacht. Wohl gefühlt habe ich mich hier nicht. Das Gleiche einen Tag später in Piura. Die Stadt war noch größerer, noch lauter und noch mehr Motortaxis. Es wurde Zeit, dass ich in die Wüste kam. Von Piura nach Chiclayo gibt es zwei Straßen – die eine hat auf der Landkarte einige Orte, die andere zeigt einfach nur über 200km Wüste und Nichts. Ich habe mich für die über 200km Einsamkeit entschieden. Mit gefüllter Lebensmitteltasche und viel Wasser ging es los. Entgegen der Landkarte waren die ersten 40km aber noch sehr dicht besiedelt und in der Wüste fand ich zu meiner Freude in passenden Abständen immer wieder ein kleines Restaurant, wo ich meinen Durst stillen konnte. Wasser und Cola waren zwar nicht immer kalt – aber das war egal. Nervig war jedoch der ganze Schwerlastverkehr, der über die Straße donnerte. Ich wollte in der Wüste eigentlich einen neuen Tages-Etappen-Rekord aufstellen und mal mehr als 160km an einem Tag radeln. Was morgens noch ganz gut aussah, gestaltete sich ab Mittag aber als sehr schwierig, denn starker Gegenwind – der an der peruanischen Küste für suedwaerts fahrende Radler normal ist - bremste mich völlig aus. 137km waren es letztendlich, als ich im Sand mein Zelt aufgestellt und einen tollen Sonnenuntergang in der Wüste genossen habe. Am nächsten Morgen blies mir der Wind dann von Anfang an ins Gesicht und die KM wurden nur langsam mehr – und das auf ebener Strecke. Nach 1,5 Tagen erreichte ich bereits Chiclayo und hatte die 200km Wüste hinter mich gebracht. In der großen Stadt wurden erst mal gut gegessen und eingekauft bevor es weiter ging. Noch eine Nacht in der Wüste stand an – mein Zelt stand hinter einer kleinen Düne, die etwas Windschutz bot, mitten auf einer unendlich erscheinenden Ebene aus Sand. Am nächsten Morgen dann weiterfahrt nach Pacasmajo, welches ich gegen Mittag erreichte. Und entgegen meiner Gewohnheiten bin ich von hier nach Trujillo auf den Bus umgestiegen. Nicht wegen dem Gegenwind oder weil mir die Wüste langweilig wurde – es lag vielmehr an der Stadt Pijan. Diesen Städtenamen hatte ich erstmalig in Mexiko gehört und seitdem hat er mich verfolgt wie ein riesiges Ausrufezeichen: Fahre nicht durch diese Stadt!!!! Denn hier werden regelmäßig Radfahrer überfallen und ausgeraubt. Mal nur Geld oder Kamera, mal das ganze Rad samt Ausrüstung. Die Warnung habe ich mir zu Herzen genommen und bin für 18 Soles bequeme 90 Minuten mit dem Bus in das Zentrum von Trujillo gefahren. In der Millionenstadt Trujillo gibt es eine Anlaufstelle für alle Radfahrer: Die Casa de Ciclista von Lucho. Seit 1985 beherbergen Lucho und seine Frau Aracelly hier Langzeitradler aus aller Welt. Das Gästebuch ist eine interessante Tageslektüre und ich durfte mich als der 1.667 Radler auch hier eintragen. Mit mir sind sieben (mal mehr, mal weniger) Radler/innen hier. Es ist eine tolle Gemeinschaft mit Gleichgesinnten. Neben Ausruhen habe ich mein Rad mal wieder gewartet (neue Kette, neue Bremsbacken, PUTZEN!!), mit anderen Radlern die um 1.000 a.D. erbaute Adobe Stadt „Chan Chan“ besucht, im gegenüberliegenden Markt gut und billig gegessen und habe die Großstadt mit ihren Annehmlichkeiten genossen. Morgen geht es dann weiter – weg von Küste und Wüste und wieder hinauf in die Berge nach Huaraz.
Ach so, dann ist da noch der zweite Eindruck von Peru:
An dem lauten und chaotischen Durcheinander in den Städten hat sich nicht viel geändert und der Müll ist auch nicht weniger geworden. Was mir jedoch aufgefallen ist, dass ich von einigen Menschen entlang der Straße einfach nur stumm angestarrt werde und in die finsteren Mienen kann man so einige Gedanken interpretieren. Ferner war es eigentlich immer so, dass die Menschen mich vor dem kommenden Land gewarnt haben. Hier in Peru warnen einen die Menschen vor den eigenen Städten und Gegenden. Trostlos war es schon entlang der Küste – die braunen Lehmhäuser in den verstaubten Orten hoben sich kaum von der Wüste ab. Peru ist ärmer und nicht so gut Entwickelt wie Ecuador – im Vergleich dazu kommt mir das Preisniveau (gerade für Übernachtungen) dann doch etwas hoch vor. Aber es ist alles interessant und die meisten Menschen entlang der Straße sind nach wie vor freundlich, nett und hilfsbereit. Wie zum Beispiel die Dame vom Restaurant, die sich darüber aufgeregt hat, dass der Rad-Gringo vor dem Restaurant auf dem Boden sitzt und am essen ist und nicht mit seinen EIGENEN Essenssachen IN das Restaurant gekommen ist, um sich ordentlich an den Tisch zu setzen....Lateinamerika :-)
   

Mittwoch, 23. Mai 2012

Von Ecuador nach Peru

Es wurde "hügelig" nach Latacunga.

Die blauen Kirchtuerme von Cuenca

Bier gratis???

Auf dem Markt in Cuenca - Handarbeit.

Unter gelben "Maggi-Schirmen" wird alles mögliche verkauft.

Die Hüte der Indigenas sind je nach Region unterschiedlich.

Ein echtes Wiener-Schnitzel gab es in Cuenca. LECKER!!!!

Mit Jenn und Dave über die Grenze nach Peru.

Kuestenwueste erwartete uns in Peru.

Und die Geier warten auch schon....
     
   
Von Latacunga ging es mit viel Verkehr über Ambato nach Riobamba. Große Städte ohne Flair. Nach Riobamba wurde der Verkehr deutlich weniger und ich war im grünen, sehr hügeligen Hochland. Ziegen, Schafe, Schweine, Esel und viele nervige Hunde entlang der Strasse - und die Einheimischen betrieben Landwirtschaft. Auf der Strecke von Alausi nach Canar habe ich auf 100km an einem Tag über 4.000 Höhenmeter gemacht (lt. Profilberechnung im Internet) - radeln von Tal zu Berg zu Tal zu Berg zu Tal..... Den letzten kleinen Hügel rein nach Canar habe ich geschoben, da ich fertig war.
"Cuenca" nennt sich nicht umsonst die schönste Stadt Ecuadors. Kolonialbauten werden von den blauen Türmen der Kathedrale überragt. Es gibt einen interessanten Markt und ein österreichisches Restaurant, wo ich mir ein großes Wiener Schnitzel habe schmecken lassen. Das Weizenbier mit 7,50$ war dann doch etwas zu teuer. Hier habe ich auch die beiden Kanadier Jennifer und David wiedergetroffen. Die beiden Radler sind auf dem Weg nach Süden und unser letztes Treffen liegt etwas weiter zurück: es war kurz vor San Francisco. Bei einem Blick auf die Landkarten (und das Höhenprofil) haben wir dann den Entschluss gefasst, das Hochland zu verlassen und runter zur Küste zu fahren. Nach einem Ruhetag ging es los.
Zuerst mussten wir noch 200 Höhenmeter hochpedalen - auf 2.700 Meter. Dann kam die Abfahrt zur Küste. In 150km ging es auf fast Meeresniveau. Jedoch nicht als SUPER-Abfahrt. Gemeine Gegenanstiege und schlechte Strassen dämpften den Spass etwas, die Landschaft war jedoch mal wieder spektakulär. Nach den 150km waren wir in Pesaje - die bestimmt hässlichste Stadt in Ecuador. War aber auch nur für eine Nacht. Durch endlose Bananenplantagen fuhren wir dann zur Grenze. Auf der neuen Strasse war so gut wie nichts los und die drei Jahre alten Grenzbauten erstrahlten noch in neuem Glanz. Eigentlich sind Grenzen ja immer hektisch. Aber diese Grenze war anders: Ein Grenzbeamter schlief in seinem Buerostuhl, auf der peruanischen Seite haben wir einem eine kurze Englischstunde gegeben, damit er vor Langeweile nicht umkommt. Wir waren fast die Einzigen an dieser riesigen Grenzanlage. Aus- und Einreise verliefen ohne Probleme und nervige Geldwechsler waren nirgends zu finden. Und dann waren wir in Peru - meinem Land Nummer 12.
In Tumbes, der ersten grossen Stadt hinter der Grenze, waren wir von Sonnet eingeladen. Ihre Eltern habe ich in Seattle bei Cathy (meinem ersten WS-Host) kennen gelernt und sie haben den Kontakt zu ihr hergestellt. Wir trafen uns in einem Restaurant und haben den Untergang des FC-Bayern im Fernseher angeschaut. Dann ging es weiter zum Pazifik - und eine erste Campingnacht am Meer seit langer Zeit stand an. Das Meeresrauschen und die warmen Temperaturen waren der absolute Kontrast zum Hochland. Noch vor wenigen Tagen bin ich im ewigen Eis der Berge geklettert und nun wieder kurze Hose und baden im Meer. Entlang der Kuestenwueste Perus fahre ich nun wieder alleine in Richtung Trujillo, das ich in wohl in vier bis fünf Tagen erreichen sollte.
Und dann ist da noch der erste Eindruck von Peru: Die Menschen sind nett, vorallem die Straßenarbeiter, die immer Fragen, aus welchem Land man kommt. Im Stadtverkehr gibt es hunderte (gefühlte tausende) von Motortaxis, die wie die letzten Henker über die Strassen jagen. Wenn auch sonst nicht viel an den Fahrzeugen funktioniert - die Hupe geht auf jeden Fall. Und die wird genutzt, wann immer es geht. Es nervt stellenweise sehr, vorallem wenn LKW oder Busse mit ihren ohrenbetäubenden Hupen Lärm machen. Auch sonst sind die Staedte sehr laut, trubelig und quirlig. Der Lebensstandard ist geringer als in den suedamerikanischen Laendern zuvor, ich habe auch wieder ziemlich runtergekommene Behausungen gesehen und der Müll an den Strassen ist unansehnlich.
  

Dienstag, 15. Mai 2012

Samstag, 12. Mai 2012

El Aleman loco - oder Cotopaxi die Zweite



Am Abend sah der Cotopaxi noch ganz nett aus...
in der Nacht war es stuermisch, nebelig und wolkig.

Nebel, Sturm und steile Anstiege.

Eingeeist am Gipfel.

Auch Martin ist eingeeist.

Eine faszinierende Eis- und Gletscherlandschaft.

Kurze Ruhepause beim Abstieg. Und endlich etwas Sicht.
El Aleman loco - der verrückte Deutsche. So nennt man mich hier im Hostal. Der Grund dafür ist folgender:
Eigentlich wollte ich ja letzten Mittwoch meine Tour fortsetzen. Als jedoch am frühen Morgen der Wecker klingelte, war ich noch fertig vom Chimborazo. Ich habe keine 2 Sekunden überlegt, den Wecker ausgestellt und mich einfach wieder umgedreht. Ein weiterer Ruhetag war nötig. Ich habe den Tag wirklich mit Nichtsun verbracht. Als ich am Nachmittag vom Mittagsschlaf aufgestanden war, stand unten im Hostal ein Fahrrad und das Lateinamerika Bikebuch lag auf dem Tisch. Diese Sachen gehörten Martin aus Dresden. Er ist unterwegs von Lima (Peru) nach Bogota (Kolumbien).  Und er wollte gerne den Cotopaxi besteigen. Ich hatte mir etwas Bedenkzeit ausgebeten, und überlegt, ob ich nochmal mitkomme. Aber eigentlich war diese Entscheidung binnen weniger Sekunden gefallen. JA!!!
Also haben wir beiden für den nächsten Tag die Besteigung gebucht. Und ab da war ich el aleman loco. Aber ab und zu muss man einfach verrückt sein.
Am nächsten Tag ging es wieder mit Guide Emilio zum Cotopaxi Nationalpark und hoch zur Hütte. Diesmal waren ein paar mehr Leute hier oben. Ich konnte die Nacht über sogar die Augen etwas zu machen und schlafen. Gegen 1:00 Uhr sind wir drei als letzte Gruppe aus der Hütte raus und hoch zum Gipfel. Es war sehr stürmisch und nebelig bzw. wolkig. Ab und zu gaben die Wolken einen Blick auf die Lichter von Quito frei, sonst war aber fast nichts zu sehen. Wir vereeisten so nach und nach. Meine Stirnlampe konnte ich nach Sonnenaufgang nicht ausschalten, da der Knopf total mit Eis überzogen war. Ziemlich zügig überholten wir die anderen Gruppen, die bis zu zwei Stunden vor uns gestartet waren. Wir waren gut akklimatisiert und sehr gut unterwegs. Martin bekam arge Probleme mit seinen Schuhen und Blasen - hat aber die Zähne zusammengebissen und ist unter Schmerzen weiter den Berg hoch. Noch vor 7:00 Uhr standen wir am Gipfel auf 5.897m. Es roch nach Schwefel, zu sehen war GARNICHTS und der Wind stürmte über den Gipfel. An ein Foto mit Greffener Fahne war nicht zu denken und den grossen Krater haben wir leider auch nicht gesehen. Über steile Hänge ging es dann wieder runter. Drei mal hat uns Emilio mit Seil über die Steilen Hänge runtergelassen. Über den Gletscher sind wir ohne Probleme gekommen. Beim runtergehen klarte es etwas auf, so dass man die bizarre Gletscherwelt sehen konnte. Um 10:30 Uhr waren wir wieder an der Hütte und von dort aus ging es zurück zum Hostal.
Mir hat die Besteigung nicht so zugesetzt wie die am Chimborazo. Jedoch muss ich sagen, dass es technisch schon etwas anspruchsvoller war, da es am Cotopaxi einige steile Schneehänge mit schmaler Spur gibt. Der Wind und der Nebel haben zwar alles eingeeist, aber kalt war es überhaupt nicht. Martin hat einige Schuerfwunden und Blasen an den Fuessen davon getragen, aber ansonsten haben wir einen tollen Bergtag erlebt - auch ohne Aussicht.
Und nach einem Ruhetag heute geht es dann morgen definitiv weiter..... - mehr Berge, die ich hier in der Gegend besteigen möchte, gibt es nämlich nicht.
Und aller guten Dinge sind demnach zwei!
  

Mittwoch, 9. Mai 2012

Auf dem hoechsten Berg der Welt

Ja, genau!! Ich war auf dem höchsten Berg der Welt. Und keine Angst, die Höhenluft hat mich nicht verrückt gemacht und einen Abstecher nach Nepal habe ich auch nicht eingelegt. Aber dazu später mehr.

Santiago hat mir noch eine gute Wegbeschreibung aus Tumbaco mitgegeben, damit ich durch Quito nicht durchradeln musste. So habe ich die Casa de Ciclista verlassen und es ging weiter in Richtung Süden. Über Machachi bin ich zwei Tage später in Latacunga angekommen. Und hier ist das Zentrum für alle Bergverrückten, die gerne mal auf einen der Vulkane Ecuadors möchten. Und zu denen zähle ich mich dazu. Im Hostal Tiana bin ich abgestiegen, ein tolles Hostel mit einer Agentur für Bergbesteigungen. Also nicht lange überlegt und zwei Touren waren schnell gebucht: Cotopaxi und Chimborazo. Bereits am nächsten Tag sollte es losgehen auf den Cotopaxi - 5.897 Meter.
Meine fehlende Ausrüstung bekam ich im Hostal und mit meinem Guide Emilio ging es am nächsten morgen los in Richtung Cotopaxi Nationalpark. Geparkt wurde auf 4.500 Meter und die letzten 300 Höhenmeter bis zum Refugio Jose-Ribas ging es zu Fuss rauf.



Der Engländer Edward und sein Guide Fausto waren auch noch auf der Hütte, ferner zwei Amerikaner mit Guide. Somit waren nur vier Bergsteiger und drei Guides oben. Das versprach eine ruhige Besteigung zu werden. Gegen 17:30 Uhr gab es Abendessen und dann sind alle in die Schlafsäcke verschwunden. Um Mitternacht sollten wir geweckt werden. War bei mir aber nicht nötig, da ich eh die ganze Nacht kein Auge zugemacht habe und dem Sturm gelauscht habe, der um die Hütte tobte. Ein kleines Frühstück, anziehen und um 01:00 Uhr ging es los in die Nacht und in Richtung Gipfel. Trotz Sturm war es nicht all zu kalt am Berg. Der Vulkangipfel lag wolkenlos über uns, unter uns waren in einer Wolkenlücke die Lichter von Quito zu sehen. Sonst war alles zu mit Wolken - jedoch waren diese Wolken unter uns. Die Nacht wurde erhellt durch unzählige Blitze in den Wolken und unsere Stirnlampen liessen die Schneekristalle wie Diamanten funkeln. Die ersten 45 Minuten ging es über Sand und Steine, dann haben wir die Steigeisen angelegt und sind über Schnee weiter rauf. Die Schneelandschaft war schon beeindruckend, auch wenn man in Nacht nicht all zu viel sehen konnte. Auf 5.400 Metern mussten wir eine Gletscherspalte queren. Da es über eine Woche nicht geregnet und geschneit hatte und ein Gletscher ja auch in ständiger Bewegung ist, war die Spalte über die Woche mächtig gewachsen. Guide Fausto machte sich - am Seil gut gesichert - mit zwei Eispickeln in der Hand daran, eine mögliche Querung über die Spalte zu suchen. Er fand auch eine Möglichkeit, für die uns jedoch die Ausrüstung und das Können fehlte, diese zu überqueren. Nachdem sich unsere Guides kurz beratschlagt haben, mussten wir die bittere Pille schlucken, dass es hier und jetzt für uns nicht weitergeht. Auf 5.400 Metern war Schluss und wir haben den Rückweg zum Refugio angetreten. Sehr schade, aber Sicherheit geht vor.


Der nächste Tag war dann zum ausruhen und nach dem Ruhetag ging es zum Chimborazo.
Emilio und ich sind zwei Stunden in Richtung Chimborazo Nationalpark gefahren. Mit dem Auto ging es zum höchsten Parkplatz Ecuadors, auf 4.850 Meter und von dort zur Whymper - Hütte auf 5.000 Metern. Es war nebelig, wolkig und die Luft hier oben dünn. Denn Berg konnte man nur erahnen.



Chimborazo - la montaña más alta en Ecuador

Emilio und ich waren die einzigen, die in der Nacht zum Gipfel aufbrechen wollten. Es gab ein leckeres Abendessen und um 18:30 Uhr lag ich bereits wieder im Schlafsack. Und auch in dieser kurzen Nacht habe ich kein Auge zugemacht, obwohl es absolut ruhig in der Hütte war und draußen kein Sturm tobte. Immer, wenn mir die Augen zu fielen, wurde die Atmung flacher. Dann bin ich schlagartig wieder aufgewacht und habe nach Luft gerungen - so ist das halt in der Hoehe und mit der duennen Luft. Um 23:00 Uhr war aufstehen angesagt , es gab wieder ein kleines Fruehstueck und um Mitternacht standen wir zwei startklar vor der Hütte. Der Nebel und die Wolken waren weg und man konnte den riesigen Berg und den Vorgipfel erkennen. Auch hier ging es anfangs über Sand und Steine, dann haben wir die Steigeisen angelegt. Über den Gletscher ging es geradeaus hoch in Richtung Gipfel. Es war mal mehr, mal weniger steil, aber der stetige Anstieg über weichen Schnee hat ganz schön an meiner Kondition gezehrt. Kurz nach Sonnenaufgang hat Emilio mich darauf aufmerksam gemacht, dass ich immer langsamer geworden bin und mich gefragt, ob alles ok ist. Ich hatte keine Höhenprobleme, nur meine Kraft ließ stetig nach -  ich war fix und fertig. Für die letzten 100 Hoehenmeter zum Vorgipfel Ventimilla auf  6.228 Metern habe ich eine Stunde gebraucht. Kurz nach Sonnenaufgang kamen auch die Wolken wieder und der Hauptgipfel war nur kurze Zeit zu sehen. Und so kurz vor dem Ziel kam auch etwas Kraft zurück. Vom Vorgipfel ging es erst runter, dann wieder steil hinauf zum Hauptgipfel auf 6.310 Meter. Nach über sieben Stunden und 1.300 Hoehenmetern bergauf stand ich auf dem höchsten Berg Ecuadors. Ich bin in die Knie gesunken, wollte mich so richtig freuen, aber ich war einfach zu geschafft.
Auf dem Vorgipfel 6.228 Meter - im Hintergrund der Hauptgipfel

Am Ziel - 6.310 Meter über normal Null.

Wir waren nur kurz am Gipfel und viel gesehen hat man oben nicht. Die Wolken haben nur ganz kurz einen Blick auf das Umland freigegeben, bevor alles wieder zu war.
Über den Vorgipfel ging es dann wieder runter. Obwohl runter ja immer schneller geht als hoch, hatte ich ganz schön zu kämpfen. Meine Kraft ließ immer weiter nach und die letzten Meter waren wirklich eine Qual. Um 11:000 Uhr war ich endlich wieder in der Whymper - Hütte und konnte fast keinen Schritt mehr vor den anderen machen. Eine Cola, ein Snickers und ein paar Minuten Ruhe, und es ging weiter runter zum Auto und von dort zurück nach Latacunga.
Ich hatte seit dem Vortag nicht mehr geschlafen, einen Berg bestiegen und kaum dass ich im Auto sass, waren die Augen zu.
Richtig freuen konnte ich mich an diesem Tag nicht wirklich, da ich zu erschöpft war. Aber ich hatte immerhin nicht nur den höchsten Berg Ecuadors bestiegen, sondern auch den höchsten Berg der Welt. Der Chimborazo überragt den Mt. Everst um 2.220 Meter!!! Kein Witz. Aber wie immer, kommt es auf den Standpunkt der Betrachtung an. Und bei dieser Messung  geht man vom Erdmittelpunkt aus. Da unsere Erde ja keine runde Kugel, sondern eher ein Ei ist, ist der Chimborazo vom Erdmittelpunkt aus gemessen halt 2.220 Meter höher als der Everst.




Nach einem Ruhetag geht es morgen dann wieder auf das Rad. Entlang der Allee der Vulkane erhoffe ich mir einen guten Blick auf den Chimboarzo, den ich nochmal passiere, und natürlich auf andere schneebedeckte Gipfel Ecuadors. Bis zur Grenze Perus sind es noch ca. 800 sehr hügelige Kilometer....



Dienstag, 1. Mai 2012

Ecuador: Von der Nord- auf die Suedhalbkugel

In Tulcan auf dem Friedhof gibt es kunstvolle Heckenfiguren

Links und Rechts - Tradition und Moderne

Willkommen am Äquator.

Mein GPS bestätigt, dass ich am Äquator bin.

Kurz vor Quito mein erster Blick auf den Cotopaxi.

Sonntagskonzert in der Altstadt von Quito.

Hochhausfassade

Quito liegt in einem Tal und erstreckt sich über 50km






Amtsanmaßung?
Ich stehe gerade am Rednerpult im Präsidentenpalast.

Die Wache hat es jedenfalls nicht gestört.

Die südamerikanische Antwort auf die Mantaplatte:
Salchipapa.

Mit einem neuen Land ist es, wie mit einer Pralinenschachtel: Man weiß nie genau, was man bekommt. So erging es mir auch mit Ecuador. In meiner Vorstellung war es ein armes Land mit Bergen und dem Äquator. Viel mehr wusste ich von diesem Land nicht.
Modern ging es aber bereits an der Grenze zu: denn es gab keinen Stempel in den Pass, sondern die Einreise wurde in den Pass eingedruckt. Wobei mir ein Stempel lieber gewesen wäre. Mit drei Monaten Aufenthaltserlaubnis bin ich dann los in Richtung Quito.
In Tulcan, der ersten großen Stadt nach der Grenze wurde ich sofort auf den Friedhof geschickt, da der sooooo schön sein soll. Also gut, wenn seit der Grenze alle davon sprechen, fahre ich mal vorbei. Und es war wirklich ein schöner Friedhof. Mit hellen Gräbern und kunstvoll geschnittenen Hecken: als Bögen, Figuren, Kreuze oder was auch immer – die Hecken haben auf jeden Fall den Reiz des Ortes ausgemacht.
Von dort dann erst mal in einen Supermarkt und einkaufen. Und ich war im siebten Himmel. Es gab wieder Nutella und Gouda – Käse zu erschwinglichen Preisen. Vom Käse habe ich mir erst mal 350g gekauft und die waren schneller weg, als ich dachte. Auch wenn der Käse nicht ganz so gut ist, wie bei uns. Auf jeden Fall sind die Supermärkte hier gut ausgestattet. Dann noch schnell zum Geldautomaten um mir ein paar US-Dollar zu ziehen. Ich frage mich immer beim Geld abheben, warum diese dämlichen Automaten 20 $ - Scheine ausspucken, die niemand wechseln kann, außer vielleicht ein Supermarkt. Kleine Scheine wären viel angebrachter.
In San Gabriel habe ich dann die erste Nacht verbracht und es war eine richtig schöne Kleinstadt mit allen Annehmlichkeiten. Hier bin ich dann auch zwei Nächte geblieben, da ich von den Höhenmetern in den Bergen und der Höhenluft ziemlich geschafft war. Mein Körper hat nach einem wirklichen Ruhetag verlangt. Und so habe ich diesen Ruhetag auch wirklich als einen solchen genutzt: Schlafen, essen, lesen. Danach ging es mir wieder besser und über Ibara ging es nach Cayambe. Dieser Ort war mal wieder einer der ganz besonderen auf meiner Reise. Denn mein GPS zeigte mir an, dass ich am Äquator war. Das hätte ich aber auch ohne GPS gemerkt, denn ein großes Schild schickte mich direkt zum Äquator – Denkmal. Ein großer, gepflasterter Platz, in der Mitte eine Eisenschiene, die den Äquator markiert. Hier war dann erst mal Pause angesagt. Ich habe Fotos gemacht, lange direkt auf dem Äquator gesessen und diesen besonderen Moment auf mich wirken lassen.
Am nächsten Morgen bin ich dann am alten Denkmal vorbeigefahren – eine Betonweltkugel, die viele Jahre am falschen Platz den Äquator markiert hat – man hatte diese definitiv zu weit südlich aufgestellt.
Auf meinem Weg nach Quito erschien nach einer Linkskurve ein gigantischer weißer Berg am Horizont. Zweimal habe ich nachgefragt, und beide male war die Antwort: Das ist der Cotopaxi. Was für eine Erscheinung. Viele male erschien der Berg, bevor er sich in Wolken hüllte und so gut wie nicht mehr zu sehen war.
Durch andere Radler habe ich von der Casa de Ciclista in Quito erfahren. Ein Haus für Radfahrer. Zur Casa von Santiago und seiner Familie musste ich nicht mal durch Quito durch, sondern auf einer Nebenstraße zur Panamericana nach Tumbaco. Dieser Ort lag 15km vor der Stadt und hat mir wahrscheinlich so einiges an Verkehrschaos erspart. In der Casa angekommen, wurde ich sofort herzlich begrüßt, es gab Mittagessen und so einiges zu erzählen. Ein argentinisches Radfahrerpärchen, eine Kolumbianerin und ein Deutscher waren auch noch dort. Wegen Platzmangel in der Casa habe ich mein Zelt im Garten aufgeschlagen und dort genaechtigt.
Am nächsten Tag ging es dann in die Hautstadt Ecuadors. Ich bin mit dem Bus in das historische Zentrum gefahren und habe mich einfach treiben lassen. Ein Besuch in der großen Kathedrale war sehr lohnenswert, da man für 2 $ auf zwei der drei Türme steigen konnte und von hier einen super Rundblick über die riesige Stadt hatte. Ferner haben ich den Präsidentenpalast besucht und wollte mit meinem Kollegen mal etwas reden. Aber der Praesi hatte keine Zeit und ich musste mich mit einer Führung durch den Kabinetts-, Speise und Rednersaal zufriedengeben.
Tags darauf habe ich dann die Casa de Ciclista mit ihrer Werkstatt genutzt, um mein Rad mal wieder zu warten. Ölwechsel an der Rohloff, neues Ritzel und natürlich wurde das Rad auch mal wieder geputzt. Morgen werde ich diesen Ort der Gastfreundschaft schon wieder verlassen und über die „Allee der Vulkane“ weiter in Richtung Süden fahren.
Auf jeden Fall bin ich von Ecuador bis jetzt sehr positiv überrascht und freue mich auf mehr.

Grenze Kolumbien - Tumbaco
Streckenlänge: ca. 245 km
Steigung gesamt: 3.562 Meter
Downhill gesamt: 4.139 Meter
Hoechster Punkt: 3.312 Meter uNN